Neuverteilung im Gang
Die Touristenströme werden sich im Laufenden Jahr neue Ziele suchen. Grund ist die Angst vor Terroranschlägen.
Die deutschen Touristen reagieren inzwischen stark auf Nachrichten über terroristische Attacken. In früheren Jahren war das nicht so. Dies führt nach Auffassung des Hauptgeschäftsführers des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Dirk Inger, zu einer dramatischen Veränderung der favorisierten Zielländer. Hauptgründe seien der Anschlag in Paris im November 2015 und die anschließende Absage des Fußballländerspiels in Hannover. Dies habe die schwierige Sicherheitslage plötzlich ins allgemeine Bewusstsein gerückt, meint der DRV. Das sei direkt auf das Buchungsverhalten durchgeschlagen. Insgesamt suchen vermutlich 7,5 Mio. Deutsche ein neues Urlaubsziel. Am Mittelmeer sind entsprechende Kapazitäten kaum zu finden, auch wenn Spanien und Portugal neue Rekordzahlen vermelden konnten. Negativ betroffen sind 2016 die Türkei (- 40%), Ägypten (- 35%) und Tunesien (- 71%). Dabei hatte sich Tunesien nach dem Anschlag von 2011 gerade erst etwas erholt. Vor 2011 kamen 1 Mio. deutsche Touristen, dann nur noch 270.000, 2014 dann 400.000 und vergangenes Jahr sogar nur 260.000. Gravierende wirtschaftliche Probleme gibt es in allen drei Ländern, vor allem in der Türkei. Der Tourismus trägt hier 12% zum BIP bei und beschäftigt direkt 2,1 Mio. Menschen. Da nicht nur die Deutschen als zweitwichtigste, sondern auch die Russen als bisher wichtigste Urlaubergruppe ausbleiben, fehlen hier Milliarden Euro an Einnahmen. 2014 kamen noch 5 Mio. Russen, 2015 allenfalls noch ein paar tausend.
Fazit: Der Inlandstourismus dürfte 2016 ein sehr gutes Jahr erleben. In den verbliebenen Zielen am Mittelmeer steigen wiederum die Preise, Last-Minute-Angebote wird es kaum geben.