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Währungen aus der Region Westeuropa (ex Eurozone)

Starker Euro, schwache Preisentwicklung

In unserem Devisen-Wochenschwerpunkt blicken wir auf die Entwicklungen in Großbritannien, der Schweiz, Schweden und Norwegen.

Die Risiken der Monokultur

Die Revision der Wachstumszahlen zum 1. Quartal hat die bestehenden Bedenken bestätigt. Zwar sind 0,4% zum Vorquartal und 2% zum Vorjahr zunächst ein ordentliches Ergebnis. Doch die Struktur dahinter ist schwach. Die Nachfrageseite wird vom privaten Konsum getragen. Dieser stützt sich jedoch von der Entstehung her fast ausschließlich auf den Dienstleistungsbereich. Im Kern ist das die Finanzbranche.

Der Staat trägt nach wie vor schwer an den Kosten der Bankenkrise. Die Industrie schrumpft weiter, die Investitionen bleiben daher schwach. Selbst die Bauwirtschaft lieferte jetzt Rückgänge. Die Brexit-Risiken dürften dabei ihre Rolle spielen. Der Gewerbebau geht zurück, weil sich die Unternehmen bis auf weiteres nicht an den unsicher werdenden Standort binden mögen.

Hinzu kommen die wachsenden Risiken durch die laufende Erosion der UK-Auslandsposition. Das Defizit der Leistungsbilanz ist offenbar weiter gewachsen. Zahlen liegen nur für das 4. Quartal vor. Da waren es 7% vom BIP. Von hier geht ebenfalls Druck auf das Pfund aus. Dieser würde sich im Falle des Brexits massiv verstärken.

Zudem steht die Finanzbranche vor neuen Belastungen durch verschärfte Regulierungen und schwächere Aussichten auf den europäischen Märkten. Den Ankündigungen der einzelnen Banken zufolge dürfte das zu einem deutlichen Stellenabbau führen. Das sind Einkommen, die für den Konsum fehlen und damit das Wachstum bremsen werden. Die zuletzt bei 0,3% liegende Inflation spricht zudem nicht für schnelle Zinserhöhungen, die dem Pfund einen Schub verleihen könnten.

Fazit: Das Pfund bleibt im Kern schwach. Für den Fall des Brexits droht ein Absturz.

Deflationsdruck hält an

Die jüngste Inflationsrate mit -0,4% macht schon Hoffnung. Erwartet worden waren -0,6% nach -0,9%. Der Druck durch die Überbewertung des Franken nach Kaufkraftmaßstäben um gut 50% zum Euro ist immer noch spürbar – auch wenn sich die Unternehmen mittlerweile darauf eingestellt haben. Der zuletzt leicht gewachsene Handelsüberschuss belegt, dass die Schweizer Industrie konkurrenzfähig geblieben ist, zumal die Exporte weiter zulegen. Das macht sich mittlerweile auch beim Einkaufsmanager-Index bemerkbar. Er liegt für die gewerblichen Produzenten mit 54,7 Punkten sicher im Expansionsbereich. Der Konsum erweist sich allerdings als schwach. Zuletzt gingen die Umsätze des Einzelhandels preisbereinigt um 1,3% (zum Vorjahresmonat) zurück. Überraschend ist dabei nur das Ausmaß: Fünf der letzten sechs Monatsdaten lagen unter null. Die Währungshüter der SNB werden bei dieser Konstellation auch weiterhin am Devisenmarkt intervenieren. Sie werden den Franken schwächen wollen, um damit aus der Deflationstendenz heraus zu kommen. Die Projektion sieht positive Inflationsraten ab Anfang nächsten Jahres. Solange dürfte der negative Leitzins Bestand haben.

Fazit: Wir erwarten einen langsam weiter nachgebenden Franken.

Schwächeres Wachstum

Der neue Ausblick der Reichsbank setzt den erwarteten Rückgang des Wachstums noch etwas steiler an. Nach aktuell 3,7% (statt 3,5%) für 2016 sieht die Notenbank nur noch 2,3% (statt 2,5%) für 2018. Das derzeit noch starke Wachstum wird vom Konsum auf Basis einer guten Beschäftigungsentwicklung getrieben. Sie profitierte bisher via Export von der Abwertung der Krone in 2015.

Hinzu kommem eine extrem expansive Geldpolitik – der Reposatz liegt bei -0,75% – und das Ankaufprogramm für Anleihen. Es bringt zusätzlich Liquidität in den Kreislauf. Diese expansive Ausrichtung ist vor allem von der schwachen Inflation her begründet. Diese ist auf 0,8% gestiegen. Erst im Laufe des nächsten Jahres soll sie das Ziel 2% erreichen. Der Repo-Satz soll der Projektion zufolge erst im Frühjahr 2018 wieder an die Nulllinie stoßen. Der Jahresdurchschnitt 2018 betrug 0,2%. Die positiven Effekte laufen jetzt aus. Zudem erwarten die Währungshüter eine eher schwache Nachfrage des Auslands nach schwedischen Exporten – zumal aus der Eurozone. Das ist angesichts der nach Kaufkraftkriterien schon wieder deutlichen Überbewertung der Krone von rund 25% nachvollziehbar.

Fazit: Die Krone dürfte angesichts der bescheidenen Zinsperspektive und des schwächeren Wachstums eher leicht nachgeben.

. . . on hold

Norwegens Währungshüter haben sich zum Nichtstun entschlossen. Sie hoffen auf eine weitere Erholung der Krone. Das soll den Preisauftrieb dämpfen, der vom Abwertungstrend bis zum Jahresende ausgeht. Die Konjunktur bleibt zunächst schwach. Denn die Offshore-Wirtschaft (Öl und Gas, Schifffahrt) hat mit niedrigen Erlösen und daher geringen Investitionen zu kämpfen.

Fazit: Die enge Korrelation der Norwegischen Krone zum Öl dürfte für eine weitere Erholung bis etwa 9 Kronen je Euro sorgen. Eine Zinserhöhung zur Stabilisierung des Inflationstrends ist dagegen unwahrscheinlich.

6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Westeuropa

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognose-sicherheit
UKGBP0,760,740,78neutral
3m-Zins0,560,550,55
SchweizCHF1,1061,1151,12sicher
3m-Zins-0,86-0,90 -0,90
SchwedenSEK9,269,27 9,28sicher
30T-Zins-0,48-0,55-0,55
NorwegenNOK9,269,189,15
sicher
3m-Zins0,990,800,70

  • GBP: Die aktuelle Stärke des Pfund ist allein eine Wette darauf, dass der Brexit vermieden werden kann. Die fundamentalen Schwächen werden ausgeblendet.

  • CHF: Die Notenbank dürfte den Franken mit sanftem Druck weiter schwächen.

  • SEK: Die Schweden-Krone kommt durch das schwächere Wachstum unter Druck.

  • NOK: Die Krone erholt sich, weitere Lockerungen sind unwahrscheinlich geworden.

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