Volatilität hoch, Kurse runter
Wir rechnen mit einem sinkenden DAX. Ein Risiko ist die weitere Entwicklung des Ölpreises.
Der DAX ist klar unter die psychologisch wichtige Marke von 10.000 Punkten getaucht. Damit ist der deutsche Leitindex mit seiner Bärenmarktrally wie im charttechnischen Lehrbuch an der fallenden 200-Tage-Linie gescheitert. Auch die Renditen sind erneut ordentlich ins Rutschen geraten. Die 10-jährige Bundesanleihe wirft aktuell wieder nur noch 0,20% ab. Vor einer Woche waren es noch 0,35%. Allerdings: Anfang April lag die Rendite bereits bei nur 0,10%. Kräftige Bewegungen gibt es auch beim Euro-Kurs. Gegenüber dem US-Dollar ist der Preis der Gemeinschaftswährung gerade in den jüngsten Tagen deutlich gestiegen. Er stößt jetzt bei 1,15 EUR/USD an die obere Begrenzung des seit gut 15 Jahren bestehenden Seitwärtstrends des Währungspaars. Gelingt der Sprung darüber, hat der Euro ordentlich Luft nach oben. Motor einer weiteren Euro-Aufwertung könnte ein Schwenk in der US-Zinspolitik sein. Wenn die Märkte realisieren, dass die US-Notenbank Fed ihre Zinsen nicht weiter kontinuierlich anhebt, sondern langsamer vorgeht, dürfte dem Dollar etwas die Luft ausgehen. Denn dann wächst der US-Zinsvorsprung gegenüber der Eurozone langsamer. Da der Dollar viel von dieser Erwartung vorweggenommen hat, könnte er dann den Weg in die andere Richtung einschlagen. Eine weitere Euro-Aufwertung würde sicher tiefere Bremsspuren beim DAX hinterlassen. Dessen Kursentwicklung wird schließlich wesentlich von Exportwerten (z. B. Autos) getrieben. Deren Kurse dürften aber leiden, wenn sich der Euro verteuert und in einen neuen mittelfristigen Aufwertungstrend gegenüber dem Greenback umschlägt. Zentral bleibt die Entwicklung der US-Börse. Sie ist erneut an 18.000 Zählern gescheitert. Schafft es der Dow nicht, sich über 17.700 Zählern zu halten, wird er zügig in Richtung 17.000 Punkte korrigieren. Dort verläuft die 200-Tagelinie, in deren Nähe erst wieder fundamental orientierte Investoren zugreifen werden. Uns fällt zudem auf, dass auch die Umsätze an der US-Börse spürbar zurückgehen. Die Anzahl der auf dem aktuellen Kursniveau gehandelten Aktien ist äußerst gering. Das heißt: Es gibt kaum Nachfrage nach Wertpapieren, die zu aktuellen oder leicht höheren Kursen gekauft werden sollen. Das wiederum spricht dafür, dass schon geringe Einflüsse ausreichen können, eine spürbare Kurskorrektur auszulösen, wenn die Anzahl der Verkaufsorders steigt und auf geringe Nachfrage trifft. Ein Risiko ist die weitere Entwicklung des Ölpreises. Nach dem Preisanstieg auf 45 Dollar je Fass (Sorte Brent) wächst der Reiz für die Produzenten, noch mehr Ware auf den Markt zu werfen. Damit könnten die Ölpreise wieder unter Druck kommen – und prompt kämen die Sorgen vor faulen Krediten zurück in den Markt.
Fazit: Unser prognostiziertes Korrektur-Szenario läuft. Wir rechnen mit einem in Richtung 9.500, danach 9.300 Punkten sinkenden DAX. Tätigen Sie vorerst keine neuen Aktienkäufe.