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Luzerner Kantonalbank AG, TOPS 2022, Beratungsgespräch und Vorauswahl

Luzerner Kantonalbank: Das stimmt Vieles nicht

Wie schlägt sich die Luzerner Kantonalbank im Markttest TOPS 2022? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Wenn sich der Kunde in einer Beratung unwohl fühlt, dann ist die Messe schon zu einem Gutteil gelesen. Genau das erleben wir in diesem Jahr bei der Luzerner Kantonalbank. Und die Nachbetreuung, mit der man noch Schwächen ausbügeln kann, macht es leider in diesem Fall nicht besser …

Zürich ist stets eine Reise wert – vor allem als vermögender Privatkunde auf der Suche nach einem neuen Vermögensverwalter. Nur wenige andere Orte verfügen über eine ähnlich hohe Dichte an Finanzinstituten. Eines dieser Institute ist die Luzerner Kantonalbank aus dem nahe gelegenen gleichnamigen Kanton.  

Ein kleiner Fisch ist die Luzerner Kantonalbank nicht. Im namensgebenden Schweizer Kanton Luzern betreibt das Haus 25 Filialen. 1.000 Mitarbeiter sind für die Bank und ihre Kunden im Einsatz. Kerngeschäftsfelder sind nach eigener Aussage die Immobilien- und Unternehmensfinanzierung, die Vorsorge sowie die Vermögensberatung und -verwaltung. Die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz testete die Leistung der Luzerner Kantonalbank zuletzt im Markttest TOPS 2019. Unser damaliges Fazit lautete: "Die Luzerner Kantonalbank erfüllt nicht die Standards des Private Banking." Nun wollen wir wissen, was sich seitdem in Zürich getan hat. Das sind die Gründe, weshalb er sich unser Testkunde an die Schweizer Bank wendet:

Der Kunde und seine Anforderungen

  • Anlagevolumen 3,5 Mio. EUR
  • Langfristiger Anlagezeitraum 5 bis 10 Jahre
  • Sicherheitsbedacht, möchte keine Verluste in den ersten fünf Jahren
  • Zentraler Beratungsaspekt: Inflationsangst, extreme Staatsverschuldung, Angst vor sozialen Unruhen, Furcht vor Crash und Euro-Implosion
  • Kundenwunsch: langfristige Vermögensanlage, Kapitalerhalt, nachhaltige Geldanlage (insbesondere bezogen auf Klimaaspekte)
  • hat privaten Hintergrund zur Schweiz

Stärken der Beratung

Gut an der Beratung ist, dass sich zwei Berater des Interessenten annehmen. Der eine ist engagiert und Service-orientiert. Er führt mit dem Kunden ein Erstgespräch, klopft die zentralen Wünsche ab und versorgt den Kunden im Nachhinein mit allerhand Infomaterial. Der zweite Berater ist für die fachliche Seite zuständig. Er erläutert dem Kunden in der Beratung den makroökonomischen Ausblick der Bank, der durchaus positiv ist. Damit will der Berater den Kunden mit seinen Ängsten umstimmen nach dem Motto: „Alles halb so wild.“ Das ist – zumindest in der Theorie – eine ganz nachvollziehbare Herangehensweise, um den Kunden zu betreuen. Doch die Praxis spricht eine andere Sprache …

Schwächen der Beratung

Die Liste der Schwächen ist lang. Zwei gravierende wollen wir gesondert herausstreichen. Zunächst beschäftigen sich die Berater nur unzureichend mit den Bedürfnissen des Kunden. Sie wollen nicht wissen, wofür er das Geld braucht und was er genau in der Anlage erwartet. Besonders problematisch aber ist: Der Kunde fühlt sich nicht ernst genommen in seinen Sorgen. Der Berater erläutert dem Kunden zwar im Beratungsgespräch, warum die Luzerner Kantonalbank davon ausgeht, dass das Umfeld für Aktien und Unternehmensanleihen derzeit gut sei. Als der Kunde aber einhakt und die steigende Staatsverschuldung, Insolvenzen in der Pipeline und politische Risiken anspricht, lässt sich der Berater nicht auf eine Diskussion ein und wischt die Bedenken ohne längere Diskussion beiseite.

Ein zweites Manko ist die Nachhaltigkeits-Expertise des Hauses. Der Kunde protokolliert nach dem Beratungsgespräch, dass er nicht den Eindruck hat, dass sich die Luzerner Kantonalbank großartig um das Thema kümmern würde. Zwar bietet die Bank eine nachhaltige Vermögensverwaltung auf dem Papier an. Allerdings scheint sie bei der Auswahl ihrer nachhaltigen Produkte nach keiner festen Struktur zu handeln. Jener Fonds wird von jenem Unternehmen positiv gerated, ein anderer Fonds wieder von einer anderen Agentur usw. Getreu dem Motto, „Hauptsache es ist ein grüner Stempel drauf, wird schon passen“, geraten Fonds in die Vermögensverwaltung. Zudem können 10% nicht-nachhaltige Unternehmen zur Diversifikation dem Portfolio beigemischt werden. Auch, dass die Luzerner Kantonalbank die UN-Principles for Responsible Investing unterzeichnet hat, sich aber nicht darauf lizensiert hat, wirft Fragen auf. Der Berater erklärt dem Kunden, dass diese Lizensierung teuer sei und die Kunden es bisher nicht explizit gewünscht hätten. Das ist ein halbherziger Umgang mit der Thematik …

Weitere Schwächen der Beratung

Zudem bemerken wir weiterhin negativ:

  • Der Berater meldet sich erst zwei Tage nach Ausfüllen des Kontaktformulars zurück
  • Das Beratungsgespräch startet wegen technischer Probleme mit Verzögerung
  • Das Beratungsgespräch dauert mit 2 Stunden – gemessen am Inhalt –  zu lang
  • Der Berater bietet ein Beratungsmandat an; ihm fällt dann aber ein, dass man für deutsche Kunden keine Lizenz hat
  • Die Kosten für das Mandat sind mit 1,2% p.a. recht hoch
  • In der Nachbetreuung erhält der Kunde Infomaterial zu 18 Fonds, makroökonomischen Daten und Nachhaltigkeit. Insgesamt 40 PDF sind deutlich zu viel.
  • Im Portfolio befindet sich ein nachhaltiger Fonds mit einem Klimascore von 3,2°C – wie kann das dann noch nachhaltig sein?
  • Einige der nachgereichten Informationen sind auf Französisch.
  • Der Marktüberblick ist vom Februar und damit nicht mehr aktuell zum Zeitpunkt des Beratungsgesprächs
  • Es werden keine Gesprächsprotokolle verschickt.
  • Der Kunde erhält bereits vor dem Beratungsgespräch einen Anlagevorschlag. Dieser kann also gar nicht individuell zum Kunden passen.
2018 (TOPS 2019) Qualifikation Mehr Sparkasse als Private Banking im Shop

Fazit: Eine Leistung mit viel Schatten und wenig Licht, die die Luzerner Kantonalbank im diesjährigen Markttest zeigt.

Empfehlung: Für die Endauswahl im Beauty Contest hat sich die Luzerner Kantonalbank nicht qualifiziert.

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz  erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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