Wo will denn der DAX noch hin? So wie von uns vermutet, wird jeder etwas größere Rücksetzer sofort wieder für Käufe genutzt. Inzwischen ist die Marke von 11.000 Punkten schon in greifbarer Nähe. Nicht einmal die etwas unübersichtliche Situation in Griechenland kann den europäischen Börsen derzeit etwas anhaben. Gerade einmal knapp 2% verloren deutsche Bluechips kurzzeitig. Dann ging es wieder auf neue Hochs.
Die Märkte schätzen das Risiko eines Grexit als eher gering ein. Nicht einmal Bankaktien haben unter der Unsicherheit zu leiden. Die Markterwartung ist eher, dass Griechenland in der Eurozone bleibt und Syriza nun erst einmal handfeste Fakten und Konsolidierungsbemühungen liefern muss. Sogar die griechische Börse ist nicht erneut unter Druck geraten. Daher halten wir auch weiter an unserem ETF (FK vom 9.1.) fest, der nahe Einstand notiert. Eine Auflösung der Situation wird den Markt mittelfristig beflügeln. Wir rechnen mindestens mit einer Chance von 25 bis 50% für das Papier.
Auch von den Volkswirten kommen wieder positive Signale. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet mit einem Anziehen der Konjunktur und erhöht seine Wachstumsprognose für 2015 von 0,8% auf 1,3%. Die hauptsächlichen Treiber für die deutsche Wirtschaft sieht der DIHK im stark gesunkenen Ölpreis und dem niedrigen Kurs des Euro. Die niedrigen Kosten für Energie sollten sich laut DIHK in höheren Konsumausgaben (+1,5%) niederschlagen. Auch die Firmenchefs blicken angesichts dieser beiden Sonderfaktoren wieder etwas zuversichtlicher auf die kommenden Monate.
Jenseits des Atlantiks verfolgen Investoren weiterhin gespannt die Zahlenflut bei US-Unternehmen für das vierte Quartal. Hier macht sich bei einigen Firmen, insbesondere Unternehmen mit hohem Auslandsanteil, der gestiegene Dollar negativ bemerkbar. Ablesbar ist dies vor allem an den relativ verhaltenen Ausblicken, die die Firmen liefern. Die Geschäftsprognose fast aller Unternehmen war niedriger als im Vorjahr, begründet vor allem wegen der negativen Wechselkursbedingungen.
Auch in den USA kann dieses Bild derzeit nicht für schlechte Stimmung sorgen. Die großen US-Aktienindizes notieren bereits wieder knapp unter den 52-Wochen- bzw. Allzeithochs. Denn auch in den USA wirkt der gesunkene Ölpreis wie ein Konjunktur-Turbo. Das wird sich mittelfristig zeigen.
Hinzu kommt noch, dass sich auch in der Ukraine neue Entspannungssignale ablesen lassen. Kommen die Friedensbemühungen hier wirklich substanziell voran, wird das die Börsen mindestens stützen.
Fazit: Eine Konsolidierung ist noch nicht erkennbar. Die Marktteilnehmer sind weiterhin in Kauflaune. Politische oder wirtschaftliche Unsicherheits-Szenarien können nur kurz Einfluss auf die Börsen gewinnen. Anleger bleiben investiert, sichern ihre Investments aber mit angepassten Stoppkursen ab. Der Markt ist der realen Lage etwas vorausgeeilt – eine kräftigere Korrektur ist überfällig.