Ein Hoch auf die Freundlichkeit
Der Alexanderplatz ist ein Standort von dreien, in denen Kunden das Private Banking der Berliner Sparkasse in Anspruch nehmen können. Von einer Sparkasse erwarten wir instinktiv ein Angebot, das hinter dem von reinen Privatbanken zurückbleibt. Zwar werden wir auf der einen Seite in diesem Vorurteil bestärkt, andererseits erleben wir aber eine Beratung, die besser ist als die von manchen Privatbanken.
Der Kunde und sein Anliegen
Wir sind 35 Jahre alt, leben als Single und arbeiten für eine Technikfirma aus den USA. Wir haben einige Jahre in New York City gelebt und gearbeitet und sind erst 2017 nach Deutschland zurückgekehrt. Die Möglichkeit, irgendwann in die USA zurückzugehen, können wir nicht ausschließen. Wir sind nicht ganz unbeleckt, was private Investments betrifft. Im Immobilien- und Aktienbereich haben wir uns bereits ein wenig ausprobiert. Die 750.000 Euro aus einer Erbschaft und die 2022 zu erwartenden weiteren 750.000 Euro aus einer Term-Fix Versicherung wollen wir aber längerfristig für etwa zehn Jahre so anlegen, dass wir damit keine Arbeit haben.
Da wir gut verdienen, sind wir aktuell auch nicht auf das Geld angewiesen und benötigen keine jährlichen Ausschüttungen. Es kann sich also in Ruhe und ohne uns Stress zu machen vermehren. Denn grundsätzlich sehen wir die Märkte positiv. Wir sind davon überzeugt, dass sich unterjährige kurzfristige Schwankungen von um die 15 bis 30 Prozent mittel- und langfristig gesehen ausgleichen und wir diese aushalten können. Wir erwarten eine deutliche Vermögenssteigerung.
Da wir uns in Vorbereitung auf das Bankgespräch bereits mit dem Thema ETFs beschäftigt und bei justETF ein Musterdepot erarbeitet haben, interessiert uns vor allem, ob es sich dennoch lohnt, eine Bank hinzuzuziehen und auf deren Management zu vertrauen. Auf die Reaktion, wenn wir das Thema ETFs und Robo Advisors ins Spiel bringen, sind wir schon sehr gespannt.
Der telefonische Erstkontakt
Der Start verläuft ein wenig holprig. Wir müssen uns ziemlich umständlich durchfragen, bevor es uns gelingt einen Anlageberater ans Telefon zu bekommen. Vorher allerdings wird uns allerdings mitgeteilt, dass wir zurückgerufen werden. Der Rückruf kommt und wir erzählen unsere Geschichte, schildern kurz unsere Situation und machen einen Termin aus. Es gibt keine tiefergehenden Fragen, in wenigen Minuten ist die Sache erledigt. Ob das Gespräch aufgezeichnet wird, erfahren wir nicht.
Wir erhalten kurz darauf eine nette Mail, in der sich ein Kundenberater und ein Anlageexperte dafür bedanken, dass wir ein Termin mit ihrem Haus verabredet haben, und uns weitere Informationen zur Berliner Sparkasse anbieten. Wir bekommen den Link zum Private Banking. Allerdings erreichen uns weder ein schriftliches Protokoll noch eine Gesprächszusammenfassung.
Das Gespräch mit den Beratern vor Ort
Das Gebäude der Berliner Sparkasse befindet sich am Alexanderplatz in einer nicht besonders schicken oder exklusiven Gegend. Das Private Banking befindet sich eine Etage über dem normalen Bankbetrieb, so dass wir zunächst im Schalterraum bzw. am Begrüßungsstand landen. Dort fühlen wir uns nicht sonderlich freundlich begrüßt, da die Mitarbeiterin offenbar nichts mit unserem Namen anfangen kann. Erst als wir erwähnen, dass wir einen Termin beim Private Banking haben, wird sie deutlich aufgeschlossener.
Wir werden zum Lift begleitet und schließlich in der ersten Etage sehr nett empfangen sowie in ein Wartezimmer geführt. Es gefällt uns sehr gut mit seiner modernen Einrichtung und Kunstwerken, sieht aber dennoch irgendwie nach Sparkasse aus und nicht nach exklusiver Privatbank. Das Besprechungszimmer schließlich wirkt sehr nüchtern. Wir sind hier oben der einzige Gast, so dass alles sehr diskret zugeht. Zudem merken wir, dass wir willkommen sind, und werden ausgesprochen zuvorkommend behandelt. Die Freude, die uns entgegengebracht wird, wirkt echt und nicht aufgesetzt, so dass wir uns die ganze Zeit über wohl fühlen. Kaffee und Plätzchen tun ein Übriges.
Berater betont Unabhängigkeit
Wir werden nett von den beiden Beratern begrüßt, nach unseren zeitlichen Vorstellungen gefragt, die dann auch sehr effizient eingehalten und ausgenutzt werden, und erfahren schließlich einige Details zum beruflichen Hintergrund der Berater. Danach bekommen wir die Gelegenheit, unsere Situation und unsere Vorstellungen zu schildern. Wir erwähnen erneut, dass wir ETFs favorisieren und bei dem Gespräch herausfinden wollen, ob uns die Sparkasse etwas bieten kann, das darüber hinaus geht.
Einer der Berater, der offenbar der Anlageexperte ist, übernimmt im Verlauf des Gesprächs mehr und mehr die Führungsfunktion. Er möchte von uns wissen, ob wir auch andere Investments besitzen und was wir genau mit den ETFs erreichen wollen. Er schwenkt dann ziemlich schnell auf den Flossbach von Storch-Fond (FvS) ein, den er für sehr erfolgreich hält. Da die Sparkasse kein eigenes Produkt habe, erklärt er weiter, sei er nicht vorbelastet und müsse nichts Bestimmtes verkaufen, sondern sei unabhängig.
Fokus auf einzelnen Fonds
Er zeigt uns dann auch direkt auf seinem Notebook den Verlauf des Flossbach von Storch-Fonds und wie er im Vergleich zu anderem abgeschnitten hat. Im Folgenden dreht sich das Gespräch mehr oder weniger um diesen Fonds, weil er nach Auffassung des Beraters eine sehr gute Performance hat. Dabei stellt sich uns die Frage: Wenn es unbedingt und ausschließlich dieser Fonds sein soll, warum sollten wir dafür die Sparkassen nutzen? Was dem Berater gut gelingt ist es, uns die Idee mit Robo Advisor und ETFs auszureden.
Wir erleben ein sehr entspanntes Gespräch, wobei einer der Berater für den fachlichen, der andere eher für den menschlichen Teil zuständig ist. Keine schlechte Arbeitsteilung. Allerdings scheint uns der ausschließliche Fokus auf einen Fonds etwas schwach. Schwächen gibt es auch bei der Strukturierung des Gesprächs, da sich doch vieles wiederholt und gebetsmühlenartig immer wieder auf das zentrale Thema FvS zurückkommt. Was die Tiefe betrifft, gibt es deutliche weniger Hintergrundfragen als bei anderen Banken.
Die Betreuung nach dem Gespräch
Die Berater schicken uns eine Mail, in dem sie sich für das Gespräch vor Ort bedenken. Eine Gesprächszusammenfassung oder ein Protokoll sind nicht dabei. Sie bitten uns aber darum, unseren Strategieplan von justETF zuzusenden, und kündigen einen Anlagevorschlag an, sobald sie den Strategieplan haben. Da wir nicht gleich darauf reagieren, erinnern sie uns einige Tage darauf sehr nett an die Übersendung.
Nachdem wir der Bitte Folge geleistet haben, kommt postwendend auch der Anlagevorschlag, zusammen mit unterstützenden Informationen zu Flossbach von Storch bzw. Hansainvest und einer Szenarioanalyse. Zudem schicken uns die Berater einen Link, auf dem wir uns tiefergehend über das Private Banking ihres Hauses informieren können.
Der Anlagevorschlag aus der Sicht des Kunden
Der Anlagevorschlag zeigt im Prinzip auf, dass die vorgeschlagene Strategie mit dem Flossbach von Storch-Fond besser performt als unser ETF. Da er direkt auf unserem Strategieplan von justETF Bezug nimmt, ist die Frage, warum wir besser nicht mit ETFs arbeiten sollten, eindeutig beantwortet. Die Argumentation der Berater bzw. Anlageexperten der Berliner Sparkasse ist für uns nachvollziehbar.
Ansonsten sind wir aber von dem Vorschlag aus Laiensicht ein wenig enttäuscht. Wir bekommen mehrere Dokumente, jedoch keinen zusammenhängenden Vorschlag, wie man das ansonsten kennt. Das empfinden wir eindeutig als Manko, weil wir es von anderen Privatbanken nicht gewohnt sind, dass wir uns durch Excel- und PDF-Dateien arbeiten müssen. Da lässt die Professionalität ein wenig zu wünschen übrig.
Die Absage nimmt der Berater so freundlich auf, wie er während des gesamten Kontakts wirkt. Er äußert Verständnis für unsere Entscheidung und freut sich darüber, dass wir die Erfahrung mit der Berliner Sparkasse insgesamt loben.
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Adresse und Website
Berliner Sparkasse
Niederlassung der Landesbank Berlin AG
Alexanderplatz 2
10178 Berlin Deutschland
MEHR INFORMATIONEN ZU TOPS 2020
Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent" verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel.
Die Berliner Sparkasse nimmt mit gutem und beständigem Erfolg am dritten Perfomanceprojekt (Stiftungsvermögen) der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ teil (www.pruefinstanz.de).
Ein Projekt hat die Betreuung über 5 Jahre eines klassischen Private Banking Portfolios mit 3 Mio. EUR Anlagesumme zur Grundlage, das andere ist ein Portfolio aus vermögensverwaltenden Fonds des Hauses mit 1 Mio. Euro Anlagesumme. Die Kursdaten und das Portfoliomanagement-System werden von vwd zur Verfügung gestellt.
Die Projekte können von angemeldeten Besuchern der Webseite jederzeit eingesehen werden. Die Teilnahme an den Projekten ist kostenfrei. Es stehen 73 bzw. 74 Anbieter in den genannten Projekten im Wettbewerb zu einem Benchmark-Depot auf ETF.
Stand: Juni 2020
Gibt es Verfahren oder Streitigkeiten mit Kunden?
Die Berliner Sparkasse gibt an, in den vergangenen drei Jahren in Rechtsstreitigkeiten mit Private-Banking-Kunden verwickelt gewesen zu sein, wobei sich diese Rechtsstreitigkeiten "im Wesentlichen auf geschlossene Fonds" beziehen.
Hier finden Sie WISSENSWERTES zur Berliner Sparkasse.
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Mehr erfahren zum Rating TOPs 2020
- Worum es beim Vermögensmanager-Rating geht
- Der Fall
- Wie wir werten
- Das Auswahlverfahren
Fazit
Erste Wahl ist die Berliner Sparkasse sicherlich nicht, aber sie hat sich gut geschlagen. Sowohl der äußere Rahmen als auch das Auftreten der Berater fällt nach unserem Geschmack etwas ab gegenüber alteingesessenen Privatbanken. Zu spüren ist indes das Bemühen, unseren Ansprüchen gerecht zu werden – was oft, aber nicht immer gelingt. Insgesamt eine Vorstellung, die noch dazu gereicht, die Qualifikationshürde für die fachliche Beurteilung des Anlagevorschlags und der Portfolioqualität zu überspringen.
HINWEIS:
Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.