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Sanktionen gegen Gazprombank

USA blockieren türkisches Gas-Hub

Die neuen US-Sanktionen gegen die Gazprombank verschließen ein wichtiges Drehkreuz im Energiehandel. Weil die Türkei keine russischen Energie-Rohstoffe mehr bezahlen kann, kann das Land Europa auch nicht mehr mit Gas versorgen. Das wird hier die Preise treiben und die Nachfrage auf LNG kanalisieren. Auch das kommt weiterhin aus Russland - vor allem aber aus den USA.

Die neuen US-Sanktionen gegen die Gazprom-Bank verschließen den türkischen Gas-Hub, durch den Europa sich weiter mit russischem Gas versorgt hat. Sie wissen: Ende August kündigte die Türkei den Bau einer neuen Gaspipeline nach Europa an (Turkish Stream 2, FB vom 09.09.). Das hatte vor allem deswegen eine strategische Bedeutung, weil der Gas-Transit durch die Ukraine nach Europa ab dem Jahr 2025 endet. 

USA schließen türkisches Gas-Drehkreuz für Europa

Die Türkei wollte sich nach der Zerstörung von Nord Stream als neue Gas-Drehscheibe für Europa entwickeln. Über die neue Pipeline sollte den Transport von bis zu acht Milliarden Kubikmetern Gas durch Bulgarien nach Mitteleuropa ermöglichen. In der neuen Sorte Turkish Blend sollte der Anteil russischen Gases bis zu 40% betragen. 

Die neuen US-Sanktionen gegen die Gazprombank verhindern das nun. Denn es ist der Türkei nicht mehr möglich, Gas aus Russland zu bezahlen. Russland ist jedoch der größte Gaslieferant der Türkei. Gut 42% der türkischen Gas-Importe kommen aus Russland. Auch Ungarn kritisiert die neue US-Sanktionen. Sie "bedrohen die Energiesicherheit des Landes", so der Außenminister Ungarns. Das Land befinde sich darum in Gesprächen mit der Türkei. Dabei gehe es darum, wie die Energielieferungen aus Russland trotz der US-Sanktionen gewährleistet bleiben könnten. 

Türkei verhandelt mit USA über Ausnahmen

Der Druck auf die Türkei ist so groß, dass Ankara mit Washington über Ausnahmen verhandelt. Der türkische Energieminister Alparslan Bayraktar erklärte, dass es für die türkische Wirtschaft "ernsthafte Konsequenzen" hat, wenn es keine Ausnahmen von den neuen US-Sanktionen gibt. Neben Gas bezieht die Türkei etwa 50% seiner Rohöl-Importe aus Russland. 

Europa kann sich absehbar nur noch mit Flüssiggas aus Russland versorgen. Das LNG kommt mit Gastankern nach Europa, deren Herkunft häufig offiziell unklar ist. Es ist aber ein offenes Geheimnis, dass Russland eine große Schattenflotte solcher Tanker betreibt. Derzeit kommen 7% des deutschen Gasverbrauchs als LNG in deutschen Häfen an. Die Niederlande und Belgien liefern zusammen 58% des deutschen Gasverbrauchs. Deren Lieferungen bestehen zum größten Teil aus LNG. Wie viel davon ursprünglich aus Russland kommen, ist nicht offiziell bekannt. Allerdings zeigen die Zahlen, dass die LNG-Lieferungen Russlands nach Westeuropa stark gestiegen sind und weiter steigen.

Hintergrund zu den neuen US-Sanktionen 

Seit 21. November wurden neben der Gazprombank 49 weitere russische Banken und 40 Wertpapierregisterstellen mit Sanktionen belegt. Jede westliche Bank, die mit den russischen Banken Geschäfte macht, kann seither in den USA dafür haftbar gemacht werden. Großbritannien, Australien, Kanada und Neuseeland haben die Gazprombank schon zuvor sanktioniert.

Fazit: Die US-Sanktionen verschließen das türkische Gas-Hub, über das sich Europa hätte weiter mit russischem Gas versorgen können. Gibt es keine Ausnahmen oder Umgehungen, kanalisiert sich die Gasnachfrage auf LNG. Hier steht Europa in Nachfrage-Konkurrenz mit Asien, die USA sind nach Australien und Quatar der drittgrößte LNG-Exporteure. Der LNG-Preis wird zügig weiter steigen.
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