Trojanisches Pferd aus China
Sie hatte zu Jahresbeginn gerade neue Eigentümer gewonnen und damit auch eine neue Perspektive. Doch diese droht der BHF Bank schon wieder verloren zu gehen.
Chef weg, Aushängeschild weg, Perspektive weg. Für die traditionsreiche, aber seit Jahren von Eigentümerwechseln gebeutelte BHF Bank wird es schon wieder eng. Zwar hatte die Unternehmerbank (seit 1854) vor einigen Monaten mit der BHF Kleinwort Benson Group, der Familie Quandt (11,3%), Oddo & Cie. (13,9%), Black Rock (9,4%), Franklin Templeton (15,2%) und der chinesischen Beteiligungsgesellschaft Fosun (19,5%) starke neue Eigentümer gefunden – nach Deutscher Bank, Sal. Oppenheim, ING. Doch: Vorstandschef Björn Robens musste im Juni im Streit mit Aufsichsratschef Leonard Fischer gehen. Robens hatte die BHF mit ruhiger Hand erfolgreich durch das unruhige Fahrwasser der vielen Eigentümerwechsel gesteuert. Kurz darauf wurde bekannt, dass Manfred Schlumberger, Geschäftsführer des konzerneigenen Assetmanagers Frankfurt Trust und Aushängeschild der Vermögensverwaltung, zu Berenberg nach Hamburg wechselt. Pikant ist: Zu Robens gehalten hatten die Chinesen – und ausgerechnet sie haben sich jetzt einen weiteren Fisch vom deutschen Markt geangelt. Den Konkurrenten Hauck & Aufhäuser, eine Bank, die dringend frisches Kapital und eine neue Perspektive brauchte. Fosun will deren Anteile komplett übernehmen. Dann wollen die Chinesen der Privatbank den chinesischen Markt öffnen und umgekehrt chinesisches Kapital nach Deutschland bringen. H&A soll dabei „Brückenkopf“ sein, hoffen die Gesellschafter Stephan Rupprecht und Jochen Lucht. Die chinesische Perspektive geht der BHF damit verloren. Doch gerade für die auf Vermögensverwaltung, Estate Planning und Family Office-Dienstleistungen fokussierte BHF wäre das mit ihrer unternehmerischen Kundschaft interessant gewesen. Mit 40 Mrd. Euro an verwalteten Vermögen und ca. 1.850 Kunden gehört sie wie Hauck und Aufhäuser mit 37,5 Mrd. zu den mittelgroßen Privatbanken in Deutschland. Doch: Der hiesige Markt ist ausgelutscht, neue Kunden zu gewinnen, ist sehr schwer. Die gesamte Bankenlandschaft leidet noch immer unter der anhaltenden Vertrauenskrise. Damit wird auch der neue BHF-Vorstandschef Alexander Mettenheimer, ein erfahrener Privatbanker, zu kämpfen haben. Die BHF hat damit ein doppeltes Problem. Nicht nur, dass sich die Perspektive chinesischer Markt nun dem Konkurrenten öffnet. Fosun ist jetzt das trojanische Pferd im Gesellschafterkreis. „Der Streit unter den Gesellschaftern könnte dazu führen, dass die BHF am ausgestreckten Arm verhungert“, mutmaßen Eingeweihte. Fosun hat bereits angekündigt, die Entscheidung über den Wechsel an der Vorstandsspitze nicht zu akzeptieren und sich dagegen zu wehren.
Fazit: Bisher hatte die BHF stets Glück im Unglück. Doch mittlerweile scheint das Pech an der Privatbank zu haften. Der Einkauf von Fosun bei Hauck und Aufhäuser verheißt für die BHF wenig Gutes.