Empathie im Erstgespräch, reiner Standard im Anlagevorschlag
Die erste Kontaktaufnahme mit dem Private Banking der Frankfurter Sparkasse verläuft reibungslos. Nach einem kurzen und zielführenden Telefonat erhalten wir von der Beraterin eine Terminbestätigung per Mail. Eckpunkte zu unserer Vermögenssituation sowie unsere bisherige Anlageerfahrung werden in diesem Vorgespräch bereits erfragt. Enthalten in der Mail ist auch eine Anfahrtsbeschreibung.
Ein gut eingespieltes Duo und viele persönliche Fragen
Nach einer kurzen Wartezeit werden wir im Foyer von der Betreuerin abgeholt und in den 18. Stock des Towers in ein Büro mit schöner Aussicht gebracht. Dieser Ausblick bietet genügend Gesprächsstoff für einen Smalltalk (wie etwa über anstehende Bauprojekte in Frankfurt). Neben der Beraterin nimmt ihr Vorgesetzter bzw. der Abteilungsleiter am Erstgespräch teil. Beide wirken gut aufeinander eingespielt und ergänzen sich auf eine professionelle Weise im Beratungsgespräch. Die vielen und zum Teil auch sehr persönlichen Fragen empfinden wir zu keinem Zeitpunkt als aufdringlich.
In der Vorstellungsrunde betonen beide Berater ihre tief verwurzelte Nähe zur Sparkasse. Tatsächlich sind beide seit ihrer Ausbildung bei der Sparkasse, so dass ihr Berufsleben untrennbar mit dem Institut verbunden ist. Nach deren Vorstellungsrunde wird uns die Bankhistorie nahe gebracht. Hier spielt zunächst einmal das Thema „Sicherheit“ eine Rolle, indem auf das institutsbezogene Sicherungssystem des Sparkassenverbundes verwiesen wird. Sodann versucht man damit zu punkten, dass die Sparkasse breit aufgestellt sei und in puncto Finanzdienstleistungen Einiges zu bieten habe: von der Altersvorsorge über das Stiftungsmanagement bis hin zum Thema Vermögensverwaltung.
Der Mehrwert von „Handarbeit“ ggü. dem RoboAdvisor bleibt unklar
Folgendes will man über uns wissen: Unsere Erfahrungen und Kenntnisse im Wertpapierbereich, unsere detaillierten Einkommens- und Vermögensverhältnisse, unsere zu erwartenden Vermögenszuwächse sowie unsere Vorsorgesituation. Aufgrund unserer Antworten wird uns eine Vermögensverwaltung nahe gelegt. Diese sei bei der Frankfurter Bankgesellschaft angesiedelt.
Verschiedene Argumente führen die Berater für die 100%ige Tochtergesellschaft der Sparkasse an: Transparenz, Preis-Leistungsverhältnis sowie eine enge Zusammenarbeit und der damit zusammenhängende gute persönliche Kontakt zwischen Vermögensverwaltung (der Frankfurter Bankgesellschaft) und Kundenberater der Private Banking Abteilung (der Sparkasse). Was die Anlageinstrumente der Vermögensverwaltung betrifft, so werden die etablierten Märkte über Einzeltitel und ETFs, die Emerging Markets hingegen vorwiegend über aktiv gemanagte Fonds abgebildet. Das Risikomanagement erfolge über Absicherungsgeschäfte mit Zertifikaten.
Aktienquote bei 80%
Man sieht unsere Aktienquote bei etwa 80 Prozent und weist zugleich darauf hin, dass mit einer konservativen Strategie zur Zeit wenig Rendite zu erzielen sei und von daher keinen Sinn mache. Bei der favorisierten Vermögensverwaltung liegen die laufenden Kosten bei 1,4 Prozent und der Gewinn nach Kosten – zumindest rückblickend – bei 4,63 Prozent. Genaueres über die anstehenden Kosten auf Sicht des angesprochenen Anlagehorizonts von zehn Jahren würden wir dann im nächsten Gespräch erfahren.
Was den eigentlichen Anlageprozess betrifft, so betont man, dass die Anlageentscheidungen im ersten Schritt maschinell erfolgen, diese Vorauswahl dann aber ggf. korrigiert werde, also zu guter Letzt „Handarbeit“ das Finetuning übernehme. Der Mehrwert dieser Art von „Handarbeit“ wird uns nicht erörtert – zumal die Vermögensverwaltung mit höheren Kosten verbunden ist als der von uns angesprochene Robo-Advisor. Auf unseren Wunsch hin, nachhaltig zu investieren, kommen eher etwas oberflächliche Statements zum Thema „nachhaltige Investments“. Scheinbar ist man dabei eher darum bemüht, uns verstehen zu geben, dass wir „auf der richtigen Seite“ seien bzw. das man unsere Auffassung vom „nachhaltigen Investieren“ durchaus teile.
Die Individualität trägt Ziffer Nummer "4"
Abschließend wird uns die Zusendung eines Anlagevorschlags versprochen. Diesen erhalten wir auch tatsächlich eine Woche nach dem Erstgespräch, nicht jedoch ein qualifiziertes Beratungsprotokoll. Stattdessen enthält der Anlagevorschlag eine nicht begründete Risikoeinstufung – basierend auf einigen unserer Aussagen im Erstgespräch. So persönlich wir uns im Beratungsgespräch betreut gefühlt haben, so wenig sehen wir uns im Anlagevorschlag wieder: Von der Risikobereitschaft und Anlegermentalität und mithin dem Private Banking Depot liegen wir bei einer „vier“. Wie wir jedoch zu dieser Kennzahl kommen, bleibt unklar. Ein Stresstest wurde und wird nicht mit uns durchgeführt, stattdessen erfahren wir Näheres zu den Themen „Value at risk“ und „Volatilität“. Und was schließlich den Anlagevorschlag selbst betrifft, so handelt es sich hier um reinen Standard – „Private Banking Depot Nummer vier“ eben. Und dies ist zudem im Vergleich zum RoboAdvisor von den laufenden Kosten deutlich teuer.
Die Depotstruktur weist einen eindeutigen Homebias auf. Oder um es etwas drastischer zu formulieren: Bei der Frankfurter Bankgesellschaft wird eurozentristisch investiert. Tatsächlich ist der europäische Aktienmarkt ggü. anderen Anlageregionen mit fast 70 Prozent deutlich übergewichtet. In Europa wird fast ausschließlich über Einzeltitel angelegt, wodurch die Heimatmärkte vergleichsweise schwach diversifiziert sind. Anders der unterrepräsentierte Rest der Welt wie Nordamerika und die Schwellenländer: hier werden ETFs und aktiv gemanagte Fonds bevorzugt. Bei den derzeit schwach rentierlichen Rentenmärkten wiederum finden keine einzelnen Anleihen, sondern mit zusätzlichen Kosten bestückte Rentenfonds und ETFs Berücksichtigung. Unser Wunsch, Nachhaltigkeitskriterien bei der Anlagestrategie mit einzubeziehen, findet sich im Depot nicht wieder.2020 (TOPs 2020) | Vermögensstrategie | Standardware ohne Strahlkraft | im Shop |
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ADRESSE und Zusatzinfos
Frankfurter Sparkasse 1822
Neue Mainzer Str. 46
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Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent" verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel.
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Die Frankfurter Sparkasse 1822 hat dazu keine Angaben gemacht. Uns ist in der Hinsicht auch nichts bekannt.
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Worum es beim Vermögensmanager-Rating geht
Im Erstgespräch können die Berater mit ihrer „sehr zuvorkommenden und netten Art“ punkten - Empathiefaktor also volle Punktzahl! Doch so sehr die Berater im persönlichen Gespräch überzeugen können, so wenig nutzen sie die erhaltenen Informationen, um sich beim Kunden mit einer individuellen Anlagestrategie zu empfehlen.
HINWEIS: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.