Mühsame Stabilisierungs-Versuche
Die wichtigen Weltbörsen hängen am Ölpreis. Eine endgültige Trendentscheidung steht noch aus.
Die Bärenmarkt-Rally verliert an der Marke von 9.500 DAX-Zählern schon wieder an Schwung. Damit entpuppt sich der Bereich zwischen 9.200 und 9.500 Punkten als relativ kräftige Widerstandszone. Aber ohnehin liegt bei 9.600 Punkten ein Deckel auf dem DAX. Auf diesem Niveau verläuft der mittelfristige Abwärtstrend, der neuen Verkaufsdruck bringen dürfte. Der deutsche Aktienmarkt ist derzeit extrem technisch getrieben. Fundamentale Nachrichten von Gewicht gibt es kaum. Zwar hat der ifo-Index leicht nachgegeben. De facto hat der Markt die Eintrübung der Aussichten aber eigentlich bereits vorweggenommen. Das gilt auch weitgehend für die leichten Umsatz- und Gewinnrevisionen einzelner Unternehmen – voran von den Automobilzulieferern (Stichwort China). Sichtbar ist auch, dass die wichtigen Weltbörsen weiterhin parallel zum Ölpreis laufen. Steigt der Preis des Schwarzen Goldes, klettern die Aktienbörsen – und umgekehrt. Positiv: Beim Ölpreis deutet sich allmählich eine Stabilisierung im Bereich von 30 bis 33 US-Dollar je Fass Brent an. Es dürfte also langsam die Zeit kommen, sich für ein Öl-Investment bereitzuhalten. Immer öfter hören wir jetzt von Händlern den Hinweis auf die nächste EZB-Sitzung. Am 10. März wird Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, wieder vor die Öffentlichkeit treten. Wir hören immer wieder das Argument, dass „die Geldpolitik neu überdacht werden“ könnte. Da Zinserhöhungen damit natürlich nicht gemeint sein können, hören wir hier Spekulationen über zusätzliche Lockerungsmaßnahmen der Notenbank heraus. Allerdings sind wir davon überzeugt, dass dies ohnehin nur ein Strohfeuer an den Börsen entfachen könnte. Noch mehr billiges Geld wird die strukturellen Probleme (in den Bankbilanzen) so wenig lösen wie bisher. Die Menge billigen Geldes ist schlicht nicht das Problem. Das bedeutet auch: Die Märkte werden möglicherweise einen Freudensprung machen. Zu einem solchen Sprung gehört aber auch immer eine prompte Landung. Die Marktsituation bleibt also taktisch dominiert. Mittelfristig ergibt sich erst dann ein grundsätzlich neues Bild, wenn die Fundamentaldaten überwiegend positiv überraschen. Legen wir diese Einschätzung zugrunde, wird sichtbar, dass die US-Börsen relativ teuer sind. Dagegen sind der DAX oder osteuropäische Börsen relativ preiswert. Vor einem erneuten Rutsch sind auch diese relativ preiswerten Märkte noch nicht gefeit. Für den DAX rechnen wir kurzfristig mit einem neuen Test der Marke von 9.000 Zählern und des jüngsten Tiefs bei 8.752 Punkten. Achtungszeichen: Als der Markt am 11.2. auf diesem Niveau gedreht hat, geschah das bei moderaten Umsätzen. Trendwenden sind aber meist durch extrem hohe Umsatz-Spitzen gekennzeichnet.
Fazit: Taktische Anleger verkaufen am oberen Ende der Range bei 9.600 Punkten. Nur wenn es der DAX über diese technisch wichtige Hürde schafft, kann er überhaupt in Richtung 10.500 Punkte klettern. Und erst dort fällt die Trendentscheidung.