Vom Virus gedrückt
Seit den kurzen militärischen Aktionen im Iran zu Jahresbeginn ist der Ölpreis wieder stärker unter Druck geraten. Notierte leichtes US-Öl der Sorte West Texas Intermediate (WTI) zu Jahresbeginn noch auf einem Mehrmonatshoch knapp oberhalb von 65 US-Dollar je Barrel, nimmt der Ölpreis inzwischen bereits wieder die 55-US-Dollar-Marke ins Visier.
Verglichen mit dem Höchstand vor drei Wochen hat der Preis für das Schwarze Gold bereits wieder rund 14% an Wert verloren. Derzeit wird vor allem die schnelle Verbreitung des neuartigen Coronavirus in China, aber auch anderen Ländern Asiens am Ölmarkt diskutiert.
Stadt unter Quaratäne - Reisetätigkeit nimmt ab
Jüngsten Einschätzungen von Rohstoffexperten der US-Investmentbank Goldman Sachs zufolge ist es wahrscheinlich, dass die Nachfrage nach Öl durch die Verbreitung des Wuhan-Virus gedrückt wird. Aufgrund der Ausbreitung der Krankheit dürfte sich die Reisetätigkeit in China anlässlich des in dieser Woche beginnenden Neujahrsfests erheblich verlangsamen. Tatsächlich hat die Zentralregierung in Peking die Millionenstädte Wuhan – in der das Virus erstmals diagnostiziert wurde – und Huanggang unter Quarantäne gestellt. Bewohner aus Wuhan dürfen die Stadt nur noch mit einer Sondergenehmigung verlassen.
Die Lage im Ölförderland Libyen hat unterdessen derzeit kaum Einfluss auf den Ölpreis. Hier laufen diplomatische Bemühungen, den Bürgerkrieg in den OPEC-Land zu befrieden. Zuletzt war der Transport von Rohöl aus den Fördergebieten zu den Verladehäfen Libyens unterbrochen worden. Viele Ölförderanlagen sind derzeit durch das Militär besetzt. Die Ölproduktion sinkt dadurch um bis zu 1,3 Millionen Barrel täglich.