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Monatsprognose

Unübersehbare Schwächen

In unserer Monatsprognose blicken wir auf die Entwicklungen in der Eurozone, den USA, Japan und China.

Politik bewirkt wenig

Die Politik der Eurozone ist durch die Flüchtlingsprobleme voll absorbiert. Die immer wieder angemahnten Strukturreformen sind daher kaum ein Thema. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass die Flüchtlinge eben auch konjunkturellen Schub verursachen. Die zusätzlichen Ausgaben für Unterbringung, Verpflegung und Betreuung wirken vor allem in Deutschland wie ein keynesianisches Konjunkturprogramm: Sie schaffen unmittelbar zusätzliche Aufträge für die private Wirtschaft und Arbeitsplätze für die Integrationshelfer. Von einem wirtschaftlichen Erfolg wird man aber erst dann reden können, wenn sich dieser Aufwand am Ende als gelungene Investition erweist, die den Volkswirtschaften zusätzliches Humankapital zuführt. Das allerdings steht in den Sternen.

Unterdessen hält der flache Wachstumstrend mit erwarteten 0,3% (+1,5% zum Vorjahr) im 1. Quartal an – wenn auch Schwächen erkennbar wurden. Die Industrieproduktion gab mit -1,3% zum Vorjahr zuletzt leicht nach. Auch das Exportwachstum hat sich auf zuletzt 3% im Jahresvergleich beruhigt. Auffällig ist, dass Deutschland jetzt eher schwach wirkt. Die Industrieproduktion war mit -2,3% deutlicher rückläufig. Alle anderen wichtigen Länder legten dagegen zu. Das wird auch an der Stimmung erkennbar. Der Ifo-Index gab zuletzt weiter nach. Dagegen verbesserte sich sowohl in Spanien als auch in Frankreich sowie der Eurozone insgesamt das Klima. Unterdessen bleibt die Inflation schwach. Zuletzt wurden 0,3% nach 0,2% zum Jahresende verzeichnet. Das ist weit unterm EZB-Ziel bei 2%. Die nach wie vor sehr expansive Politik hinterlässt kaum Spuren im Inflationstrend. Demgegenüber sichert der Export mit +3% zum Vorjahr Dank des geschwächten Euros weiter Beschäftigung und Einkommen. Daher dürfte unverändert gelten, dass die EZB-Oberen zumindest verbal intervenieren werden, sollte der Euro die Schmerzgrenze bei etwa 1,14 Dollar/Euro überschreiten. Akut droht das allerdings nicht (siehe Wochentendenzen).

Fazit: Eine Änderung der EZB-Geldpolitik ist nicht zu erwarten. Der flache Wachstumstrend erweist sich als so stabil wie das Preisniveau – eben ein bisschen flach.

Fortschritte und Warnsignale

Die Lage der USA bleibt unübersichtlich, die Meldungen und erkennbaren Trends widersprüchlich. Warnsignale kommen wie schon im letzten Jahr vor allem aus dem industriellen Sektor. Die jüngsten Indizes der regionalen Fed-Banken lagen überwiegend im Minus – so Richmond, Philadelphia und Empire State. Chicagos landesweiter Index deutet immerhin erstmals auf Belebung. Er wird unterstützt von der Industrieproduktion, die per Dezember einen kleinen Zuwachs zeigte. Der Einkaufmanager-Index (PMI) der Industrie fiel zuletzt allerdings von 52,7 auf 51 Punkte und damit wieder näher an die Grenze zu Stagnation und Kontraktion zurück.

Besorgniserregend ist aber vor allem der Rückgang des PMI der Dienstleister. Er sackte von 53,7 Punkten unter die Expansionsschwelle (50) auf 49,8 Punkte. Damit nimmt das Risiko einer Übertragung der Rezessionstendenzen von der vergleichsweise schmalbrüstigen US-Industrie auf den gewichtigeren Dienstleistungssektor Form an.

Auch an der Preisfront bleibt es widersprüchlich. Die aktuellen Inflationsdaten zeigten vor allem bei der Kernrate ex Lebensmittel und Energie zwar in die richtige Richtung des Fed-Ziels von 2%. Die Preiskomponenten beider PMI lassen aber ein erneut fallendes Preisniveau erwarten. In diese Richtung deutet auch das deutlich gefallene Konsumenten-Vertrauen mit 92,2 Punkten nach 98,1 gegenüber dem Konsens von 97,2. Dabei weist vor allem die Nachfrage nach Wohnraum (housing) deutliche Schwächen aus. Die Inflationserwartungen fielen. Die aktuellen Umsätze des Einzelhandels legten im Januar allerdings überraschend zu (+0,4% zum Vormonat). Sie machten damit den schwachen Dezember (-0,1%) mehr als wett. Positive Überraschungen gab es auch bei den Orders für dauerhafte Güter. Sie legten zum Jahresanfang um 1,8% zum Vorjahr zu – nach 0,6% im Dezember. Der Kernbereich zivile Kapitalgüter (vor allem Maschinen und Anlagen) verringerte sein Minus von -7,5% im Dezember auf -2,8% im Januar. Das ist positiv, aber nicht stark.

Fazit: Das Zinsszenario der Währungshüter wirkt sportlich im Vergleich zu den Daten. Das schafft nach wie vor Abwärtsrisiken für den Dollar durch die davongelaufenen Erwartungen.

Abe ohne Kleider

Die Entzauberung des japanischen Regierungschefs Shinzo Abe ist vollendet. Seine Politik hat sich als verfehlt und erfolglos erwiesen. Sie bestand praktisch aus einer extrem expansiven Konjunkturpolitik konventioneller Art und war in ein lautstarkes politisches Marketing verpackt. Die enttäuschenden Ergebnisse des 4. Quartals 2015 deuten klar auf den Kern der Schwäche hin: Die Bürger verlieren immer mehr das Vertrauen in die Regierung. Das schlägt sich in einem rückläufigen privaten Konsum nieder.

Da die strukturellen Probleme nicht angegangen werden, bleiben die negativen Trends erhalten. Die privaten Haushalte begrenzen ihre Ausgaben. Die Unternehmen konzentrieren ihre Investitionen auf ausländische Märkte. Dort können sie wenigstens eine stabile oder wachsende Nachfrage und ein ausreichendes Arbeitsangebot erwarten. Japan ist vor allem in japanischen Augen ein Standort im Abstieg. Trotz des gezielt geschwächten Yen bleibt der japanische Export schwach. Zuletzt wies er -13% zum Vorjahr per Dezember aus. Dabei waren auch die Umsätze in den USA und Europa rückläufig.

Und die Aussichten bleiben schwach. Der Auftragseingang bei den Maschinenbauern ist seit mehreren Monaten rückläufig. Die Produktions-Indizes fallen. Die Stimmung ist schlecht – nicht zuletzt weil mit dem Ende des konjunkturellen Strohfeuers die gewachsenen Belastungen durch die weiter gestiegenen Staatsschulden erkennbar werden. Die konventionelle Konjunkturpolitik ist ausgereizt. Eine Trendwende wäre nur langfristig vor dem Hintergrund gesellschaftlicher Reformen denkbar. Die derzeit maßgebliche politische Klasse scheint nicht in der Lage, den am Horizont erkennbaren Staatsbankrott zu vermeiden.

Fazit: Eine Trendwende ist unter den gegenwärtigen Voraussetzungen schwer vorstellbar. Der Yen dürfte trotzdem in den nächsten Wochen saisonal stärker tendieren. Es beginnt die Repatriierung von Erträgen der Auslandstöchter an die japanischen Muttergesellschaften zum Ende des Fiskaljahres am 31. März.

Schwache Aussichten

Chinas Industrie leidet offenbar weiter unter Überkapazitäten. Sie kommen aus dem ausgelaufenen Investitionsboom. Sowohl der offizielle Einkaufmanager-Index als auch der von Markit für die Großbank Caixin erhobene Index liegen unter der Expansionsschwelle mit 49,4 bzw. 48,4 von 50 Punkten. Sie deuten damit auf rückläufiges Geschäft der chinesischen Industrie. Allerdings scheint die Talsohle erreicht. Die einzelnen Komponenten – namentlich Auftragseingänge und Beschäftigung – haben sich zwar weiter verschlechtert. Aber das Tempo der Abwärtstrends lässt nach. Die Industrieproduktion blieb unterdessen mit einem Zuwachs von 5,9% zum Vorjahr klar im grünen Bereich – selbst wenn die Steigerungsraten rückläufig sind. Der Einzelhandel und damit wohl auch der private Konsum entwickeln sich demgegenüber mit zweistelligen Zuwächsen erstaunlich gut. Zuletzt waren es 11,1% zum Vorjahr per Januar nach 11,2% im Dezember.

Die Inflation ist mit zuletzt 1,8% nach 1,6% im Vormonat eher niedrig. Es bleibt von daher Raum für weitere Stimulierung, die auch den Yuan weiter schwächen sollte.

Fazit: Die Regierung dürfte erneut aktiv werden, um die Konjunktur anzukurbeln. Der Yuan könnte daher noch nachgeben.

Monatsprognose zu Euro, Dollar, Yen und Yuan



Kurs VorjahrKurs aktuell1. Quartal 20162. Quartal 20163. Quartal 20164. Quartal 2016
EURO




USD1,1211,1061,05 – 1,121,05 – 1,131,06 – 1,141,07 – 1,15
CHF1,0631,0931,07 – 1,111,07 – 1,111,08 – 1,121,09 – 1,13
GBP0,7260,7910,75 – 0,810,79 – 0,850,80 – 0,850,79 – 0,83
JPY133,7124,7121 – 128125 – 131129 – 136130 – 139
3-Monatsgeld0,04-0,20-0,10 – 0,10-0,10 – 0,100,05 – 0,150,05 – 0,15
10-Jährige Anleihe Bund0,300,130,50 – 0,700,50 – 0,700,60 – 1,000,70 – 1,00
USD

JPY117,8112,8110 – 114113 – 120119 – 125123 – 130
3-Monatsgeld0,140,630,50 – 0,750,50 – 0,800,50 – 0,800,50 – 0,80
10-Jährige Anleihe Bund2,021,701,60 – 1,901,80 – 2,202,00 – 2,502,20 – 2,80

Hinweis: Diese Tabelle gibt die Meinung der Redaktion zur Zins- und Wechselkursentwicklung wichtiger Währungen wieder. Sie dient ausschließlich zur Orientierung und ist nicht als Handlungsaufforderung zu sehen. Insbesondere Wechselkursprognosen unterliegen einer hohen Unsicherheit. Alle Angaben ohne Gewähr.

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