Stiftungstag mit Reformbedarf
Europas größter Stiftungskongress zieht in Osnabrück wieder mehr als 1.000 Besucher an. Gewidmet ist er dem Thema Bildung, deutlich sticht jedoch die einseitige Förderung durch den Finanzsektor heraus.
Das größte Stiftungstreffen Europas kommt allmählich in die Jahre. Der Deutsche Stiftungstag – er findet diesmal vom 17. bis 19. Mai in Osnabrück statt – ist zwar weiterhin Anziehungspunkt für immerhin 1.600 registrierte Vertreter der Zivilgesellschaft. Aber die Zahl kritischer Besucher-Stimmen wächst. Sie halten das Programm für „austauschbar“ und „beliebig“. Die Dominanz des Finanzsektors, der den Stiftungstag maßgeblich finanziell trägt, sticht Jahr für Jahr immer deutlicher heraus.
In diesem Jahr ist „Bildung“ das Leitthema der Veranstaltung – doch es dominiert den Stiftungstag nicht. Nur 25 von 106 Veranstaltungen (24%) sind zum Kongressthema Bildung ausgewiesen. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, die am Abend des ersten Tages zum Gespräch mit der Öffentlichkeit kommen wollte, sagte ab.
22 Veranstaltungen drehen sich um Finanzthemen. Sie werden von den kommerziellen Partnern des Stiftungstages getragen. Diese belegen auch beinahe ausnahmslos die bestbesuchten Slots am Mittag. Ihnen stehen 14 Stiftungen gegenüber, die für den Event in die Tasche greifen. Die Finanziers aus der Bankenbranche lassen sich eine zweistündige Mittagspräsentation gerne mal etliche Zehntausend Euro kosten. Doch handelt es sich dann auch gewöhnlich um mehr oder weniger offene Imageveranstaltungen und Produktpräsentationen. Mancher Besucher wünscht sich wie schon in den Vorjahren einen kritischeren Umgang mit Finanzthemen und Finanzdienstleistern.
Produzierende Unternehmen, z.B. aus dem Sektor Alternative Energien, sucht man vergebens in der Liste der Förderer. Sie sind auch auf den Podien nicht präsent. Die Deutsche Post wirkt da schon wie ein Exot. Auch regionale Firmen scheinen sich nicht für den Event zu interessieren. Dabei entstehen die meisten Stiftungen aus unternehmerischem Kapital.
Eine Veranstaltung explizit zur Neugestaltung des Stiftungsrechts findet nicht statt. Immerhin soll sie den Stiftungen Handlungssicherheit im Umgang mit dem Stiftungskapital geben. Diese Neuordnung soll nächstes Jahr nach der Bundestagswahl Gesetz werden. Davon gehen Prof. Dr. Michael Göring, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und Generalsekretär Felix Oldenburg aus. „Die Reform ist so gut vorbereitet, dass sie schnell umgesetzt werden kann“, so Oldenburg auf dem Stiftungstag gegenüber FUCHS.
Fazit: Europas größter Stiftungskongress hat sichtlich Reformbedarf. Eine breitere Finanzierungsbasis von Unternehmensseite täte der wichtigen jährlichen Zusammenkunft gut.