USA im Auge des Sturms, Europa wird später getroffen
Auf Unternehmen rollt eine rekordverdächtige Pleitewelle zu. Die Zahl der Insolvenzen wird nicht nur in Deutschland kräftig steigen (FB vom 6.7.), sondern auch weltweit. Der weltweit tätige Kreditversicherer Euler Hermes hat eine Prognose für die Jahre bis 2021 gemacht und spricht eine klare Warnung aus.
Momentan herrscht bei den Insolvenzen noch die Ruhe vor dem Sturm. Insbesondere in Deutschland ist das Bild wegen der Sonderregelung zur Anzeigenpflicht bei Insolvenzen positiv verzerrt. Etliche Unternehmen müssen Geschäftsausfälle aus dem Lockdown verkraften, die sie gar nicht wieder hereinholen können. Und so wie es bisher aussieht, verläuft die Erholung der Realwirtschaft nicht so schnell, dass die Unternehmen zügig an die Zeit vor Corona anknüpfen können.
Unternehmen haben ein Kosten-Erlös-Problem
In vielen Branchen liegen die Umsätze weiter deutlich unter dem Vor-Krisenniveau. Die Kosten, insbesondere beim Wiederanlaufen der Produktion, können aber nicht zusammengestrichen werden. Viele Unternehmen haben darum momentan ein Kosten-Erlös-Problem. Das ist nicht dauerhaft durchzuhalten. Darum droht in Deutschland ab September ein böses Erwachen, wenn Insolvenzen wieder angezeigt werden müssen. Die Insolvenzen in der Auto- und deren Zulieferindustrie sind ein Warnsignal.
Auch global betrachtet stehen die Zeichen auf Sturm. Gegenüber dem Jahr 2019 wird die Zahl der Pleiten bis Ende 2021 weltweit um 35% steigen. Der Anstieg der Pleiten wird in den Jahren 2020 bei 17% und im Jahr 2021 bei 16% liegen. Dabei schwappt die Insolvenzwelle rund um den Globus und erreicht die einzelnen Länder zeitversetzt.
USA schon im Auge des Sturms
Die USA befinden sich laut Analysen des Kreditversicherers bereits im Epizentrum der Pleitewelle. Für das Jahr 2020 wird ein Anstieg der Insolvenzen um 47% prognostiziert. Dann haben die USA das Schlimmste schon hinter sich. Für 2021 erwartet Euler Hermes nur noch ein Pleiten-Plus von 7%. Auch in China und Brasilien erreichen die Insolvenzen schon 2020 ihren Höhepunkt.
Andere Länder erreicht die Pleitewelle erst zeitverzögert. Dazu gehören Deutschland, Österreich und die Schweiz. „Das eine tickende Zeitbombe. Spätestens im dritten Quartal des Jahres wird diese Zeitbombe hochgehen und die Schockwellen dürften sich ins gesamte erste Halbjahr 2021 ausbreiten", heißt es bei Euler Hermes. Im Jahr 2020 wird die Zahl der Pleiten hierzulande nur um 4% zulegen (auf 19.000 Unternehmen), 2021 dann jedoch um 8% auf 21.000 Firmen.
Fazit: Insbesondere exportorientierte Unternehmen müssen zunächst in den nächsten 18 Monaten besonders auf ihre Risiken bei Forderungen achten. Es wird eine globale Insolvenzwelle geben. In den USA, China und Brasilien dürfte das Schlimmste zum Jahresende weitgehend überstanden sein. In Europa kommt die Welle erst 2021 richtig an. Hinweis: Achten Sie konstant auf Warnsignale für Zahlungsausfälle (z. B: Verzögerungen). Treiben Sie Forderungen hartnäckig ein und bauen Sie Cash auf.