Risikobewusstsein nimmt stark zu
Die US-Börse hat Probleme voranzukommen. Das Tempo der Kursgewinne lässt nach und der S&P 500 muss wieder in eine gesunde Waage gebracht werden.
Die US-Börse kommt kaum noch voran. Der Dow ist zum fünften Mal an der Hürde von 21.100 Zählern gescheitert. Die Trump-Rally läuft damit faktisch aus und wird zu einer Seitwärtsbewegung. Im marktbreiten S&P 500 Index sieht es ähnlich aus. Der hat sich an die Hürde von 2.400 Punkten geschraubt, hängt dort aber fest.
Ein Blick hinter die Kulissen der Indizes enthüllt ein mahnendes Detail. Im marktbreiten S&P 500 sind in den vergangen 10 Wochen genau 495 Werte im Kurs gefallen. Seit 1. März haben diese Werte fast 260 Mrd. US-Dollar an Wert verloren. Nur fünf Werte haben im Index zugelegt – zusammen um etwas mehr als 260 Mrd. US-Dollar.
Der S&P 500 lebt mit seiner Index-Entwicklung seit Anfang März von nur 5 Werten! Allein die trendgetriebene rekordverdächtige Kurs-Performance von Facebook, Apple, Amazon, Netflix und Google treibt den Indexstand nach oben. Abgesehen von diesen sogenannten FAANG-Werten haben alle anderen Werte zusammen verloren. Das ist ein krasses und ungesundes Ungleichgewicht.
Die Bewertung der FAANG-Aktien hat damit teils astronomische Höhen erreicht. Amazon notiert erstmals über 1.000 US-Dollar je Aktie. Damit ist der Online-Händler nun mit 473 Mrd. Dollar bewertet. Facebook steht mit 356 Mrd. Dollar zu Buche. Der online-Filmverleiher Netflix bringt immerhin 70 Mrd. Dollar auf die Waage. Wie real sind diese Bewertungen?
Wichtiger noch: Wie wird der S&P 500 wieder in eine gesunde Waage gebracht? Dafür gibt es drei Möglichkeiten. Entweder alle anderen Werte starten zu einer enormen Rally. Oder die FAANG-Werte korrigieren ihre Mega-Rally kräftig. Oder beide Lager laufen längere Zeit aufeinander zu.
Die Entwicklung spiegelt sich im DAX. Der kommt ebenfalls nicht über 12.800 Punkte hinweg. Im Gegenteil: Die Handelsspanne hat sich extrem auf wenige 100 Punkte verengt. Auch hier läuft der Aufwärtstrend aus. Es gibt immer weniger Käufer und die Umsätze in Zeiten fallender Kurse nehmen zu.
Passend dazu nehmen verlassen die „Bullen“ den Markt und treten an die Seitenlinie. Auf beiden Seiten des Atlantiks ist der Anteil der „Börsenbullen“ unter den Profi-Investoren gesunken. In den USA ging er um 5,9% zurück. Damit sind nur noch 26% der Anleger von steigenden Kursen überzeugt. Die Masse (41,5%) steht neutral an der Seite. 31% der Anleger finden sich im „Bärenlager“ und rechnen mit fallenden Kursen. In Deutschland ist der Rückzug der Bullen sogar noch stärker ausgeprägt.
Die Gründe: Das Tempo der Kursgewinne lässt nach. Aber auch die Risikowahrnehmung steigt. Der Ausstieg der USA aus dem Klimaschutzabkommen passt ins Bild. Er wirft viele Fragen auf und ist in seinen mittel- und langfristigen Konsequenzen noch nicht zu überblicken. Somit ist er ein Unsicherheitsfaktor.
Fazit: Auch wenn wir uns vorkommen wie ein Rufer in der Wüste – unsere Marktmeinung ist klar. Eine Korrektur ist längst überfällig (FK vom 24.5.). Absicherung halten, kaufen erst bei DAX um 12.000.