Solider Mittelweg
Die aktuelle Lohnentwicklung in Deutschland gibt weder dem Arbeitgeber- noch dem Arbeitnehmerlager Grund zu klagen.
Produktivitätswachstum + Inflationsrate = Verteilungsspielraum. Das ist die althergebrachte Formel der Bundesbank für die Lohnpolitik – an der sich in den letzten Tagen trotz der aktuellen Debatte nichts geändert hat. Die Aufregung um die Empfehlung der Bundesbank, den Verteilungsspielraum auszuschöpfen, finden wir umso überraschender, als die Tarifparteien dies in den letzten Jahren bereits getan haben. Seit 2008 sind die Löhne in Deutschland nahezu deckungsgleich zum statistischen „Verteilungsspielraum“ gestiegen. Rechnet man das extreme Krisenjahr 2009 heraus, ergibt sich ein Verteilungsspielraum für die Lohnsteigerungen von 2,8% pro Jahr. Tatsächlich ging es bei den Löhnen in dieser Periode um durchschnittlich 2,6% jährlich nach oben.
Damit lässt die deutsche Tarifpolitik bereits die starke Lohnzurückhaltung seit der Wiedervereinigung hinter sich. Vor allem in den 00-Jahren war die Lücke zwischen Verteilungsspielraum und tatsächlichen Lohnabschlüssen eklatant.
Fazit: Die Lohnentwicklung ist in den letzten Jahren auf einem gesunden Mittelweg angekommen. Weder das Arbeitgeberlager (Wettbewerbsfähigkeit!) noch das Gewerkschaftslager (Lohndumping!) haben momentan Grund zu klagen.