Wendepunkt Allzeithoch?
Die Fed hat die Zinsen erhöht und der DAX zieht nach oben. Nun ist eine Korrektur wahrscheinlich.
Die US-Notenbank Fed hat erwartungsgemäß die Zinsen erhöht (+0,25%). Damit hat sie an den Aktienbörsen die nächste Triebwerksstufe gezündet. Die Spekulation geht so: Die Prognose für eine gute US-Konjunktur beflügelt die Hoffnungen der Anleger, dass die US-Aktien ihre hohen Bewertungen rechtfertigen können, weil die Unternehmen in den kommenden Monaten ein entsprechendes Gewinnwachstum liefern werden. Der Konjunktur-Optimismus zieht auch den DAX hoch. Nach der Zinsentscheidung aus den USA hat der Index den Sprung über 12.000 Punkte geschafft. Nun dürfte er Kurs auf das Allzeithoch bei 12.374 Punkten nehmen, zumal die Aktien hierzulande im Durchschnitt deutlich preiswerter sind als US-Titel. Deren Shiller-KGV liegt über 26, das langfristige KGV der DAX-Werte dagegen nur bei 18. Hinzu kommt, dass die Geldhüter der EZB weiter superbillig Liquidität bereitstellen und die Zinsen am Boden festzurren. Das müsste dem DAX eigentlich Flügel verleihen. Der nächste Schub könnte den Markt noch bis zum Allzeithoch und – vom Momentum getrieben – sogar noch darüber hinaus in Richtung 13.000 Punkte führen. Viel höher wird die DAX-Flugbahn angesichts der dann erreichten Bewertungen aber nicht reichen. Der DAX könnte aber schon im Frühjahr sein Jahreshoch sehen – und dann abwärts drehen. Denn den Börsen geht der Turbo-Treibstoff aus. In den USA steigen die Zinsen. Parallel dazu könnte Donald Trump damit scheitern, seine Steuererleichterungen und gleichzeitig sein milliardenschweres Konjunkturprogramm haushaltstechnisch unter einen Hut zu bekommen. Dieser Trendwechsel könnte sich bereits im April abzeichnen. Verliert der Dow an Höhe, wird auch der DAX in den Sinkflug übergehen. Hinzu kommt für Europa das Risiko, dass im Mai in Frankreich Wahlen anstehen. Deren Ausgang könnte die Börsen sogar stärker belasten als der Brexit. Die Korrekturwahrscheinlichkeit nimmt darum deutlich zu. Der DAX kann dabei leicht in Richtung 11.500 oder gar 11.000 Zähler fallen. Eine Korrektur in dieser Größenordnung wäre kein Beinbruch, sondern gesund. Wir vermuten ohnehin, dass eine solche Korrektur nur von kurzer Dauer sein wird. Denn es gibt noch etliche Investoren, die an der Seitenlinie stehen und sich Dividendenpapiere ins Portfolio legen wollen. Auch das aktuelle Chartbild erinnert weiter stark an den Jahreswechsel 2014/15. Der DAX schaffte kurz nach Silvester den Sprung über die magische Marke von 10.000 Punkten. Danach ging es steil hinauf. Ende März erreichte der Index sein Allzeithoch. Ab Anfang April ging es dann aber das ganze Jahr lang kräftig abwärts und sogar wieder deutlich unter die Marke von 10.000 Punkten. Einen solchen Kursverlauf könnte der DAX in den kommenden Wochen und Monaten erneut nehmen.
Fazit: Wer investiert ist, fährt die laufende Rally weiter mit, sollte aber allmählich einen Fallschirm anlegen und Stopp-Kurse setzen. Neue Aktienkäufe kommen erst nach einer kräftigeren Marktkorrektur in Betracht.