Gleiches Risiko für alle
„Leg nicht alle Eier in einen Korb", lautet eine alte Anlegerregel. Sie besagt, dass nicht nur in eine Anlageklasse investiert werden sollte. Die Regel „1/3 Renten, 1/3 Immobilien 1/3 Aktien" versucht dem gerecht zu werden und gewichtet jede Anlageart gleich. Einen Schritt weiter geht die „risikoparitätische" Strategie, die sich vermehrt in den Depots von Vermögensverwaltern findet.
Ein Fall aus der Praxis
Sepp Hornborn verteilt sein Geld seit Jahren auf mehrere Vermögensverwalter. Mit Blick auf die letzten drei Jahre fällt ihm auf, dass ein unabhängiger Verwalter durch besonders gute Ergebnisse heraussticht. Dessen Depot schwankt weniger als das der anderen, obwohl der Unternehmer allen ein identisches Renditeund Risikoziel vorgegeben hat.Beim diesjährigen Reportinggespräch kommt diese Entwicklung zur Sprache. Was hat der Experte anders gemacht?
Antwort: Gut 12% des Vermögens hat er in „Risk Parity"-Fonds investiert. Solche Fonds sind können Anleger seit etlichen Jahren kaufen. Zuvor führten sie ein Nischendasein und wurden meist von institutionellen Anlegern genutzt.
Das Prinzip lautet: Sie investieren in mehrere Vermögensklassen, meist in Anleihen, kurzlaufende Zinsen, Aktien und Rohstoffe. Anleihen und kurzlaufende Zinsen sind weniger riskant als die anderen Vermögensklassen. Statt bei der Zusammenstellung auf Renditeprognosen angewiesen zu sein, wird das leichter zu ermittelnde Risiko der einzelnen Anlageklassen gemessen. Das Portfolio wird so gebaut, dass im Fonds jede Anlageklasse ein gleich hohes Risiko abbildet. Die Risikoberechnung erfolgt täglich, so dass die Portfolien immer wieder der Marktsituation angepasst werden.
Das Prinzip lässt sich an einem Beispiel mit zwei Vermögensklassen erklären. Wenn Aktien viermal so riskant sind wie Renten, ergibt sich ein Portfolio von einem Fünftel Aktien und vier Fünftel Renten. Dann sind die Risiken beider Klassen im Depot gleichgewichtet.
Für diese Produkte spricht eine gute Performance. Der Fonds hat AC Risk Parity 12 in den letzten drei Jahren 6,8% p.a. erzielt. „12" steht dabei für die Schwankungsbreite. In den letzten drei Jahren hat der 12-er Fonds einen maximalen Verlust von 8,2% erlitten. Die längste Verlustperiode betrug 11 Monate, dann war der Verlust ausgeglichen. Ein weiterer Vertreter ist der Invesco Balanced Risk. Er hat in den letzten drei Jahren über 11% Wertsteigerung p.a. erzielt. Größter Verlust: knapp 4%, aufgeholt in 6 Monaten. Die Stärke des Konzepts hat sich in der Finanzkrise gezeigt: Der risikoärmere AC Risk Parity 7 schaffte von Oktober 2008 bis September 2009 mehr als 6% Plus.
Fonds-Historie gibt Aufschluss über Qualität
Jede Fondsgesellschaft hat bei der Umsetzung des Konzepts ihre eigene Rechenformel. Darin liegt auch ein Nachteil für Anleger. Die Qualität lässt sich nur am Anlageerfolg erkennen. Wie die Manager das Konzept umsetzen, bleibt ihr Betriebsgeheimnis.
Kritiker bemängeln, dass die Fonds in den letzten Jahren von den fallenden Zinsen und den steigenden Rentenkursen profitiert haben. Ein Zinsanstieg würde zu Problemen der Fonds führen. Sie verweisen auf die letzten 12 Monate mit einem konstanten Zinsniveau. Der AC Fonds 12 konnte in dieser Periode nur 1,2% Performance erzielen. Doch die Fondsmanager beruhigen. Zwar sinken die Renditen, aber das Konzept funktioniert. Sie verweisen auf die Chancen, die sich durch die Zinsunterschiede zwischen kurz- und langlaufenden Papieren ergeben. Kritisch wird es, wenn die Wirtschaft stagniert. Dann fallen Renten- und Aktienkurse gleichzeitig, es drohen größere Verluste. Der Vermögensverwalter von Sepp Hornborn will für diesen Fall die Quote der Risk-Parity Fonds herunterfahren.
Fazit: Die Risikoparität ist sinnvoll zur Beimischung. Die Ergebnisse hängen vom Managementansatz ab. Es empfiehlt sich ein Mix aus mehreren Fonds.
Übrigens: Auch Stiftungen können diese Vermögensstrategie in ihre Depots mischen. Dazu müssen sie die in jüngster Zeit ausgegebenen ausschüttenden Varianten wählen. Beim AC Risk Parity Fonds ist dies durch die Kennung „D" ersichtlich.