Der DAX versucht mit einem fulminanten Sprung, seine Sommer-Rally zu starten. Immerhin hat es der deutsche Aktienindex nun endlich geschafft, die große Kurslücke seit Jahresanfang zu schließen. Der DAX war mit 10.741 Zählern aus dem Jahr 2015 gegangen – nun ist er zurück auf diesem Niveau.
Der Index steht jetzt am Scheideweg. Weiter rauf oder wieder abwärts? Diese Frage wird in den kommenden Wochen beantwortet. Ein typischer Kursverlauf wäre, dass der Index zunächst noch einmal leicht nachgibt, dann aber mit neuem Schwung weiter nach oben zieht.
Die technische DAX-Handelsspanne ist klar nach oben geschoben. Sie liefert recht gute Leitplanken für eine opportunistische Positionierung. Denn nach unten sollte der Index der 30 wichtigsten deutschen Werte nicht tiefer als bis maximal 10.100 Punkte fallen. Dort verläuft die 200-Tagelinie, die den langfristigen Trend ins Chartbild einzeichnet. Bleibt der Index darüber, spricht das für weiter steigende Kurse. Eine erste Unterstützung liegt aber schon bei 10.500 Zählern. Oben liegt der Deckel zunächst bei 10.800 Punkten, danach bei 11.250 Punkten.
Unsicherheit kommt von der US-Börse her. Die hält sich zwar nahe ihrer Rekordnotierungen. Aber Dynamik will nicht aufkommen. Im Gegenteil, sie lässt nach. Bei 18.500 Punkten gibt es recht hohen Verkaufsdruck. Die Unterstützungslinien für den Dow verlaufen bei 18.000 und 17.500 Zählern.
Offen sind zwei Fragen: Wer gewinnt die US-Wahl und wofür steht der Sieger? Für beide Fragen können die Händler an der Wall Street bisher offenbar keine gute Einschätzung abgeben. Weder ist derzeit einigermaßen abschätzbar, wer das Rennen macht. Noch sind die Broker ansatzweise sicher, welche Konsequenzen mit einem Sieg entweder von Hillary Clinton oder Donald Trump verbunden sind. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis es an der US-Börse dazu ein klares Bild und somit auch eine Wahl-Wette gibt.
Die Chancen für weiter stark steigende US-Aktienkurse halten wir aber ohnehin für begrenzt. Die Bewertungen sind hoch, der Konjunkturschwung moderat. Auf den Ölpreis hatten wir schon vorige Woche hingewiesen (FK vom 4.8.). Die Abwärtsbewegung setzt sich weiter fort. Ein Rückgang in Richtung 35 US-Dollar je Fass (WTI) ist denkbar. Das dürfte Konjunktursorgen und den Befürchtungen, dass es zu Kreditausfällen insbesondere bei Fracking-Unternehmen kommen könnte, neue Nahrung geben. Auch die Aktienkäufe auf Kredit liegen in den USA weiter auf Rekordhoch. Viel Schubkraft kann der Dow also nur entfalten, wenn die Unternehmen mit handfesten Zahlen positiv überraschen. Oder wenn die US-Notenbank doch wieder mehr Geld ins System pumpt. Diese Erwartungshaltung setzt sich allerdings bereits langsam am Markt durch. Das positive Überraschungspotenzial ist demnach begrenzt.
Fazit: Der Dow ist in den vergangenen 12 Monaten deutlich besser gelaufen als der DAX. Der scheint den Vorlauf der US-Börse nach dem Abklingen des Brexit-Schocks nun aufzuholen. Es bleibt noch abzuwarten, ob der DAX den Ausbruch nach oben bestätigen und einen klaren Aufwärtspfad gehen kann.