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Maerki Baumann & Co. | TOPs 2016 – Beratungsgespräch

Mit dem linken Bein zuerst

Man kann ja schon mal mit dem falschen Bein zuerst aufstehen. Nur darf man es den Kunden nicht merken lassen. Schon gar nicht im Private Banking. Wenn dies doch geschieht, ist das unprofessionell. Und das zeigt sich nicht nur an diesem Punkt bei Maerki Baumann.
Die Privatbank Maerki Baumann & Co. AG stellt sich auf ihrer gut gestalteten Internetseite als eine traditionsreiche und innovative Zürcher Privatbank in Familienbesitz vor. Man sei ausschließlich im Private Banking tätig und fokussiere auf die Kernkompetenzen in der Anlageberatung und Vermögensverwaltung. Die Grundlage für hohe Unabhängigkeit und Sicherheit werde durch den Verzicht auf eigene Produkte, den Anspruch auf Transparenz sowie eine sehr solide Eigenkapitalbasis gelegt. Weiter heißt es: „Das Vertrauen unserer privaten und institutionellen Kunden verdienen wir uns, indem wir deren Bedürfnisse in den Mittelpunkt unserer Geschäftstätigkeit stellen.“ Das Familienunternehmen Maerki Baumann & Co. AG besteht seit über 80 Jahren. Der Grundstein für die heutige Zürcher Privatbank wird 1932 gelegt. In den damals politisch wie wirtschaftlich unsicheren Zeiten tun sich die beiden Geschäftsmänner Friedrich Maerki und Georg Braun zusammen und gründen die Börsenbank Maerki, Braun & Co. Nach dem überraschenden Tod von Georg Braun wird der Jurist Conrad Baumann neuer Partner von Friedrich Maerki. Ende der 40er wird die Bank zur Aktiengesellschaft firmiert und heißt Maerki Baumann & Co. AG. 1970 folgt der Zürcher Unternehmer Hans A. Syz als Direktor und Verwaltungsratsdelegierter auf den Gründer Friedrich Maerki. Heute befindet sich Maerki Baumann & Co. AG in den Händen der zweiten Generation der Familie Syz. Der Aktienbesitz verteilt sich auf CHSZ Holding AG der Brüder Syz (51,3 Prozent), Raymonde Syz-Abegg (43,6 Prozent) und Drittaktionäre (5,1 Prozent). Die Maerki Baumann & Co. AG verwaltet Ende 2014 mit 88 Mitarbeitern ein Kundenvermögen von knapp 7,12 Milliarden Schweizer Franken, fast 650 Millionen mehr als im Jahr zuvor. Die Haupttätigkeiten bestehen in der Anlageberatung und Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden, in der Betreuung von externen Vermögensverwaltern, in den indirekten Immobilienanlagen für institutionelle Kunden sowie im Kreditgeschäft für private Kunden (Lombardkredite und Hypothekarlösungen). In geografischer Hinsicht pflegt die Bank Kundenbeziehungen vornehmlich in der Schweiz, aber auch im überwiegend europäischen Ausland. Da die Bank keine Transparenzangaben gemacht hat, können an dieser Stelle keine weitergehenden Informationen zur Kundenstruktur u.ä. gegeben werden.

Am FUCHS Performance-Projekt von Dr. Jörg Richter und Verlag Fuchsbriefe nimmt Maerki Baumann seit der ersten Stunde teil. Die Bank tritt in Wettbewerb mit weiteren 150 Vermögensverwaltungen, die zwei Private Banking Portfolios bzw. ein Stiftungsportfolio live managen. Maerki nimmt allerdings verdeckt unter Kürzel am Projekt teil.

Der Kunde und sein Anliegen

Die Testkunden der Private Banking Prüfinstanz sind vermögend und Multimillionäre. Aber sie bringen zunächst nur eine halbe Million zur Anlage mit. Ihr persönlicher Hintergrund ist sehr unterschiedlich. Gemein ist ihnen jedoch, dass sie für ein jüngeres Familienmitglied in der nächsten Generation mal Sohn oder Tochter, mal Nichte oder Neffe die Zukunft finanziell absichern wollen. Hier geht es zur ausführlichen Schilderung des Testfalls.

Das Beratungserlebnis

Bei unserem Anruf in Zürich warten wir sehr lange auf eine Weiterleitung zum Berater. Das darauf folgende Gespräch ist dafür umso knapper und dauert kaum fünf Minuten. Es geht eigentlich nur um den Termin. Anschließend gibt es keine Mail mit der Terminbestätigung oder eine telefonische Nachfrage, ob wir noch Fragen haben, wie sonst meist üblich. Service also gleich Null. Insgesamt kein sehr erfreulicher Start. Ob es sich im weiteren Verlauf noch verbessert? Von den Mitarbeitern am Empfang werden wir freundlich begrüßt. Allerdings wartet hier schon die erste „Überraschung“ auf uns: Wir sind für heute gar nicht angemeldet. Wofür doch eine Mail und ein schriftlicher Eintrag alles nützlich sein können ... Daraufhin besprechen sich die Mitarbeiter mit dem Berater mit dem wir telefonisch Kontakt hatten. Man lässt uns so lange in der Empfangshalle warten, was uns nicht begeistert. Als die Interna geklärt sind, werden wir über den Aufzug nach oben zum Besprechungszimmer geleitet. Hier ist alles sehr gediegen und sehr gut eingerichtet. Nun überrascht uns Maerki Baumann noch einmal: Nicht einer, zwei Berater betreten den Raum. Sie möchten wissen, wie wir zu ihrer Bank gekommen sind. Die Berater spielen good guy, bad guy. Das Gespräch verläuft dem entsprechend unterkühlt; zumindest einer der Berater wirkt sehr zögerlich und misstrauisch – wir fragen uns: Kommen so wenige Interessenten zu Maerki? –, der andere Berater tritt uns aufgeschlossen gegenüber. Er berichtet, dass er eigentlich schon in Pension sei, aber es sich nicht nehmen lassen will noch ein paar Privatkunden zu beraten. Wir erfahren, dass sich beide Berater schon sehr lange kennen, früher gemeinsam bei der Credit Suisse gearbeitet haben und jetzt schon lange bei Maerki Baumann tätig sind. Trotz ihrer unterschiedlichen Stimmungslagen – man kann ja schon mal mit dem linken Bein zuerst aufstehen –  merken wir sofort, dass die beiden ein eingestimmtes Team sind, gut aufeinander eingespielt und in der Lage, sich gegenseitig zu vertreten. Ihren Ausführungen können wir gut folgen. Beide Berater wirken kompetent in ihrem Bereich. Sie entwickeln erste Ideen: welche Währung zu empfehlen ist, welche Aktien und dass die Anlage möglichst breit gestreut werden sollte. Die Berater halten unser Vorhaben generell für umsetzbar, weisen uns aber auf die Risiken hin, die ein umfangreiches Investment in Aktien mit sich bringt. So weit, so gut. Um sicherzustellen, dass wir auch „echt“ sind, möchten sie unseren Ausweis kopieren. Ein in der Schweiz mittlerweile gebräuchliches, wenn auch aus Kundensicht unschönes Verfahren. Man kommt als deutscher Kunde leichter über die Grenze als zu einer Bankberatung. Nun machen sie den Vorschlag, das Geld in Schweizer Franken anzulegen und die Anlage auch in dieser Währung fortzuführen. Warum nicht, denkt der Laie, aber der Fachmann wundert sich: Hier müsste doch zumindest bei einem Kunden ohne Vorkenntnisse eine detaillierte Chancen- und Risikoaufklärung erfolgen. Die kommt aber nicht!

Was uns inhaltlich gar nicht gefällt ist die Tatsache, dass die Berater uns nur zur eigentlichen Anlage befragen: also wieviel Geld wir anlegen wollen, für wen und für welchen Zeitraum. Viel mehr kommt nicht.

Zwar meinen beide, dass auf jeden Fall ein zweites persönliches Gespräch mit uns und unserem Partner erforderlich sei. Dennoch verläuft die Diskussion auch für ein Erstgespräch zu sehr an der Oberfläche. Zudem haben wir den Eindruck, dass die Berater unser geringes Vorwissen in Geldanlagedingen, das wir unumwunden zugeben, als unangenehm empfinden. Als ob es sie daran hindert, mit Fragen mehr in die Tiefe zu gehen. Der besser gelaunte Berater begleitet uns am Schluss höflich nach unten. Er meint, er würde gerne mit uns zusammenarbeiten, wir seien ihm sympathisch. Das freut uns und menschlich geben wir das gern zurück.  Doch das allein reicht uns nicht. Nach dem Gespräch kommt eine Secure Mail mit einer Gesprächszusammenfassung sowie einem Muster-Anlagevorschlag. Der freundliche Berater ruft an und erkundigt sich, ob alles angekommen ist. Der Muster-Anlagevorschlag hat einen Umfang von sage und schreibe 90 Seiten. Das schreckt einen Laien ab. Zumal es sich nicht einmal um einen auf uns zugeschnittenen Entwurf handelt. Die Gesprächszusammenfassung jedoch gibt vollständig und richtig wieder, was wir im Gespräch mitgeteilt haben – sofern man uns gefragt hat. Sie gibt etwas Aufschluss darüber, in welche Richtung die Anlage zielen könnte. Dass wir ausgewogen anlegen wollen, ist richtig. Dafür bietet die Maerki Baumann AG standardmäßig eine Verteilung der Anlagen in Liquidität (8,4 Prozent), Anleihen (26,9 Prozent), Aktien (56,7 Prozent) und Rohstoffe wie Gold und Platin (8 Prozent). Der Anteil an Schweizer Franken beträgt dabei 68 Prozent. Der festverzinsliche Teil, erfahren wir noch, wird im Sinne einer breiten Streuung mit Anteilen verschiedener Fonds abgedeckt. Bei Aktien werde auf gute vergangene Rendite Wert gelegt.

Fazit: Maerki Baumann zeigt sich zunächst unprofessionell in der Gesprächsvorbereitung und hat unseren Beratungstermin verdaddelt. Dann schickt die Bank zwei Berater ins Gespräch – will sie etwas gut machen? – von denen der eine aber seine schlechte Laune nicht verbergen kann – das gehört sich nicht. Obwohl das Team erkennbar fachlich aufeinander eingestimmt ist, ist die Empathieleistung steigerungsfähig. Auch bei der Durchdringung unseres Anliegens haben wir bemühtere Berater erlebt. Dass uns eine Anlage in Schweizer Franken empfohlen wird, Vor- und Nachteile aber nicht detailliert dargelegt werden, obwohl wir uns als Anlagelaien outen, ist kritisch. Alles in allem kein Gespräch, das Lust auf mehr macht. Die Qualifizierungsampel leuchtet rot.

Hinweis: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November im FUCHS-Report „TOPs 2016“.

Fakten: keine Angaben

Maerki Baumann & Co. AG
Dreikönigstrasse 6, 8002 Zürich
www.maerki-baumann.ch/de

Hinweis: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.

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