Wallstreet kann DAX-Trend kippen
Die US-Börse und der DAX haben sich klar entkoppelt (FK vom 27.7.). Für den DAX wird die Entwicklung an der Wallstreet zum Risiko.
Die US-Börse und der DAX haben sich klar entkoppelt (FK vom 27.7.). Während der US-Leitindex praktisch täglich etwas höher tickt und inzwischen die Marke von 22.000 Punkten angelaufen hat, testet der DAX gerade intensiv die Stärke seiner Unterstützung auf der Unterseite bei 12.100 Punkten.
Eine solche Entkopplung beider Börsen ist ein eher seltenes Phänomen. Meist folgt der DAX der US-Börse und vollzieht deren Bewegungen im Trend nach. Darum haben wir uns bei einigen Banken umgehört, wer eigentlich im DAX die größeren Verkäufer sind. Klare Aussagen dazu haben wir leider nicht bekommen. Möglicherweise verkaufen die großen Staatsfonds aus Katar ja doch ein paar Aktien, um sich liquide Mittel zu verschaffen.
Für den DAX ist kurzfristig die Unterstützung bei 12.100 Zählern entscheidend. Fällt der Index darunter, sehen wir 12.000 Punkte. Dann stützt zwar die langfristig trendbestätigende 200-Tagelinie (bei 11.900 Zählern). Hält diese aber nicht, ist viel Freiraum für eine Abwärtsbewegung in Richtung 11.500 und danach 10.800 Punkte gegeben. Ein Rutsch in diese Region dürfte dann sehr schnell gehen, denn unter 12.000 liegen einige Stop-Kurse im Markt. Werden diese ausgelöst, wird sich angesichts des allmählich ausdünnenden Sommerhandels eine dynamische Abwärtsbewegung entfalten.
Die fortgesetzte Klettertour des Euro wird den deutschen Leitindex weiter unter Druck setzen. Inzwischen notiert EUR/USD bei über 1,18. Bis zur nächsten Wegmarke bei 1,20 ist es nicht mehr weit.
Die Auswirkungen des steigenden Euro-Kurses sind in der Branchenentwicklung im DAX nachzuvollziehen. Insbesondere die Exportwerte stehen derzeit unter Druck. Die Automobiltitel wegen des sogenannten Diesel-Skandals möglicherweise noch etwas mehr. Allerdings dürften auch die schwachen Zahlen vom US-Automarkt den Auto-Exporteuren ein wenig Sand ins Getriebe gestreut haben.
In der Branchenrotation zeigt sich auch ein saisonales Muster. Denn besser als die Exportwerte laufen derzeit eher defensive Sektoren. Dazu zählen beispielsweise die Energie-Werte. Investoren, die während der Sommermonate mit einer moderaten Kursentwicklung an den Börsen rechnen, verschieben das Gewicht in Branchen, die bei schwächelnden Börsen in der Regel nicht so stark nachgeben. Diese Gewichtung könnte dann im Herbst allmählich wieder zurückgenommen werden.
Für den DAX wird die Entwicklung an der Wallstreet zum Risiko. Der Dow wird aufgrund seiner pausenlosen Klettertour korrekturanfälliger. Die US-Arbeitsmarktdaten könnten morgen (Freitag) ein Auslöser dafür sein. Selbst wenn die US-Börse nur 500 Punkte abgibt, besteht das Risiko, dass es im DAX zum Trendbruch bei 11.900 Punkten kommt.
Fazit: Die DAX-Lage ist prekär. Der Index müht sich darum, die starke Unterstützung bei 12.000 Punkten zu halten. Das Risiko für einen größeren Rutsch steigt aber. Eine neue Perspektive nach oben bekommt der Index über 12.300 Zählern.