Bitte registrieren Sie sich neu, um alle nicht kostenpflichtigen Inhalte auf fuchsrichter.de einsehen zu können.
030-288 817-20
0,00 €
2928
Julius Bär Deutschland AG, TOPS 2022, Beratungsgespräch und Vorauswahl

Julius Bär in München: Wissen, was wichtig ist

Bank Julius Bär in MÜnchen weiß, was wichtig ist. Der Kunde möchte eine Brandschutzmauer um sein Vermögen. Bild: Verlag FUCHSBRIEFE mit Canvas
Julius Bär in München macht einen hervorragenden Eindruck im Beratungsgespräch. Hier steht der Kunde voll im Mittelpunkt. So verlassen wir begeistert das Haus bzw. den Video-Call – es ist ja noch Corona. Und wären gerne noch einmal mit professioneller Unterstützung in die Tiefe gegangen. Aber da schaltet sich die Schweizer Mutter ein …

Dass Julius Bär Private Banking verstanden hat, wird schon mit dem ersten Satz auf der Homepage deutlich: „Was ist Ihnen wichtig?“ Genau darum geht es: Die wesentlichen Kundenziele zu erfassen und ein ganzheitliches Verständnis vom Kunden und seiner Situation zu entwickeln. Der Münchner Niederlassung gelingt das.

Schon im Vorgespräch erfasst der Berater, was den Kunden bewegt. Dessen Situation stellt sich wie folgt dar:

Kundensituation und -anforderungen

  • 3,5 Mio. Euro Anlagevolumen
  • Ruhestand
  • Ausreichend versorgt
  • Besorgt über Situation nach Corona
  • Eklatante Neuverschuldung weltweit, Staaten wie auch Unternehmen. Kann das gutgehen?
  • Zinspolitik bestraft Sparer. Reiche werden immer reicher, Mittelstand fühlt sich abgehängt, Arme haben keine Chance; sind Unruhen zu erwarten ?
  • Inflation im Anmarsch. Die Staaten sind hoch verschuldet. Zinserhöhungen würde die Haushalte schwer belasten. Ist das Risiko von Staatsbankrotten in der Eurozone wirklich auszuschließen?
  • Wäre eine Währungsreform möglich? Und wie geht man damit um, wie schütz man rechtzeitig sein Vermögen?
  • Gilt die 10 Jahres-Perspektive bei der Anlage noch? Oder müssen wir nicht kürzer denken?
  • Der Kunde wünscht in den nächsten 5 Jahren keinen (realen) Wertverlust und eine Brandmauer um sein Vermögen
  • Er möchte weltweite Diversifikation
  • Und ein möglichst nachhaltig aufgestelltes Portfolio

Beratung im Video-Call

Nach einem effizienten Telefonat schlägt der Berater einen „Video-Call“ vor – die angemessene Art einer Kundenberatung in Corona-Zeiten. Dort sitzt der Kunde einem sympathischen Berater gegenüber, der es versteht, das Gespräch optimal zu gestalten. Er beginnt mit lockerem Small Talk, gerade im richtigen Maß, hört konzentriert zu, fragt nach, erläutert, entwirft ein erstes Konzept.

Schon früh wird das Interesse am Kunden erkennbar: Der Berater lässt durchblicken, dass er die Homepage des Golfclubs gelesen habe, fragt dazu ein wenig nach. So öffnet er den Kunden durch ein Gespräch über ein angenehmes Thema und es wird auch sogleich persönlich. Es ist der Auftakt zu weiteren Nachfragen zur privaten Situation des Kunden, der sich immer wertgeschätzt und nie ausgefragt fühlt. Dabei erzählt der Berater auch von sich, seiner privaten Wohnsituation, seinem Werdegang, seiner privaten Lebenssituation und baut so gegenseitiges Vertrauen auf.

Sorgfältige, vertiefte Beschäftigung mit der Kundensituation

Dabei nimmt er die Sorgen des Kunden sorgfältig auf und setzt sich damit auseinander. Seine Botschaft (im März 2021): Die Bank sehe die Situation noch entspannt. Das Aktienmarktumfeld sei weiterhin positiv, denn 1. Die Zinsen dürfen gar nicht steigen, um die Staatshaushalte nicht zu überlasten und 2. Die Märkte würden weiter mit Geld geflutet. Perspektivisch hätten viele Kunden Beratungsbedarf und man biete als Bank regelmäßige Online-Infoveranstaltungen an, um die eigene Sicht der Dinge aufzuzeigen.

In Risikosituationen verspricht der Berater schnelle Reaktionen des Asset Managements, wenn nötig. Im Anlagevorschlag wolle man das Vermögen so aufteilen, dass durch Diversifikation über Regionen und Anlageklassen das Verlustrisiko möglichst reduziert werde. Die Aufstellung wolle er regelmäßig zusammen mit dem Kunden überprüfen. Auch regt er Gewinnmitnahmen bei Immobilien und sonstigem Vermögen an.

Nachhaltigkeit: Noch nicht spitze

Nicht ganz so ausführlich ist die Beratung zur nachhaltigen Portfoliogestaltung. Hier ist das Haus offenbar noch nicht so weit wie mancher Konkurrent. Man habe vor zwei Jahren einen Portfoliomanager eingestellt, der sich seit langem mit ESG-Portfolien befasst. Dessen Handschrift sei inzwischen schon deutlich zu erkennen … Und da der Berater das Thema noch nicht so tief durchdrungen hat, kommt das Angebot: „Was halten Sie davon, wenn wir einen Termin mit dem Nachhaltigkeits-Manager vereinbaren?“ Klasse!

Das ganze Gespräch folgt einer klaren Struktur. Der Berater ist stets verbindlich und verlässlich, hält seine Ankündigungen ein. Der Kunden erhält – das wird leider immer seltener in der Branche – ein Gesprächsprotokoll, das wiedergibt, wie der Berater ihn verstanden hat und ist somit Grundlage für die Erarbeitung des Anlagevorschlages. So sollte es sein! Hier werden Missverständnisse im Vorhinein vermieden und schleichen sich nicht ins Anlagekonzept ein. Fragen, die der Kunde stellt, werden sofort aufgenommen und aus Kundensicht kompetent beantwortet. Wo das einmal nicht der Fall ist, will der Berater Erkundigungen bei den Fachleuten im Haus einziehen und nachliefern. Ehrlich und professionell!

Kosten sind angemessen

Auch die Kosten kommen zur Sprache. Für eine ausgewogene Vermögensverwaltung, wie sie dem Kunden angeboten wird, fallen standardmäßig 0,9% "all in" bei 3 Mio. Anlagevolumen an. Das ist angemessen. Auch Kosten für Währungskonten usw. eurden erläutert.

Zum Abschluss überzeugt den Kunden noch der Satz: „Sagen Sie mir nun noch bitte, ob es irgendwelche Punkte gibt, die ich nicht angesprochen habe.“ Nein.

Anlagevorschlag ist zunächst nur eine Skizze

Der Anlagevorschlag ist – und das ist angekündigt – zunächst eine Konzeptskizze. Global Excellence, Die weltweit besten Unternehmen in einem Portfolio, bietet Bär dem Kunden an. Dieser ist mit der Zielrichtung einverstanden, hält sie für passend und nimmt Julius Bär auf seine Auswahlliste. Er wünscht ein Abschlussgespräch mit einer Erläuterung des Anlagekonzepts mit den Fachleuten der FUCHS|RICHTER PRÜFINSTANZ.

Zusammenfassung

Ja, das ist wieder die Julius Bär, wie wir sie schon in den Nullerjahren erlebt hatten: Ganzheitlich ausgerichtet mit hoch professioneller Gesprächsführung, erstklassigem Kundenverständnis, hoher Effizienz, guter Dokumentation, persönlicher, emphatischer Betreuung.

Nein, das ist nicht die Julius Bär wie wir sie von früher kennen. Während sich die deutsche Tochter zunächst freudig entscheidet, im persönlichen Gespräch (Beauty Contest) das Konzept vorzustellen und professionellen Nachfragen Rede und Antwort zu stehen, pfeift die Schweizer Mutter sie zurück. Die Begründung dafür wird nicht wirklich ersichtlich. Da stellen sich dann doch Fragen. Wie selbständig ist eigentlich Julius Bär Deutschland? Und wie soll man die Praxis bewerten, dass man sich zwischen zwei selbständigen Rechtseinheiten in der Schweiz und Deutschland über konkrete Kunden austauscht?

2021 (TOPs 2021) Beratungsgespräch Viele Infos und einige offene Fragen im Shop
2019 (TOPs 2020) Beratungsgespräch Bank Julius Bär Europe AG: Nicht flexibel und gründlich genug im Shop
2018 (TOPs 2019) Vermögensstrategie Bank Julius Bär Europe AG: Hier ist nicht der Bär los im Shop
2018 (TOPs 2019) Qualifikation Überzeugend trotz gewisser Intransparenz im Shop
2017 (TOPs 2018) Vermögensstrategie Julius Bär Europe vergisst die Diskussion im Shop
2017 (TOPS 2018) Beratungsgespräch Bank Julius Bär Europe: Alles aus einem Guss im Shop
2016 (TOPS 2017) Beratungsgespräch Julius Bär Europe: Etwas zu sportlich im Shop
2015 (TOPS 2016) Beratungsgespräch Schweizer Wurzeln, deutsche Früchte im Shop

Kontakt

Bank Julius Bär Deutschland AG

Brienner Straße 1, 80333 München, Germany

P.O. Box 10 03 52, 80077 München, Germany

Telefon +49 (89) 444455-340, Fax +49 (89) 444455-399

www.juliusbaer.de

Zusatzinfos:

  • keine (Bank hat redaktionellen Fragenkatalog nicht beantwortet)
  • Teilnahme am Performanceprojekt der FUCHS|RICHTER PRÜFINSTANZ: nein

Fazit: Wir sind bullish für die Bären … Julius Bär Europe zeigt in der Münchner Niederlassung, dass die Bank „ordentlich was draufhat“. Das Haus scheint nun auch in Deutschland nach einer längeren Durststrecke auf einem hohen Beratungslevel angekommen zu sein. Der Anlagevorschlag ist sicher noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Die Bank verstand ihn aber auch als ersten Aufschlag. Die Teilnahme an der Endauswahl hätte hier dem Kunden Sicherheit bringen können.

Dass das Mutterhaus der deutschen Tochter die Präsentation vor Fachleuten nicht erlaubt, ist der Schmutzfleck auf der ansonsten weißen Beratungs-Weste. Befürchtet man, dass das schöne Bild noch Kratzer bekommen könnte? „Wissen, was wichtig ist“: Die Bären sollten sich ihr Motto noch einmal ins Gedächtnis rufen.

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz  erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

Meist gelesene Artikel
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2024: Die Bank im Bistum Essen eG in der Ausschreibung

Die BiB ist kein Zug, auf den die Stiftung aufspringen will

Thumb Stiftungvermögen 2024. © Collage: Verlag FUCHSBRIEFE, Bild: envato elements
Die Bank im Bistum Essen (BiB) begrüßt die Stiftung Fliege, die ihre drei Millionen Euro Kapital neu anlegen will, mit einem überaus empathischen Schreiben. Sie bittet ausführlich um Entschuldigung, weil sie durch Krankheit bedingt nicht in der Lage gewesen sei, den erbetenen Anlagevorschlag fristgerecht einzureichen. Man fühlt sich ein wenig wie unter Freunden und möchte gern einen Sympathiebonus vergeben. Ob das nach Studium des Anlagevorschlags auch noch so ist, wird sich zeigen.
  • Fuchs plus
  • Doppelter Urlaubsanspruch bei unrechtmäßiger Kündigung?

Bundesarbeitsgericht löst auf

Bei einer zeitlichen Überschneidung einer rechtswidrigen Kündigung mit einer neuen Beschäftigung könnte theoretisch ein doppelter Urlaubsanspruch entstehen. Das Bundesarbeitsgericht musste jetzt entscheiden, wie damit umzugehen ist.
  • Fuchs plus
  • Dekarbonisierung: Andere Standorte attraktiver als Deutschland

Skandinavien bei Dekarbonisierung weit vorn

Obwohl die deutsche Regierung die ganze Wirtschaft auf Klimaneutralität trimmen will - wie die EU - bietet Deutschland keine guten Rahmenbedingungen für eine Dekarbonisierungsstrategie. Das zeigt eine Umfrage von EY unter Unternehmen. Andere Standorte sind attraktiver.
Neueste Artikel
  • Fuchs plus
  • BAG-Urteil zu Spät-Ehe und Mindestehe-Dauer bei Betriebsrenten

Missbräuchliche Gestaltung bei der Betriebsrente?

Außenaufnahme BAG © 2023 Das Bundesarbeitsgericht
Eine Betriebsrente sichert leitenden Angestellten und Vorständen und ihren Lebenspartnern ihren Lebensstandard im Alter. Deshalb sind entsprechende Verträge mit ihren Klauseln genau anzuschauen und zu prüfen. Das Bundesarbeitsgericht hat zur sogenannten „Spät-Ehe“ und zur „Mindestehe-Dauer“ geurteilt.
  • Fuchs plus
  • Bundesfinanzhof hat zur Versteuerung von Earn-Out-Klauseln entschieden

Earn-Out-Klauseln: Steuer-Zeitpunkt geklärt

Bundesfinanzhof © dpa
Bei Betriebsveräußerungen werden immer öfter Earn-Out-Klauseln vereinbart. Bei denen hängt die Höhe des Kaufpreises von der Entwicklung des Unternehmens ab. Ungeklärt war bisher, welcher Zeitpunkt für die Besteuerung relevant ist. Der Bundesfinanzhof hat jetzt zwischen Verkaufszeitpunkt und Zahlungszeitpunkt entschieden.
  • Neue Schulden für innere Sicherheit gefordert

SPD will Sondervermögen für Inneres

Geschäftsmann mit Diagramm © fotogestoeber / stock.adobe.com
Der Bericht zur Kriminalstatistik Deutschland war "erschütternd". Das hat die verantwortliche Innenministerin Nancy Faeser (SPD) konstatiert. Nun fordert die SPD ein Sondervermögen für die Innere Sicherheit.
Zum Seitenanfang