Flieht mit den Engländern auch die englische Sprache vom Kontinent?
Was wird lingua franca?
Mit dem Austritt Großbritanniens aus der EU stellt sich die Frage nach der lingua franca in Europa. Schon jetzt läuft hinter den Brüsseler Kulissen der Sprachenstreit. Vor allem Frankreich hofft darauf, verloren gegangenes Terrain zurückgewinnen zu können. Auch über die dünne Oberschicht der Bildungseliten hinaus.
Denn das ist eines der Kernprobleme beim »Projekt Europa«: Es mangelt am gegenseitigen Verstehen mangels einer gemeinsamen Sprache. Englisch ist als Geschäfts- und Wissenschaftssprache anerkannt. Die Sprache der Händler und Kaufleute hat auf mittlere Sicht weiter am ehesten „das Zeug" dazu, Europas gemeinsame Sprache zu werden. Und es wird sich durchsetzen.
95% der Schüler in Europa lernen Englisch in der Schule. Mit den neuen Mitteln des Informationskonsums via Internet waren die Voraussetzungen für länderübergreifende Verständigung nie besser. Immer mehr große Zeitungen publizieren auch auf Englisch: Die Zeit, Spaniens El Pais, in Griechenland Kathimerini.
Nur 24% lernen Französisch. Auch in deutschen Schulen ist die Quote kaum höher und zudem – nach den Zahlen der europäischen Statistikbehörde Eurostat, die allerdings nur bis 2012 reichen – rückläufig.
Deutsch lernen im Schnitt 21%. Aber mit extremen Unterschieden in einzelnen Ländern. In Portugal, Spanien und Griechenland sind es 1% bis 2% der Schüler; in den osteuropäischen Ländern sind es um die 50 bis 60%.
Fazit
Der Mangel an gegenseitigem Verständnis hat tiefe Wurzeln. Wenn die Politik Europa weiter mit der Brechstange durchsetzen will (wie Macron), wird das Projekt endgültig scheitern. Lässt man den Dingen ihren Lauf, wird sich Englisch auch im Briten-freien Europa als lingua franca durchsetzen.