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Meinl Bank | TOPs 2017 – Beratungsgespräch

Beim Alleinunterhalter

Unsere Hoffnungen, dass die vielen Neuerungen schon zu Verbesserungen bei der Meinl Bank geführt haben, wurden leider enttäuscht.
Die Meinl Bank nimmt Anlauf, alte, skandalgeprägte Zeiten, hinter sich zu lassen. Ein neuer Webauftritt soll demnächst ebenfalls Neuanfang signalisieren. Hier hat man erkannt, dass etwas geändert werden muss. Doch wir erleben, dass dies auch für das Private Banking des Hauses gilt.
Die Meinl Bank AG runderneuert ihren Internetauftritt. Das tut auch Not – der bisherige ist nicht nur optisch ein wenig in die Jahre gekommen. Das erste, was man im Internet zur Bank liest, sind Presseartikel, die sich mit Geldwäsche-Vorwürfen beschäftigen. Und das erste, was uns zur Meinl Bank einfällt, ist, dass viele Leute mit der Meinl-Immobilienfirma Meinl European Land (MEL), inzwischen Atrium, eine Menge Geld verloren haben. In den Niederlanden wurde deswegen eine Sammelklage angestrengt. In ihrem Willkommensgruß zeigt sich die Bank davon unbeeindruckt. Dort heißt es: „Die professionelle Umsetzung innovativer Ideen ließ das Unternehmen Julius Meinl zu einem bedeutenden zentraleuropäischen Wirtschaftsfaktor werden. Von Beginn an, hat sich die Julius Meinl Unternehmensgruppe in ihrer Entwicklung international orientiert. Und es ist vor allem der unbedingte Qualitätsanspruch der den Namen Meinl seit jeher gegenüber Mitbewerbern auszeichnete. Diesen Grundsätzen, die den Erfolg von Julius Meinl ausmachen, ist die Meinl Bank AG seit dem Ursprung im Jahre 1923 bis heute treu geblieben. In unserer Geschäftstätigkeit spiegelt sich ein globales Wirtschaftsverständnis wider. Professionelle Beratung und höchste Qualitätsstandards bei den Produkten sind selbstverständlich. Nach innovativen Lösungen für unsere anspruchsvollen Anleger suchen wir tagtäglich.“ Wir auch. Und da die Bank noch vor Kurzem – zum Jahreswechsel 2015/16 – den Vorstand neu aufgestellt hat, bekommt sie natürlich die Chance zu zeigen, was das bewirkt hat. Zumal die Aussagen zum Private Banking ausgesprochen knapp gehalten sind: „Wenn es um Vorsorgeplanung, Vermögensverwaltung oder Betreuung von Privatstiftungen geht: Bei uns sind Ihre Anliegen in guten Händen.“ Das wollen wir gern erleben.

Am Performance-Projektder PBPI nimmt die Meine Bank nicht teil. Was sie im direkten Wettbewerb mit anderen Vermögensverwaltern zu leisten imstande ist, bleibt uns somit verborgen.

Das Monitoring im Rahmen der Vertrauensampel der Private Banking Prüfinstanz findet derzeit nur für Deutschland statt. Dennoch sind die Probleme der Bank bezüglich der Meinl-Immobilienfirma Meinl European Land bekannt. Die österreichische Presse berichtet von einer Sammelklage, die in den Niederlanden angestrengt worden sei.

Der Kunde und sein Anliegen

Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Sie suchen einen neuen Vermögensverwalter für Ihr bestehendes Depot über 2,5 Mio. Euro. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Sie sind in verschiedenen Branchen unternehmerisch oder als leitende Angestellte tätig oder bereits im Ruhestand. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.

Das Beratungserlebnis

„Unser erfahrenes Team freut sich, Sie als Kunde unseres Hauses betreuen zu dürfen.“ Das liest man gern. Und so rufen wir an. Die zentrale Nummer steht als Kontaktadresse auf der Internetseite. Wir klingeln durch. „Sind Sie schon Kunde bei uns? Haben Sie ein Depot bei uns? Haben Sie schon einen Berater?... "Nachdem das geklärt ist, erfolgt die Verbindung zu einem Kontaktmann. Dieser erklärt uns, er werde mit einem Berater sprechen, der uns dann bezüglich eines Termins anrufen werde. Wir erfahren den Namen. Das ist in Ordnung.  Nun folgt noch eine kurze Belehrung. Wir mögen zum Termin nicht vergessen einen Ausweis mitzunehmen bzw. wenn vorhanden auch einen Depotauszug. Machen wir. Nun erfahren wir noch, wann uns der Berater zurückrufen wird. Das ist alles gute Schule – wenn auch ein klein wenig umständlich. Der Berater ruft zum vorgegebenen Termin an. Das ist erfreulich (denn nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit, wie wir aus Erfahrung mit anderen Instituten wissen). Er macht nicht viele Worte, stellt auch keine weiter gehenden Fragen, sondern verabredet mit uns einen Termin. Unser Wunschtermin lässt sich nicht ganz realisieren, aber immerhin am gewünschten Tag klappt’s. Eine Bestätigungsmail wird uns zwar versprochen, erreicht uns aber nicht.

Das Gespräch vor Ort

Das Gebäude der Meinl Bank in Wien ist eine Art Stadtpalais, es macht etwas her, braucht aber außen an der Fassade (wie die gesamte Bank) etwas Auffrischung. Es handelt sich um ein altes Versicherungsgebäude am Bauernmarkt direkt im Stadtzentrum und ist im Besitz der Generali-Versicherung. Zunächst müssen wir den Schalterraum der Bank durchqueren – das entspricht nicht ganz unseren Vorstellungen von Diskretion. Im 1.Stock der Meinl Bank ist das Private Banking. Das Entree wirkt auf uns sehr klein. Die Empfangsdame führt uns direkt durch den Kassenraum in den Besprechungsraum. Dieser ist recht groß und mag ca. 60 Quadratmeter messen – hier kann eine Familienfeier stattfinden, zwei Menschen im Gespräch kommen sich da schon beinahe etwas verloren vor. Ein rechteckiger, langer brauner Holztisch steht in der Mitte, zehn grüne Lederfauteuils herum zwei Fenster. Raum wirkte gehoben und elegant! Wir bekommen Kaffee angeboten und nach zwei Minuten betritt unser Berater den Raum. Er trägt einen braunen Nadelstreifenanzug mit dazugehörigem Stecktuch. Er stammt aus Siebenbürgen in Rumänien, wie er uns erzählt. Er tritt sehr selbstbewusst auf und kommt nach kurzem Geplänkel über die Parkplatzsituation in der Innenstadt auf „seine“ Bank zu sprechen. Die Probleme mit „Meinl European Land“, die in den Medien sehr breitgetreten worden seien, seien erledigt. Eine israelische Investorengruppe in London "Atrium" wäre eingestiegen und damit der Fall für Meinl Bank, nach Abzahlungen an frühere Investoren, vorbei.

Rudimentäre Evaluation

Vergleichsweise schnell vorbei ist auch das Gespräch, dem es an vielem fehlt, was gutes Private Banking in heutiger Zeit ausmacht. Der Berater erkundigt sich so gut wie nicht nach uns, unseren weiteren Vermögensverhältnissen (in der Familie), unserem laufenden Einkommen. Das Gespräch führt er ohne erkennbare Struktur. Dafür werden wir gleich zweimal durch das Klingeln seines Mobiltelefons – wie wir notgedrungen mitbekommen, Anrufe der Ehefrau, die sich nach dem Verbleib des werten Gatten erkundigt – gestört. Ein schönes Beispiel dafür, was sich in einem Kundengespräch nicht gehört. Beim kurzen Blick auf die Märkte schneidet er die schwierige Marktsituation und speziell die Probleme Chinas an. Dort wächst die Wirtschaft unterdurchschnittlich, das Land stöhnt unter der Last fauler, nicht rückzahlbarer Kredite. Unser Berater sieht zum gegenwärtigen Zeitpunkt (Anfang 2016) ein zehnprozentiges Verlustrisiko, das aber in zwei bis drei Jahren wieder aufgeholt werden könne. Dabei würde es sich ja ohnehin nur um ein „buchhalterisches Risiko“ handeln. Um Portfoliorisiken zu reduzieren, könne man auf Blue Chip-Aktien wie BASF oder Nestlé setzen.

80% im Depot ändern

Um Kapitalerhalt zu gewährleisten, sei es wiederum notwendig, in etwa 30% konservative Anleihen, 40-50% Aktien und 20% Anleihen mit geringerer Bonität des Emittenten, dafür aber höherer Rendite zu investieren. Unsere erwünschte Rendite von 2% „netto“ – was wir genau darunter verstehen, hinterfragt er nicht – sei jedenfalls zu erwirtschaften. Unser bestehendes Depot, das er sich ansieht, findet er gut. Das gelte aber nur für die Vergangenheit. Für die Zukunft müsse man 80% des momentanen Depots ändern. Die Gebühren, die wir dafür aufzubringen hätten, will er noch nicht benennen, das solle im schriftlichen Anlagevorschlag erfolgen. Die Verabschiedung ist typisch für die gesamte Attitüde bei Meinl, so wie wir die Bank kennenlernen. Der Berater findet es nicht der Mühe wert, uns bis zum Aufzug zu begleiten. Er bleibt, wie in der Beratung, auf halbem Wege stehen. „Sie finden den Weg“. Was er nicht sagt, wir uns aber denken, ist der zweite Teil des Satzes: „Auch ohne mich“. So ist es.

Die Nachbetreuung

Im Anschluss an das Gespräch schickt uns der Berater eine „erste Bewertung“ unseres Depots und einen „Vorschlag“ für unsere Depotgestaltung“. Dazu ein Chart, sieben erste Wertpapiervorschläge und ein paar erläuternde Sätze: Hohe Ausschläge seien bei hochverzinsten Papieren und bei langen Restlaufzeiten zu erwarten. Diese Auswirkungen von Zinserhöhungen – weitere seien zu erwarten – hätten sich bereits im Jahr 2015 gezeigt. Kurzläufer könnten dagegen „als Reserve mit weniger Schwankung gehalten werden“. Um den niedrigen und weiteren Zinsansteigen entgegen wirken zu können, könnte eine Verlagerung ins Aktien und Aktienfonds-Segment sinnvoll sein. Immerhin: Er ruft an und fragt, ob uns seine Mail mit diesen ersten Ausführungen erreicht habe. Wir fragen, ob das alles sei? Antwort: Natürlich könnten wir mehr ins Detail gehen, aber da müsste er eine ernsthafte Absicht erkennen. Sie wollten nicht eine von vielen Banken sein bei der nur „herumgeshoppt“ wird. Wir sollen unsere Ernsthaftigkeit durch einen 2. Besuch zeigen. Tja, unter solchen Umständen kommen wir sicher nicht zusammen. Wir sagen noch am selben Tag per Mail ab. Unser Berater nimmt die Entscheidung zur Kenntnis und möchte die Ursache dafür erfahren: „In den vergangenen Jahren habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, auch wenn es manchmal sehr ernüchternd ist, die Gründe des Scheiterns anzuhören.“

Fazit:
Vor der Beratung eines Kunden kommt bei qualitätvollem Private Banking zunächst das Interesse an ihm, seinem Hintergrund und seinen Zielen. Daran mangelt es bei Meinl. Hier treffen wir auf einen Alleinunterhalter, der sehr dominant das Gespräch leitet, aber auch sehr schnell zu wissen glaubt, was er mit unserem Depot anzustellen hat. Vertieft wird wenig, und so klärt er auch nicht ab, was wir unter einer Nettorendite überhaupt verstehen. Bei der Depotanalyse sind Ansätze von Beratungsqualität zu erkennen, doch wirklich verifizieren lassen sich diese nicht. Ein Anlagevorschlag, der diesen Namen verdient, soll – vielleicht – nach einem zweiten Gespräch erstellt werden. Aber warum sollten wir das führen? Dazu müsste uns Meinl – nicht die einzige Bank im Land – einen ausreichenden Anlass geben. So stellt sich die Qualifizierungsampel auf Rot.

Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2017“.

Fakten

Meinl Bank AG
Bauernmarkt 2, Postfach 99, A-1014 Wien
http://www.meinlbank.com/

Das Haus hat keine weiteren Angaben gemacht.

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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