Billiges Geld, billiges Öl und eine dümpelnde Weltwirtschaft – doch, das passt zusammen! Darin zeigen sich die Folgen der Niedrigzinspolitik der Notenbanken. Sie hat weltweit für Überkapazitäten gesorgt und hält diese dauerhaft am Leben. Die Welt erlebt im großen Maßstab, was Japan in den 90ern im kleineren erlebte.
Überkapazitäten zeigen sich in vielen Branchen und Ländern. In China etwa im Bau. Sein Anteil am BIP: 13%. Das ist mehr als doppelt so viel wie in den USA im Jahr 2007. Für den Stahlsektor lauten die Schätzungen der weltweiten Überkapazitäten auf 10 bis 15%. Allein in der chinesischen Stahlbranche sollen sie sich auf 400 Mio. Tonnen belaufen, so der Stahlkocher Voestalpine.
In der Automobilindustrie sieht es ähnlich aus. Hier gibt es seit Jahren Überkapazitäten. Ebenso im Aluminiumgeschäft, einer wichtigen Zulieferbranche. Im Nahen Osten wurden wegen der günstigen Energie etliche hochmoderne Alu-Werke errichtet. In den USA ist in der Ölbranche die Fracking-Industrie, von billigen Finanzierungen angetrieben, aus dem Boden geschossen.
Spiegelbild dieser Entwicklung sind sinkende Preise (Industriemetalle, Öl) und schrumpfende Margen. Insbesondere der Automobilsektor, Maschinenbau, die Elektronik- und Chemiebranche leiden darunter, so der Kreditversicherer Euler Hermes.
In einem funktionierenden Markt würden sinkende Margen mittelfristig zu einer wachsenden Zahl von Firmenpleiten führen. Genau das ist aber seit Jahren nicht der Fall. Die Insolvenzzahlen sind seit geraumer Zeit rückläufig. Weltweit ist die Zahl der Firmenpleiten 2015 erneut um 2% gesunken.
Rettungsanker für viele Unternehmen sind die Mini-Zinsen. Wer vor 10 Jahren eine Anleihe begeben hat und diese heute verlängern muss, spart 20 bis 40% – auch bei schlechter Bonität. Firmen können auf diesem Weg ihre Finanzkennzahlen verbessern und Kosten reduzieren. Die niedrigen Zinsen verhindern, dass sich Firmen um eine Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit bemühen (müssen).
Fazit: Das Ziel der Notenbanken, mit den Mini-Zinsen die Schuldentragfähigkeit von Staaten zu erhöhen und die Konjunktur anzuschieben, ist zwar erreicht. Die dauerhaft niedrigen Zinsen verhindern aber auch, dass die üblichen zyklischen Marktkräfte wirken. Nicht mehr wettbewerbsfähige Unternehmen bleiben am Markt. Das bremst Wirtschaftswachstum und Innovation und sorgt für anhaltenden Deflationsdruck.