Fit for 55: Maschinenbau sucht Alternativen zur Autoindustrie
Die deutsche Vorzeigebranche Maschinenbau wird Brüssels gestern präsentierten Plan „Fit for 55“ schon bald deutlich zu spüren bekommen. Denn mit der politischen Zielvorgabe, den Ausstoß als klimaschädlich eingestufter Gase bis 2030 gegenüber 1990 um 55% zu senken, leitet die EU das Ende des Verbrennungsmotors für Autos in Europa ein. Neue, strenge Emissionsanforderungen werden die ausgereifte Technik so sehr verteuern, dass selbst teure und in der Gesamtbilanz ökologisch fragwürdige E-Autos preislich im Vorteil sind und der Markt spätestens dann zu Gunsten des E-Autos kippt.
Starke Auswirkungen auf den Maschinenbau
Die Folge: Die Nachfrage nach Werkzeugmaschinen wird bis 2030 stark zurückgehen. Kaufen die Autohersteller derzeit noch weltweit Maschinen für die Herstellung von Motoren und Getrieben für 5,7 Mrd. EUR im Jahr, werden sie nach Zahlen von McKinsey dafür 2030 nur noch 4,3 Mrd. ausgeben. Ein Rückgang um ein Viertel. Bei Maschinen alleine für Verbrennermotoren wird der Rückgang mit 65% auf dann 1,6 Mrd. EUR besonders hoch sein. Der Markt für Maschinen für E-Antriebe wird dagegen jährlich um 10% wachsen und 2030 ein Volumen von 2,6 Mrd. EUR erreichen.
Maschinen für E-Motoren als Alternative
Die Industrie beginnt bereits sich neu aufzustellen. Das bayerische Unternehmen Grob ist einer der Marktführer für Transferstraßen, auf denen komplette Benzin- und Diesel-Motoren produziert werden. Seit 2016 bietet das Unternehmen Produktionsstraßen für E-Motoren und Batterien an und sieht sich inzwischen in diesem Segment als Weltmarktführer.
Neue Kunden, etwa in der Medizintechnik
Eine weitere Alternative sind neue Kundengruppen. Ein Wachstumsmarkt ist die Medizintechnik, in der die präzisen Maschinen der deutschen Hersteller gefragt sind. Die Luftfahrt ist eine weitere Branche, die als Alternative zur Autoindustrie interessant ist. Dort werden etwa regelmäßig neue Turbinen entwickelt, die aus besonders hitzebeständigem Material bestehen und besondere Maschinen zur Bearbeitung benötigen. Dass die Entwicklung zu E-Autos in den USA und weiten Teilen Asiens langsamer verläuft als in Europa, ist ein schwacher Trost. Die Rückgänge in diesen Märkten werden später kommen als in Europa. Aber sie werden kommen, sobald E-Autos auch dort die günstigere Alternative sind.
Fazit: Der Werkzeugmaschinenbau muss mit starken Rückgängen durch den Umstieg auf E-Autos rechnen. Alternativen liegen in Maschinen für Elektromotoren oder neuen Kunden (Medizintechnik).