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Devisen

Osteuropa: Währungen auf Stabilisierungskurs

In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und Russland.

Kleine Überraschung

Das Wachstum im 2. Quartal lag mit 2,6% zum Vorjahr (0,9% zum Vorquartal) leicht über den Projektionen der Notenbank CNB. Ursache waren vor allem der überraschend hohe Handelsüberschuss sowie der schwächer als erwartet ausgefallene Rückgang der Investitionen. Demgegenüber entwickelte sich der private Konsum eher unerfreulich. Der weitere Trend dürfte ruhig verlaufen. Der Einkaufsmanager-Index für das verarbeitende Gewerbe (manufacturing) oszilliert um die neutrale 50-Punkte-Marke zwischen Kontraktion und Expansion. Zuletzt ging es von 49,3 auf 50,1 Punkte nach oben. Die Inflation erreicht unterdessen 0,6%. Sie ist damit weit entfernt vom Notenbankziel 2%. Dies soll nach den Erwartungen der Währungshüter in der zweiten Hälfte 2017 erreicht werden. Bis dahin dient das Limit für die Euro-Parität der Krone von 27 CZK je Euro als Anker.

Fazit: Die Krone wird sich zunächst weiter bei 27 CZK/EUR halten.

Warnsignale

Die Währungshüter ließen ihre expansive Ausrichtung unverändert bestehen. Dies geschah vor dem Hintergrund einer optimistischen Einschätzung der Lage. Indes signalisieren die Zahlen der Industrie und des Baugewerbes einen teilweise sogar scharfen Einbruch! Zudem lag das um Saison- und Kalendereffekte bereinigte reale Wachstum offiziell bei nur noch 1,8%. Das müssen wir allerdings mühsam aus den Mitteilungen herausklauben. Denn genannt werden zunächst immer nur 2,6% Wachstum vor der Bereinigung. Offenbar stockt mittlerweile insbesondere die Inlandsnachfrage. Die Bautätigkeit ist von Mai-Juli (letzte vorliegende Monatswerte) jeweils um 15% bis 25% zum Vorjahr gefallen. Produktion, Inlandsabsatz und Auftragseingang der verarbeitenden Industrie sind ebenfalls deutlich rückläufig. Die Investitionen sind im 2. Quartal bereits um volle 20% hinter dem Vorjahr zurückgeblieben. Eine nachvollziehbare Erklärung fehlt. Was ist faul im Orban-Staat?

Fazit: Sofern sich die angesprochenen Probleme nicht näher konkretisieren, sollte sich der Forint auf seinem zuletzt stärkeren Niveau halten können.

Neue Mannschaft auf altem Kurs

Die neue Spitze der polnischen Notenbank belässt die Ausrichtung unverändert. Adam Glapinski übernimmt damit zunächst die Linie der Vorgänger um Marek Belka. Der turnusmäßige Austausch des geldpolitischen Komitees folgte kurz auf den Regierungswechsel zur rechtspopulistischen PiS. Das weckte Befürchtungen einer allzu willfährigen, lockeren Politik gegenüber der Regierung. Davon ist vorerst nichts zu erkennen. Es bestand aber auch kaum Handlungsbedarf. Die Deflation (Geldaufwertung) von zuletzt -0,8% und das Wachstum mit zuletzt 3,1% (2. Quartal) lagen im Rahmen der Projektion vom Juli. Sie bewegen sich derzeit weiter in diesen Bahnen. Das Wachstum erhält durch staatliche Transfereinkommen und eine kräftige Exportnachfrage Impulse. Zudem ist die Absorption der Mittel des neuen EU-Förderprogramms in Gang gekommen. Probleme drohen allenfalls vom Brexit her, weil viele Polen in UK Arbeit gefunden haben. Eine Rückwanderung und der Ausfall der privaten Transfers würden vor allem den Konsum schwächen. Zudem ist UK ein wichtiger Exportmarkt Polens.

Fazit: Der Zloty stabilisiert sich zusehends um 4,30 Zloty/Euro.

Kräftiges Wachstum

Das 2. Quartal hat die Erholung in Rumänien vorangebracht. Der Zuwachs lag bei 5,9% zum Vorjahr. Grundlage war ein starker privater Verbrauch, gestützt auf Fortschritte bei der Beschäftigung. Da die Direktinvestitionen des Auslands das Defizit der Leistungsbilanz übersteigen, geht von dieser Seite vorerst auch kein Druck auf den Leu aus. Mit der starken Dynamik zieht auch die bislang noch im negativen Bereich stehende Inflation an. Sie soll im Laufe des nächsten Jahres wieder auf die positive Seite wechseln. Das wird dann wohl auch zu Zinserhöhungen führen.

Fazit: Der Leu bleibt dank der starken wirtschaftlichen Zuwächse und der Aussicht auf steigende Zinsen stabil.

Ansätze zur Erholung

Die russische Wirtschaft zeigt Ansätze zur Erholung. Die Einkaufsmanager-Indizes tasten sich über die 50-Marke zurück in den Expansionsbereich. Antrieb gibt es von der Nachfrage der staatlichen Unternehmen und den öffentlichen Haushalten. Beides wird aus den staatlichen Reserven finanziert. Investitionen und Konsum des privaten Sektors bleiben dagegen im Kontext der anhaltenden Sanktionen schwach. Die vorsichtige Zinssenkung dürfte ebenfalls für bessere Stimmung sorgen. Lediglich ein dauerhafter Anstieg des Ölpreises könnte die bescheidenen Aussichten verbessern. Der Rubel dürfte davon allerdings nur sehr begrenzt profitieren. Erkennbarer Kursauftrieb dürfte die Notenbank auf den Plan rufen. Sie müsste allerdings zunächst ihre mittlerweile angegriffenen Reserven wieder aufstocken. Weitere Zinssenkungen hängen eng an der Inflationsentwicklung. Auch hier sind vorerst nur bescheidene Fortschritte in Sicht.

Fazit: Der Spielraum für einen steigenden Rubel ist eng begrenzt. Das Risiko nach unten ebenso überschaubar.

6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Osteuropa

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognose-sicherheit
TschechienCZK27,0227,0227,02sicher
3m-Zins0,170,160,16
UngarnHUF305,75309313neutral
3m-Zins0,890,750,60
PolenPLN4,2784,284,30neutral
3m-Zins1,611,601,60
Rumänien
RON4,4424,454,45neutral
3m-Zins0,520,600,60
Russland
RUB71,4572,7574neutral
3m-Zins10,6710,59,95
  • CZK: Das Limit der Notenbank definiert das Niveau der Krone.

  • HUF: Wir erwarteten weitere Lockerungen, die den Forint schwächen.

  • PLN: Die neue Spitze der Notenbank dürfte das Vertrauen der Märkte gewinnen.

  • RON: Der Leu hat seinen Boden gefunden.

  • RUB: Die Ölpreis-Erholung entlastet den Rubel.

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