Kosten statt Renditen
„Versicherungsmäntel" sind seit Jahrzehnten ein beliebtes Instrument in der Vermögensanlage. Milliarden an Anlegergeldern sind u. a. in Luxemburger und Liechtensteiner Versicherungsverträgen gebunden. Besonders Unternehmer und vermögende Familien nutzen dieses Vehikel. Es gibt gute Gründe dafür:
- Steuern: Wer einen „Altvertrag" aus der Zeit vor 2005 hat, zahlt bei Fälligkeit keinen Cent Steuern. Verträge mit Abschlussdatum ab 2005 haben ebenfalls einen steuerlichen Vorteil gegenüber dem Wertpapierdepot. Alle Erträge werden erst am Ende besteuert. Daraus resultiert ein Zinseszinseffekt. Und: Wenn der Vertrag mindestens 12 Jahre lang läuft und der Versicherungsinhaber bei Fälligkeit 62 Jahre oder älter ist (bzw. mindestens 60 Jahre bei Verträgen aus 2005 bis 2011), unterliegt nur die Hälfte des ausgezahlten Ertrags dem persönlichen Steuersatz
- Nachfolgeplanung: Policen lassen sich so gestalten, dass Vermögen am Nachlass vorbei übertragen werden kann. Zum Teil bieten die Verträge die Möglichkeit, Familienvermögen vor hohen Steuerzahlungen (siehe auch Beitrag von Jörg Richter im Fuchsbriefe Jahrbuch „Anlagechancen 2018") zu schützen.
- Vermögensschutz: Mit verschiedenen Gestaltungen kann erreicht werden, dass Familienmitglieder nur begrenzt über das Vermögen verfügen können. Sie können so in das Vermögen hineinwachsen.
Rendite bleibt auf der Strecke
Doch die Beratungspraxis zeigt, dass nach dem Abschluss die Rendite häufig auf der Strecke bleibt. Die Gründe sind vielfältig:
Es wird eine zu defensive Strategie gewählt. Obwohl sehr lange Laufzeiten geplant sind und daher starke Kursrückgänge verkraftet werden könnten, gehen Anleger auf „Nummer Sicher". Diese Strategie wirft aufgrund der Niedrigzinsen so wenig ab, dass nicht selten die Kosten des Gesamtvertrags alle Erträge auffressen.
Lethargie vermeiden
Nur beim Abschluss wird über die konkrete Anlage gesprochen. Danach kümmert sich niemand mehr drum – die Versicherung hat dazu keinen Auftrag und der Vermittler verdient auch ohne diesen Aufwand sein Geld. Diese Lethargie führt zu suboptimalen Anlageformen und zu Verlusten und Renditereduktionen.
Die Komplexität der Versicherungspoliceführt zu vielen unterschiedlichen Vertragsbeteiligten. Versicherungsgesellschaft, Vermögensmanager, Fondsverwalter, Verwahrstelle der Fonds, Depotbank und der Berater, also die Hausbank oder der Versicherungsmakler können involviert sein. Und dies führt zu vielen Kostenpositionen. Ein Überblick:
- Einmalige Abschlusskosten für die Versicherung (0,5%)
- Laufende Kosten für den Versicherungsmantel (0,6% p. a.)
- Risikokosten für die versicherte Person (abhängig vom Alter und Laufzeit der Versicherung)
- Kosten des Vermögensmanagers (1,2% p.a.)
- Kosten für Transaktionen (Umschichtungen)
- Depotgebühr
- Kosten der Investmentfonds (0,2% bis über 2% p.a.)
- Einbehaltene, nicht ausgeschüttete Bestandspflegeprovisionen (0,2% bis 1%)
- Ausländische Quellensteuern auf Zinsen und Dividenden, die nicht zurückgefordert werden.
So summieren sich die Kosten der Anlage auf deutlich mehr als 2% pro Jahr. Immer abhängig von der jeweiligen Konstruktion. In einzelnen Untersuchungen wurden Werte von mehr als 3% festgestellt. Hinzu kommen schlechte Leistungen der Vermögensverwalter oder Fondsmanager. Dies alles reduziert die Ursprungsrendite aus der eigentlichen Vermögensanlage.
Jährliches Einsparungspotential
Das Einsparungspotenzial beläuft sich erfahrungsgemäß auf jährlich ca. 0,5%. Nicht selten sind es bis zu 1%. Wer also 1 Mio. Euro im Versicherungsmantel deponiert hat, verschenkt schnell 5.000 Euro – pro Jahr! Summiert auf eine Laufzeit von häufig 20 und mehr Jahren fließt damit ein Vermögen weg. In Einzelfällen mussten Versicherungsinhaber feststellen, dass sich Versicherungen oder Vermögensmanager übermäßig bedient hatten. Kostenpositionen, die im Vertrag nicht vorgesehen waren, wurden dennoch abgerechnet.
Fazit: Inhaber von Versicherungspolicen zum Vermögensaufbau sollten alle 5 Jahre einen Check durchführen. Spezialisierte Berater können die Vermögensanlagen optimieren. Lohnenswert ist dies