Türkei: Fragwürdige Erfolgsmeldungen
Das türkische Statistikamt vermeldet beeindruckende Wirtschaftszahlen aus dem Land am Bosporus. Sie passen nur ganz und gar nicht zu den übrigen Meldungen, die aus der Türkei laut werden.
Die von Turkstat gemeldeten Wachstumszahlen zum 2. Quartal sind auf dem Papier beeindruckend. 2,1% im Quartalsvergleich, annualisiert also über 8% bzw. 6,5% gegenüber dem Vorjahr. Maßgeblich dafür sollen starke Anlageinvestitionen der Unternehmen und eine kräftige Erholung des Tourismus sein.
Wir sind skeptisch. Die Unberechenbarkeit des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdo?an hat zu negativen Einschätzungen und Warnungen vieler Analysten und vor allem der Ratingagenturen geführt. Das hatte auch Konsequenzen: Der Kapitalimport durch Direktinvestitionen ließ stark nach. Sie gehen seit Mitte letzten Jahres kontinuierlich zurück und drücken die Konjunktur. Im Rahmen des G-20-Treffens in Washington bis zum Beginn dieses 2. Quartals bat der türkische Finanzminister die deutsche Regierung offiziell um Finanzhilfen.
Von daher scheint der Investitionsschub wenig plausibel. Auch der angebliche Schub beim Tourismus passt nicht zu den Nachrichten aus der Branche, die über leerstehende Hotels und Resorts klagt. Zudem weisen die Analysten der Commerzbank zurecht auf schlechte Erfahrungen hin: Schon für das 3. Quartal 2016 hatte die Türkei zunächst ordentliches Wachstum gemeldet, das sich nach Revision in eine Schrumpfung verwandelte.
Die Lira profitierte jedenfalls nur sehr kurz von der positiven Nachricht. Dann folgte sie dem durch die problematische Lage der türkischen Wirtschaft bedingten Abwärtstrend.
Fazit: Wir raten zur Vorsicht gegenüber den vorgeblichen Erfolgsmeldungen aus der Türkei.