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Devisen

Währungen Osteuropa: Die Politik im Bremserhäuschen

Osteuropas Währungen stehen im Bann der Innenpolitik. Die wirtschaftlichen Daten sind dagegen ordentlich. Russlands Probleme sind langfristig. Dies bestimmt die Politik der heimischen Notenbanken.

Straffung über den Devisenkurs

Tschechiens Notenbank wird vorerst auf Zinserhöhungen verzichten. Auch wenn die tschechische Notenbank CNB zu den ersten in Europa gehörte, die eine Zinserhöhung wagten (Leitzins derzeit 0,25%). Die Inflation bleibt der aktuellen Projektion nach in der oberen Hälfe des Zielbereichs von 1% bis 3%. Sie wird sich aber nicht darüber hinaus bewegen. Denn der momentan starke Wachstumstrend samt steigender Beschäftigung und anziehender Löhne wird sich bald beruhigen. Die CNB sieht das Wachstum 2017/18 bei 3,6% und 3,2%. Tschechien profitiert weiter von der Nachfrage der Eurozone und wird durch Exportimpulse angetrieben. Die vom Kurslimit befreite Krone wird weiter aufwerten und damit die nötige Straffung leisten. Eine Zinserhöhung ist im CNB-Szenario erst für Mitte 2018 erkennbar. Frühere Zinsschritte sind nur denkbar, wenn Wachstum und Inflation nennenswert von diesen Pfaden abweichen sollten oder die EZB der CNB Spielraum verschafft.

Fazit: Wir erwarten den nächsten Zinsschritt erst in etwa einem Jahr. Die Krone wertet langsam auf.

Eher locker drauf

Polens Währungshüter erhöhen die Leitzinsen nur, wenn besondere Umstände sie dazu zwingen. Das Wachstum hat zwar aktuell angezogen. Doch der momentane Wachstumsschub – im 2. Quartal waren es 4,4% zum Vorjahr – ist Einmal-Effekten wie dem neuen EU-Förderzyklus oder staatlichen Ausgabenprogrammen zu verdanken. Der Trend wird sich in den nächsten Quartalen auf etwa 3% bis 3,5% einpendeln. Daher bleibt auch der Preisdruck überschaubar und die Inflation im Zielbereich von 1,5% bis 3,5%. Bedeutsamer sind die wachsenden Spannungen mit der EU. Sie könnten Polen zumindest einen Teil der Förderung kosten. So sind mit der Förderung verrechenbare Zwangsgelder etwa wegen des demonstrativ missachteten EuGH-Beschlusses zur Abholzung in einem ostpolnischen Naturreservat denkbar. Zudem haben die Spannungen auch eine innenpolitische Seite, die ebenfalls relevante Unsicherheiten erzeugt.

Fazit: Wir erwarten einen leicht nachgebenden Polnischen Z?oty.

Inflationsziel unterschritten

Ungarns Inflationsrate liegt mit 2,1% am unteren Rand des Toleranzbereichs von 2% bis 4%. Das Ziel der Notenbank MNB liegt bei 3%. Es besteht wenig Aussicht, dass die Rate nennenswert steigt, auch wenn die Währungshüter dies derzeit annehmen. Zwar hat auch Ungarn ähnlich wie Polen gerade einen kleinen Wachstumsschub erlebt. Der reicht aber nicht aus, um die Inflation nachhaltig anzuschieben. Der seit Beginn des 2. Quartals erkennbare leichte Aufwertungstrend liefert soviel monetäre Straffung, dass der Preisauftrieb davon „geschluckt“ wird. Daher wird es auf längere Sicht bei der sehr lockeren Geldpolitik bleiben (Einlagensatz -0,05%). Zudem betreibt die MNB mit Sonderprogrammen zugunsten der Kreditversorgung von Klein- und Mittelbetrieben eine Art quantitativer Lockerung. Auch in Ungarn sind politische Risiken durch das gespannte Verhältnis zur EU erkennbar. Kurz: Zinstrend und Politik belasten den Forint. Der Überschuss der Leistungsbilanz liefert allerdings ein gewisses Gegengewicht zur Abwertungstendenz.

Fazit: Der Ungarische Forint dürfte bis auf Weiteres nur leicht nachgeben.

Wachstum treibt Inflation hoch

Rumäniens Währungshüter sind im Wartemodus. Sie lassen die Leitzinsen unverändert. Momentan liegt Rumäniens Inflation noch unter 1%. Es wird aber der neuen Notenbankprojektion zufolge durch das starke Wachstum – je 5,7% annualisiert für die ersten beiden Quartale – deutlich anziehen. Ende kommenden Jahres dürfte es an den oberen Rand des Toleranzbereichs bei 3,5% stoßen. Allerdings zeitigen politische Verwerfungen erhebliche Abwärtsrisiken für das Wachstum.

Fazit: Das Potenzial des Leu bleibt trotz des starken Wachstums und der positiven Zinsperspektive wegen der politischen Risiken begrenzt.

Das Wachstum bleibt schwach

Russland hat die Rezession hinter sich. Aber das Wachstum bleibt mit jeweils 1,5% für die nächsten Jahre – sofern nicht der Ölpreis für einen neuen Schub sorgt – schwach. Das Land zahlt einen hohen Preis für die versäumten Reformen und die allzu ambitionierte Machtpolitik Wladimir Putins. Die klare Stabilitätsorientierung der Geldpolitik hat wenigstens die Kapitalflucht begrenzt. Sie bremst aber mit ihrer straffen Ausrichtung die Investitionen. Der Leitzins von 9% ist bei zuletzt 3,9% Inflation und dem geringen Wachstum klar kontraktiv. Und er wird es auch vorerst bleiben. Momentan ist nicht mehr als noch eine Zinssenkung für das laufende Jahr wahrscheinlich. Das reicht zwar kaum für neuen Schwung der Konjunktur, schwächt aber den Rubel.

Fazit: Der Rubel wird weiter leicht nachgeben. Sowohl das Wachstum als auch die abwärts gerichtete Zinsperspektive bremsen.

 

6-Monats-Übersicht zu ausgewählten Währungen aus Osteuropa

LandWährung/ZinsAktueller KursAusblick 3 MonateAusblick 6 MonatePrognose-sicherheit
Tschechien CZK 26,08 25,88 25,61 sicher
3m-Zins 0,46 0,46 0,48
Ungarn HUF 303,7 306 309 neutral
3m-Zins 0,15 0,15 0,15
Polen PLN 4,26 4,28 4,31 neutral
3m-Zins 1,63 1,63 1,68
Rumänien
RON 4,58 4,57 4,58 neutral
3m-Zins n.v. 1,95 2,25
Russland
RUB 69,71 70,6 71,5 neutral
3m-Zins 9,13 9,03 8,75
  • CZK: Die Krone wird weiter leicht zulegen.

  • HUF: Der Forint wird durch die Zinsperspektive geschwächt.

  • PLN: Der Złoty hat sich nur vorerst stabilisiert, die politischen Risiken bleiben aber.

  • RON: Der Leu dürfte sich auf dem aktuellen Niveau stabilisieren.

  • RUB: Der russische Zinstrend geht abwärts und nimmt den RUB mit. 

     

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