Ende vergangener Woche sorgte die japanische Notenbank (Bank of Japan) für einen Paukenschlag an den Märkten und überraschte damit die Anleger und Investoren. Sie kündigte an, die Geldmenge weiter ausweiten und Staatsanleihen, ETFs und andere Finanzinstrumente in erheblichem Umfang kaufen zu wollen.
Infolge der erneuten Geldmengenausweitung kletterten die Aktienkurse aller wichtigen Märkte kräftig. Der DAX sprang direkt zur Markteröffnung um rund 170 Punkte und notiert derzeit wieder oberhalb der Marke von 9.300 Zählern und nur noch knapp unter seinem gleitenden 200-Tage-Durchschnitt. Insofern hat die japanische Notenbank die relativ kräftige Korrektur an den europäischen Märkten beendet.
Während die Kurse in Europa weiter in ihrer Seitwärtsrange gefangen sind, geht die Aktienhausse jenseits des Atlantiks ungebremst weiter. Dow Jones und S&P 500 Index stiegen auf neue Allzeithochs. Auch der Index der Technologiewerte, der Nasdaq 100, klettert auf den höchsten Stand seit 14 Jahren. In den USA sind es vor allem gute Unternehmenszahlen, die die Rally weiter antreiben. Mit dem Ende von QE3 und den in Zukunft wohl moderat steigenden Zinsen scheinen sich die US-Märkte schon angefreundet zu haben.
Neben guten Unternehmensnachrichten profitieren die US-Märkte derzeit auch vom Wahlsieg der Republikaner bei den US-Zwischenwahlen. Dadurch, dass die Republikaner nach den Kongresswahlen die Nase vorn haben, lassen sich weitere Reformvorhaben des US-Präsidenten Barack Obama nur schwer durchsetzen. Zudem spekulieren Anleger nun auf eine wirtschafts- und marktfreundlichere Politik.
Heute zieht die Notenbanksitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) das Anlegerinteresse auf sich. Einige Marktteilnehmer rechnen nun auch von Seiten der EZB mit weiteren stimulierenden Maßnahmen – zumindest mit entsprechenden Ankündigungen. Bleiben diese aus, könnte der Markt enttäuscht reagieren. Kommt es hingegen zu neuen Geldgeschenken, sollte der DAX die 200-Tage-Linie (aktuell bei etwa 9.350 Punkten) schnell hinter sich lassen können.
Wir rechnen derzeit jedoch nicht mit einem Vorpreschen der EZB. Vielmehr wird EZB-Chef Mario Draghi in der Pressekonferenz betonen, dass die EZB bereit steht, um weitere Maßnahmen zu beschließen, man jedoch erst einmal die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Zeit abwarten möchte. Die Wahrscheinlichkeit für Enttäuschungen ist damit unserer Meinung nach höher als die Möglichkeit einer fortgesetzten Rally bei DAX und Euro-Stoxx.
Fazit: Nach dem kräftigen Kursanstieg der letzten Wochen stößt die Rally in Europa zunehmend auf Widerstand im Bereich der 200-Tage-Linie. Longpositionen können mit entsprechenden Stopps zwar weiterhin gehalten werden. Neue Käufe im breiten Markt sollten hingegen zurückgestellt werden.