HypoVereinsbank: Viele Fragen, doch wenige Antworten
Auf der Website zeigt sich die HypoVereinsbank sehr wertebewusst: Mit der Frage „Was ist wirklich von Bedeutung?“ adressiert sie sich an den vermögenden Privatkunden und gibt sogleich eine Antwort darauf: Schutzbedürftig und schützenswert zugleich seien die Familie und die Umwelt. Beidem fühle sich die HVB verpflichtet und drückt dies mit einer schönen, jedoch klischeehaften, wenig individuellen Bilderwelt aus. Zugleich wirbt die Hypovereinsbank – und spätestens an dieser Stelle wird es Mainstream: – mit "individueller Beratung sowie maßgeschneiderten Strategien und Lösungen". Das wirkt abgedroschen.
Immerhin hat die HVB eine lange und bis ins Jahr 1869 zurückreichende Historie aufzuweisen. Dies dürfte im Sinne des an Vermögensschutz interessierten Kunden sein. Seit 2005 hat die Bank mit bayerischen Wurzeln allerdings mit der Großbank UniCredit eine italienische Mutter und versteht sich als eine paneuropäische Bank. Was das Private Banking der HVB betrifft, so ist das Bankhaus schon lange nicht mehr empfehlenswert in Erscheinung getreten. Auf der Ewigen Bestenliste muss man lange nach der HVB suchen, bis sie schließlich auf Rang 42 auftaucht. Kommen wir auf unseren „schutzbedürftigen“ Kunden zurück. Was ist ihm wichtig?
Kundenanliegen:
- Alter: 27 Jahre
- Anlagevolumen: 3,5 Mio. EUR (vor Abzug der Erbschaftssteuer i. H. v. 30 %)
- Anlagezeitraum: langfristig
- Laufende Einkünfte: mehr als ausreichend für die Lebenshaltung
- Renditeerwartung: „Schwarze Null“ nach Steuern, Kosten und Inflation
- Zentraler Beratungsaspekt: Verunsicherung angesichts der weltweiten Schuldensituation und den Folgen von Corona
- Kundenwunsch: Altersvorsorge, sicherer Vermögensschutz
Viele Fragen zur Lebenssituation des Kunden...
Den Beratern gelingt es, eine lockere und entspannte Gesprächsatmosphäre herzustellen, so dass der Kunde sich wohl fühlt. Beide wirken „sehr nett und freundlich“. Ihr Interesse am Kunden bekunden sie durch viele Fragen und klären dabei zugleich seine Erwartungshaltung ab. So möchte die Bank wissen, ob der Kunde zwischenzeitlich Ausschüttungen benötigt, um sich bestimmte Wünsche zu erfüllen, ob es für ihn bestimmte Ausschlusskriterien gibt, welche Erwartungen er an die Bank hat und womit man ihn für eine Zusammenarbeit überzeugen könne. Die Evaluation ist sehr ausführlich. Letztlich gehen die Berater sehr auf die finanziellen Ziele des Kunden ein, sprechen bereits Themen wie „Patientenverfügung“ an und ermitteln zugleich gewissenhaft sein Rendite-Risiko-Profil.
...doch keine konkreten Antworten auf dessen sorgenvolle Fragen
Die Evaluation stimmt also und ist geradezu vorbildlich. Der Kunde wird von seinen Lebensumständen sehr genau erfasst. Was jedoch aus Sicht der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz zu kurz kommt, ist der volkswirtschaftliche Part – die Sorgen des Kunden angesichts der hohen Schulden, der steigenden Inflation sowie der hohen Aktienbewertungen. Hier begnügen sich die Berater damit, auf den mehr als 10-jährigen Anlagehorizont des Kunden hinzuweisen. Allein statistisch gesehen müsse sich der Kunde auf eine derart lange Sicht keine Sorgen machen. Hier sind die Berater nicht bereit, anstehende volkswirtschaftliche Themen zu vertiefen. Stattdessen bleibt es an der Oberfläche.
Als es schließlich zur Anlagestrategie kommt, erklären die Berater, dass Rentenpapiere derzeit ein höheres Risiko als Aktien darstellen. Das ist nachvollziehbar angesichts des historischen Niedrigzinsniveaus und irgendwann anstehender Zinserhöhungen. Weniger nachvollziehbar ist jedoch die Tatsache, dass die Bank dem 27jährigen Kunden einen Aktienanteil von 30% vorschlägt und darauf verweist, dieser Anteil könne – je nachdem, wie sich Coronna entwickle – irgendwann aufgestockt werden.
Eine schriftlose Nachbetreuung
Enttäuschend ist auch die Nachbetreuung: Der Kunde erhält nach dem Erstgespräch weder ein Gesprächsprotokoll noch einen Anlagevorschlag. Um einen solchen zu erhalten, müsste er erstmal ein Zweitgespräch führen. Das, was der Kunde stattdessen erhält, ist eine sehr werbeträchtige Standardpräsentation, in welcher das ganze Dienstleistungsportfolio der HVB abgebildet ist. „Bei uns fängt Beratung mit Ihnen an. Ihre Ziele, Ihre Wünsche, Ihre Erwartungen“ heißt es da eingangs.
Wohlgemerkt: Die Ziele und Erwartungen des Kunden haben die Berater im Gespräch gut abgeklopft. Doch sollte dem ersten Schritt ein zweiter folgen. Und dies ist in der Regel nicht ein Zweitgespräch, wie von der Bank vorgeschlagen. Gerade nach einer umfänglichen Erfassung von Kundendaten ist es naheliegend, diese zusammenzufassen, dem Kunden zukommen zu lassen, damit er deren Richtigkeit ggf. bestätigen kann. Doch dies – das Gesprächsprotokoll – ist ausgeblieben, weshalb am Ende alles sehr im Vagen bleibt.
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Infos:
Kontakt
HypoVereinsbank
Taunustor 1-3
60311 Frankfurt am Main
Zusatzinfos
k. A.
Fazit: Die HVB evaluiert sehr gut die finanzielle Situation des Kunden, geht allerdings wenig auf sein eigentliches Anliegen ein und versäumt es schließlich in der Nachbetreuung, ihm ein Gesprächsprotokoll sowie einen Anlagevorschlag zukommen zu lassen. So können keine Kunden gewonnen werden!
Insgesamt reicht die Leistung bei weitem nicht aus, um sich für den Beauty Contest zu qualifizieren.