Schwache Aussichten
Erdogans rücksichtlose Machtpolitik vertreibt Investoren aus der Türkei. Das könnte bald schwerwiegende Folgen für das Land und seine Währung haben.
Die von Präsident Recep Tayyip Erdogan geschürten politischen Spannungen mit den westeuropäischen Staaten werden zu einer wirtschaftlichen Belastung für die Türkei. Denn das Land ist wirtschaftlich viel schwächer, als Erdogan glauben machen will. Nach enttäuschenden 2,7% Wachstum im letzten Jahr wird es dem aktuellen Artikel-IV-Report des IWF zufolge im laufenden Jahr mit 2,9% nicht besser. Schon das beruht auf der Annahme einer Erholung, etwa durch einen erneuerten Handel mit Russland. Die Kosten von Erdogans Machtstreben werden noch zum Tragen kommen. Seine Strategie, sich Feinde zu schaffen, um seinen Anhang zu mobilisieren, schreckt ausländische Investoren ab. Hierin liegt die Achillesferse: Die Türkei hat einen laufenden Finanzierungsbedarf (brutto) von rund 30% des BIP. Diese Belastung wiegt umso schwerer, weil der Tourismus durch die gestiegenen Spannungen einen schweren Schlag bekommen hat. Er ist eine der wichtigsten Quellen für Erlöse im Auslandsgeschäft. Die Lira hat seit Oktober bereits um 15% nachgegeben. Und der Abwärtstrend ist nicht gestoppt. Denn es besteht das Risiko verschlechterter Ratings.
Fazit: Türkei-Engagements sollten überprüft werden. Eine Finanzkrise ist nicht mehr auszuschließen.