Die internationalen Aktienmärkte starten bewegt ins neue Jahr. Die Achterbahnfahrt der Aktienkurse, die mit dem anhaltend dynamischen Ölpreisverfall im Dezember ihren Anfang nahm, geht munter weiter.
Insbesondere der Ölpreis bewegt die Märkte. So ist die Notierung für US-Öl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) in der ersten Januarwoche zwischenzeitlich sogar unter die Marke von 50 US-Dollar je Fass gefallen. Seit dem Sommer ist der Preis für das Schwarze Gold damit um mehr als 55% gesunken.
Auf lange Sicht ist der niedrige Ölpreis gut für die weltweite Konjunktur. Denn wenn Verbraucher und Unternehmen spürbar weniger Mittel für Energie- und Transportkosten aufwenden müssen, bleibt mehr Geld übrig, das in den Konsum fließen kann bzw. die Gewinnmargen energieintensiver Konzerne nach oben treibt. Das wird sich schon mittelfristig wieder in den Aktienkursen zeigen.
Kurzfristig jedoch schürt dieser schnelle und starke Preisverfall Unsicherheit und beeinflusst die Aktienmärkte momentan negativ. Dahinter stehen verschiedene Überlegungen: Einerseits könnten bei niedrigen Ölpreisen viele Fracking-Projekte in den USA unrentabel werden. Allerdings haben wir keine klaren Zahlen, wo die Rentabilitäts-Grenze verläuft. Eine weitere Überlegung ist, dass auch einige Ölförderunternehmen in Schwierigkeiten kommen könnten. Bleiben die Petro-Dollars aus, könnten auch Kreditverträge und Anleihen von Ölförderunternehmen unter Druck kommen. Gerade die Frackingbranche ist stark fremdfinanziert. Letztlich sind auch diverse Länder negativ betroffen, die ihre Sozialsysteme und Budgets wesentlich auf die Erlöse aus dem Ölgeschäft ausgerichtet haben. Dazu zählen z. B. Venezuela, Iran oder Brasilien.
Solche Überlegungen zu möglichen negativen Folgen des Ölpreis-Verfalls spielen bei Finanzinvestoren eine entscheidende Rolle. Da diese eher kurzfristig orientierten Investoren den Markt dominieren, schwanken die Börsen derzeit volatil auf und ab. An erster Stelle sind davon natürlich Aktien von Ölunternehmen betroffen. Hier flammen nun sogar erste Spekulationen über Dividendenkürzungen auf.
Auch das politische Europa, insbesondere die Zukunft Griechenlands, treibt derzeit die Börsen um. In Hellas stehen am 25. Januar Neuwahlen an. Die akute Sorge ist, dass die linksgerichtete Partei Syriza diese Wahl gewinnt und nach einem Wahlsieg auf einen harten Anti-Europa-Kurs setzen könnte. Dies lässt Spekulationen über eine neue Verschärfung der Schuldenkrise in Europa laut werden. Allerdings halten wir dieses Szenario für relativ unwahrscheinlich. Selbst wenn Syriza gewinnen sollte, dürften die Töne angesichts der finanziellen und innenpolitischen Auswirkungen nach dem Urnengang relativ schnell gemäßigt werden. Einen Grexit sehen wir nicht.
Die griechische Unsicherheit strahlt aus. Griechische Dividendenpapiere sind binnen Monatsfrist um rund ein Viertel eingebrochen. Mutige Anleger wetten mit einer kleinen spekulativen Position auf eine kräftige Gegenbewegung nach der Wahl (z. B. mit dem ETF von Lyxor, ISIN FR 001 040 543 1).
Die politische Unsicherheit strahlt auch auf den Euro aus. Dessen Kurs fällt gegen den US-Dollar immer weiter und beschleunigt sich sogar noch einmal. Seit Mitte Dezember hat die Gemeinschaftswährung gegenüber dem Greenback 6% verloren und notiert mit 1,1820 USD auf einem Neunjahrestief.
Die Volatilität, also die Schwankungsbreite der Märkte, wird zunächst hoch bleiben. Erst wenn die politische Unsicherheit schwindet und sich der Ölpreis stabilisiert, wird wieder etwas mehr Ruhe in die Märkte einkehren. Ein guter Indikator für die Volatilität ist der V-DAX, der die Unsicherheit der Marktteilnehmer misst und die Schwankungsbreite in Optionen abbildet. Dieser Index notiert mit 24 Punkten auf einem neuen 52-Wochen-Hoch. Dies ist zwar noch nicht besorgniserregend, im langfristigen Mittel beträgt die Volatilität im DAX rund 20 Punkte. Nach Jahren extrem niedriger Kursschwankungen reiben sich aber so manche Marktteilnehmer verwundert die Augen.
Eine sichere Bank bleibt die anhaltend lockere Geldpolitik der Notenbanken. Diese wird ein allzu deutliches Absinken der Aktienkurse verhindern und so die Hausse an den Märkten steuern. Die US-Notenbank hat schon mit Worten behutsam angedeutet, dass die erste Zinserhöhung noch auf sich warten lassen könnte. In Europa schürt EZB-Chef Mario Draghi sogar Hoffnungen auf ein QE-Programm nach US-Vorbild.
In Anbetracht all dieser Einflussfaktoren behalten wir die strategische Gewichtung unseres Aktivdepots bei (siehe Grafik). Der strategische Fokus liegt auf europäischen Aktien und dabei auf Titeln mit hoher Dividendenrendite. Auch gehen wir davon aus, dass in diesem Jahr das Timing und die gezielte Auswahl von Einzeltiteln entscheidend sein wird. Unsere taktischen Investmentideen bilden wir im Anlagedepot ab.
Fazit: Richten Sie sich für 2015 in jedem Fall auf höhere Volatilität an den Märkten ein. Die langfristigen Aufwärtstrends sind zwar intakt. Die Kursschwankungen werden aber etwas mehr Handelsaktivität als im letzten Jahr erfordern.
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