Stabile Wechselkurse
Zinssenkung trotz Immobilienblase
Australiens Währungshüter bewegen sich auf einem schmalen Grat. Die Konjunktur kühlt ab, nachdem der Impuls durch die Investitionen im Bergbau ausgelaufen ist. Zusammen mit der insgesamt schwächeren Rohstoff-Nachfrage (nicht nur Chinas) ergibt sich daraus ein unter dem Potenzial liegendes Wachstum. Es wird begleitet von einer schwachen Inflation von zuletzt 1,3%. Zugleich lässt das Angebot an Arbeitsplätzen nach. Die Notenbank RBA hat daher ihren Leitzins um 25 Basispunkte auf 1,75% gesenkt. Zugleich hat sie Besorgnisse über den offenkundig überhitzten Immobilienmarkt geäußert. In den nächsten 24 Monaten kommen rund 230.000 Wohneinheiten zusätzlich auf den Markt. Der durchschnittliche Umsatz der letzten Jahre beläuft sich jedoch nur auf 90.000 Einheiten – einschließlich des Umsatzes aus dem Bestand. Die RBA hat bisher mit verschärften Vorgaben für die Konditionen, vor allem bei der Eigenmittelquote, reagiert. Der Immobilienmarkt wird zu einer Belastung für die Banken und die Währung.
Fazit: Der AUD wird sich weiter abschwächen.
Starker NZD drückt auf Konjunktur
Die Währungshüter der RBNZ sehen den NZD-Kurs immer noch als Belastung an. Er bremst den Sektor der handelbaren Güter. Vor allem Agrar-Produkte und die Importe substituierende Produktion sind davon betroffen. Die Impulse für das laufende Wachstum liefert die Einwanderung. Daraus entsteht Nachfrage, vor allem nach Wohnraum. Das hält die Bautätigkeit auf hohem Niveau. Gleichzeitig bleibt die Beschäftigung stark und die Inflation niedrig. Damit ist zunächst auch kein Handlungsbedarf für die Geldpolitik gegeben. Sie bleibt weiter expansiv ausgerichtet. Zwei Aspekte sprechen auf absehbare Zeit gegen eine Straffung: die niedrige Inflation und die aus Sicht der Notenbank zu hohe Bewertung des Kiwi. Gegen die auch in Neuseeland erkennbaren ersten Hinweise auf einen heiß laufenden Immobilienmarkt werden die Währungshüter mit einer Verschärfung der Konditionen vorgehen.
Fazit: Wir sehen einen leicht nachgebenden NZD.
Wachstum hält an
Indonesiens 4,9% Wachstum im 1. Quartal lag im Rahmen der aktuellen Projektion des IWF. Sie lautet 4,9% für 2016 und 5,3% für 2017. Angesichts der Konjunkturschwäche im internationalen Rahmen liefert der Außenhandel ansehnliche Überschüsse. Die entscheidenden Impulse kommen aber von der Binnennachfrage. Vor allem die Fiskalpolitik schiebt an.
Die Regierung des Präsidenten Joko Widodo setzt ihre Investitionsprogramme im Bereich Infrastruktur konsequent um. Damit regt sie auch private Investitionen an. Die Beschäftigung wächst auf dieser Grundlage. Sie sorgt für zusätzlichen Schub vom Konsum her. Die Überschüsse in der Handelsbilanz und die Inflation sind im grünen Bereich. Die Geldentwertung beträgt aktuell 4,45%. Das ist im Zielkorridor der Notenbank von 3%-5%. Jedenfalls gibt es keinen Bedarf für stabilisierende Straffungen.
Fazit: Die Rupiah sollte sich auf dem aktuellen Niveau halten.
Wunsch nach Veränderung
Der scheidende Präsident Benigno Aquino hat eine erfolgreiche Amtszeit abgeliefert. Das jährliche Wachstum betrug über 6%. Die Inflation war mit 1,1% zwar unterm Ziel von 2%-4%, aber nicht negativ. Die Überschüsse der Leistungsbilanz betragen um die 2% vom BIP. Es gibt somit keine besonderen Finanzierungserfordernisse. Die Staatsfinanzen sind mit Defizitquoten um 2% im finanzierbaren Bereich. Die Stimmung der Wirtschaft und der kurzfristige Konjunkturtrend sind dem Einkaufsmanager-Index von zuletzt 52,8 Punkten und den Umfragen zufolge positiv – trotz Chinas Abkühlung.
Dennoch wünschen die Bürger Veränderung. Das belegt die Wahl von Rodrigo Duterte zum neuen Präsidenten. Die von der Oberschicht dominierte politische Klasse erregt nach Korruptionsskandalen nur noch Abscheu. Das konnte Duterte mit „Recht-und-Ordnung“-Parolen für sich nutzen. Sofern sich der neue Mann vor Dirigismus hütet, bleiben die Perspektiven für die Wirtschaft auch weiter positiv. Das sollte dem Peso Halt geben – trotz schlechter charttechnischer Verfassung.
Fazit: Wir erwarten eine Stabilisierung des Peso auf dem aktuellen, schwächeren Niveau.
Fiskalpolitik stützt die Konjunktur
Die Abkühlung in China trifft Taiwan besonders hart. Der Export ist rückläufig. Das bremst die Investitionsneigung der Unternehmen. Die Folge ist eine schwächere Beschäftigung und damit Zurückhaltung der Konsumenten. Positive Anstöße liefert vor allem der Fiskus mit neuen Ausgabenprogrammen. Die Währungshüter leisten mit einem Trippelschritt um 12,5 Basispunkte beim Leitzins zumindest symbolische Unterstützung.
Fazit: Der TWD dürfte die nächsten Monate auf dem aktuellen Niveau verharren.
6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Ozeanien
Land | Währung/Zins | Aktueller Kurs | Ausblick 3 Monate | Ausblick 6 Monate | Prognose-sicherheit |
---|---|---|---|---|---|
Australien | AUD | 1,556 | 1,57 | 1,58 | sicher |
3m-Zins | 2,19 | 2,15 | 2,00 | ||
Neuseeland | NZD | 1,668 | 1,69 | 1,705 | sicher |
3m-Zins | 2,65 | 2,57 | 2,31 | ||
Indonesien | IDR | 15.091 | 14.900 | 14.850 | neutral |
3m-Zins | 6,54 | 6,50 | 6,30 | ||
Philippinen | PHP | 52,83 | 52,50 | 52,50 | unsicher |
3m-Zins | 0,99 | 1,00 | 1,00 | ||
Taiwan | TWD | 37,01 | 37,05 | 37,05 | sicher |
3m-Zins | 0,68 | 0,49 | 0,41 |
AUD: Der Aussie wird im Gefolge der Zinsspekulationen nachgeben. Es entstehen Risiken aus der Immobilienblase.
NZD: Der Kiwi wird durch sinkende Zinsen geschwächt.
IDR: Die Rupiah dürfte weiter von der Reformpolitik und den Direktinvestitionen profitieren.
PHP: Der Peso hängt in der Luft, solange der Kurs des neuen Präsidenten unklar bleibt.
TWD: Der Taiwan-Dollar wird durch die expansive Politik weiter geschwächt.