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Devisen

Nahost und Afrika: Kampf mit der Politik

In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in der Türkei, Israel, Ägypten, Nigeria und Südafrika.

Tourismus-Einbruch bremst Konjunktur

Der Rückgang des Defizits in der Leistungsbilanz der Türkei dürfte nicht lange halten. Er beruht auf einer glücklichen Entwicklung der Terms-of-Trade (günstige Energie-Importe), nicht auf Mengenanpassungen. Dieser Effekt dürfte sich verbraucht haben, während die Belastungen zunehmen. Namentlich der Einbruch im Tourismusgeschäft macht dem Land zu schaffen. Ebenfalls rückläufig sind die Exporte in Länder außerhalb der EU. Hinzu kommt die Belastung durch das herabgesetzte Rating, das die Finanzierung der Defizite verteuert. Mittlerweile sind auch Schwächezeichen bei der Industrieproduktion erkennbar: Im Juli betrug sie -7% zum Vorjahr. Die langsam wieder anziehende Inflation (zuletzt rund 8%) mit einer nach oben tendierenden Kernrate von 8,7% lässt der Geldpolitik kaum Raum für expansive Impulse. Damit dürfte die Neigung der Regierung zu einer expansiveren Finanzpolitik mit entsprechenden Defiziten wachsen.

Fazit: Schwächeres Wachstum, steigende Inflation sowie Defizite des Staates und in der Leistungsbilanz ergeben Druck auf die Lira. Diese wird nachgeben.

Geldpolitik auf dem Devisenmarkt

Israels Leitzinsen haben wenig Raum nach unten. Sie stehen bei 0,1%. Weitere Lockerungen könnten angesichts eines relativ starken Schekel – er ist nach Kaufkraft um etwa 25% überbewertet zum Euro – durch Interventionen auf dem Devisenmarkt realisiert werden. Allerdings war das Wachstum im 2. Quartal (rund 4%) ordentlich. Indikatoren wie der Einkaufsmanager-Index oder die Stimmung der Konsumenten sprechen für weiter kräftiges Wachstum, das sich vor allem auf den privaten Konsum stützt. Die Exporte schwächen sich ab,  der Tourismus ist rückläufig. Von außen kommen also negative Impulse. Zusätzliche Anstöße erhält die Konjunktur eher von der fiskalischen Seite, vor allem der staatlich angeregten Bautätigkeit. Sie reagiert auf die Zuwanderung. Problematisch bleibt die schwache, zuletzt negative Inflation.

Fazit: Der Schekel dürfte in den nächsten Monaten leicht nachgeben.

Wenige Impulse

Das Wachstum Ägyptens schwächt sich weiter ab. Zuletzt – wir betrachten drei Quartale des Fiskaljahres 2015/16 – wurden noch 4,3% erzielt. Im gleichen Vorjahreszeitraum waren es 4,8%. Die Inflation ist per August nach 14% im Vormonat auf rund 15,5% gestiegen. Antriebskräfte sind derzeit nur im privaten und staatlichen Konsum zu sehen. Sowohl die verarbeitende Industrie als auch die Rohstoffförderung sind rückläufig. Die stärkste Belastung ergibt sich aus dem Einbruch des Tourismus. Damit verschärft sich das Defizit in der Leistungsbilanz für das erste Halbjahr um rund 55% gegenüber dem Vorjahr. Die Notenbank hält bislang trotz der erkennbaren Stabilitätsprobleme an ihrer expansiven Position fest. Sie hat den Leitzins auf 12,25% gesetzt. Ihr Argument: Die schwache effektive Nachfrage werde die Inflation in absehbarer Zeit dämpfen. Wir halten das für weniger wahrscheinlich. Die Konstellation spricht für Druck auf das Pfund und eine neuerliche Abwertung. Diese wird ihrerseits die Inflation weiter anfeuern.

Fazit: Die Stabilisierung des Pfunds im Bereich 8,85 bis 8,88 Pfund / Dollar ist gefährdet.

Neuer Druck auf den Naira

Die Notenbank CBN hatte mit der Liberalisierung des Devisenmarktes vom Juni Druck aus dem Kessel gelassen. Der Effekt ist mittlerweile verpufft. Da keine echte Konvertibilität in Sicht ist, hat sich der Schwarzmarktkurs wieder vom offiziellen Kurs entfernt. Mitte September lag der offizielle Kurs des Dollar bei 303 NGN während im Schwarzmarkt 425 NGN bezahlt wurden. Im Hintergrund steht die vom Einbruch der Ölpreise verursachte Rezession. Der Spielraum der Notenbank für expansive Schritte ist begrenzt. Grund ist die auf 17,6% gestiegene und gegen 20% tendierende Inflationsrate. Demgegenüber treten die Erfolge von Präsident Buhari bei der Bekämpfung des Terrors und der organisierten Kriminalität in den Hintergrund. Sie sollten sich aber im Zuge der nächsten Erholung auszahlen. Die nigerianische Notenbank CBN wird die Stützung der Währung längere Zeit aufrechterhalten können.

Fazit: Das Risiko einer neuen Anpassung wächst mit der Differenz des offiziellen Kurses zum Schwarzmarktpreis.

Hoffnungen auf den Wechsel

Der Rand profitiert von den Enttäuschungen über den US-Zinstrend. Er konnte sich trotz schwacher Daten seit dem Jahreswechsel erholen. Dazu haben die günstige Entwicklung der Inflationsrate (5,9% per August) sowie das starke Wachstum im 2. Quartal beigetragen. Doch die Daten vom aktuellen Rand weisen schon wieder nach unten. Der Einkaufsmanager-Index fiel in den Kontraktionsbereich unter 50 Punkte zurück. In der verarbeitenden Industrie bei der Bautätigkeit zeigen sich neue Schwächen. Positiv schlägt eher die Politik zu Buche: Die Amtszeit Jacob Zumas geht zu Ende. Damit besteht die Chance einer Wende zum Besseren.

Fazit: Eine Stabilisierung des Rand auf dem aktuellen Niveau ist wahrscheinlich.

6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Nahost und Afrika

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognose-sicherheit
TürkeiTRY3,3913,433,47neutral
3m-Zins8,818,708,35
IsraelILS4,2114,244,27neutral
3m-Zins0,0920,050,05
ÄgyptenEGP9,859,9010,25unsicher
3m-Zins9,39,39,3
NigeriaNGN338340340unsicher
3m-Zins6,9n. v.n. v.
Südafrika
ZAR15,4815,5015,05neutral
3m-Zins7,357,357,25
  • TRY: Die Geldpolitik wird eher gelockert und schwächt die Lira.

  • ILS: Die Notenbank wird versuchen, den Schekel zu schwächen.

  • EGP: Das ägyptische Pfund bleibt durch die schwache Auslandsposition gefährdet.

  • NGN: Interventionen stabilisieren den Naira.

  • ZAR: Die Hoffnungen auf einen politischen Wandel und Reformen stärken den Rand zunächst.

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