ODDO – find ich gut!
Robo oder Oddo – das ist für uns diesmal die Frage. Moderner PB Berater mit künstlicher Intelligenz oder Privatbank mit langer (wechselhafter) Geschichte im Besitz eines französischen Privatinvestors? Wir wollen es genau wissen und machen uns auf den Weg ins Zentrum der Finanzmetropole Frankfurt.
Wir sind 33 Jahre alt, ledig und wohnen in Berlin. Als wir 13 Jahre alt waren – also vor nunmehr 20 Jahren – hat unsere Oma ohne unser Wissen eine Term-Fix-Lebensversicherung für uns abgeschlossen, die Ende 2018 ausgezahlt wurde. Man kann sich vorstellen, dass die Überraschung groß war, plötzlich über die Summe von 750.000 Euro verfügen zu können, zumal wir in drei Jahren noch einmal die gleiche Summe erwarten dürfen! Im Moment liegt das Geld noch auf einem deutschen Girokonto, wo es natürlich nicht bleiben kann. Da wir weiter auf eigenen Füßen stehen und von unserer Arbeit bei einem Spielwarenhersteller leben wollen und können, soll das Geld langfristig – 10 Jahre – sicher angelegt werden und möglichst unangetastet bleiben.
Wenn das Kapital erhalten wird und sich ein wenig über die Inflation hinaus vermehrt, wären wir zufrieden. Aber natürlich ist uns klar, dass wir in unserem Alter und bei zehn Jahren Laufzeit auch ein wenig Risiko eingehen können. Mit diesen Vorstellungen wollen wir die Bank konfrontieren und herausfinden, was sie zu bieten hat. Denn wir habe uns schon ein wenig mit den Themen ETFs und Robo-Advisors beschäftigt und uns sogar auf justETF bereits ein Portfolio zusammengestellt. Mal sehen, ob uns die Banker davon überzeugen können, dass sie etwas zu bieten haben, was die Maschine nicht leisten kann.
Der telefonische Erstkontakt
Wir versuchen den zuständigen Berater per Telefon zu erreichen, was uns nicht gelingt. Nachdem er danach seinerseits vergeblich bei uns anruft, vereinbaren wir per Mail einen Gesprächstermin. Im Vorgespräch spricht der Berater bereits das Thema Schenkung an und informiert sich nach unserer beruflichen Situation.
Wir erfahren, dass der Service der Oddo BHF Bank normalerweise erst ab einer Summe von einer Million Euro geboten wird, um eine optimale Allokation und Stückelung der Anlage gewährleisten zu können. Allerdings sei man in unserem Fall großzügig, weil Potenzial zu erkennen sei. Der Berater kündigt an, uns beim Beratungsgespräch ausführlich mit seiner Bank vertraut zu machen.
Im Anschluss an das Gespräch schickt uns die Bank zusätzlich zur schriftlichen Terminbestätigung den Activity Report, damit wir einen ersten Eindruck von der Philosophie und dem Leistungsspektrum des Hauses erhalten.
Das Gespräch mit den Beratern vor Ort
Die Räumlichkeiten der in einem modernen Bürogebäude residierenden Bank sind sehr edel gestaltet und eingerichtet. Wir werden in den Beratungsraum geführt, der sich zu ebener Erde mit einer Terrasse befindet. Wir laufen über hochwertigen Teppichbelag und genießen die mit moderner Kunst und anderen Bildern verzierten Wände des Raumes. Beide avisierte Berater erscheinen gleichzeitig. Wir können uns den Platz aussuchen und wählen einen mit Blick auf die Terrasse. Sehr schön!
Wir starten das Gespräch mit einem gemütlichen Smalltalk unter anderem über Frankfurt und unser Vorhaben hierher zu ziehen. Einer der Berater witzelt, dass es doch ein großer Unterschied zwischen Berlin und dem eher kleinstädtischen Frankfurt sein müsse. Er befragt uns über unsere Heimat Thüringen und berichtet, dass er dieses Gebiet früher selbst betreut habe.
Ohne Risiken keine Rendite
Wir sprechen kurz darüber, wie wir die Oddo Bank im Internet gefunden haben, und über das aktuelle Marktumfeld und die Zinssituation, die natürlich auch Oddo beeinflussen würden. Eine Folge dieser Situation sei, dass sich Kunden mehr als früher mit dem Risiko beschäftigen müssten, um eine angemessene Rendite zu erzielen. Mit unserer Verlusttoleranz von 10 bis 15 Prozent gehen beide Berater mit.
Sie informieren uns darüber, wie erfolgreich sie in verschiedenen Tests und Wettbewerben abgeschnitten hätten. Sie schätzen ein, dass das gute Abschneiden von Oddo mit ihrer besonderen Philosophie zusammenhänge, die sie mit Unternehmergeist, Unabhängigkeit, Einzigartigkeit, Langfristigkeit und Anspruch umreißen.
Eingespieltes Beraterteam
Zudem könne man auf ein eingespieltes Team mit im Schnitt elf Jahren Betriebszugehörigkeit zurückgreifen, was im Bankenbereich eine lange Zeit sei. Von Vorteil für Kunden sei auch, dass alle Portfoliomanager in einem Team arbeiten würden, so dass, wie sie es ausdrücken, Portfolios nicht dreimal im Jahr „gedreht" würden. Man treffe Entscheidungen nach reiflicher Überlegung und halte dann auch daran fest.
Als Plus bezeichnen die Berater auch das Primärresearch der Bank; d.h. Kollegen halten persönliche Kontakte zu Unternehmen, mit denen sie kooperieren. Dann folgt ein Seitenhieb auf die Konkurrenz: Andere würden sich mit dem Zeitungsstudium begnügen und so Research-Kosten sparen.
Berater betonen Transparenz
Man selbst schaue sich die Geschäftsmodelle, auch unter dem Blickwinkel der Nachhaltigkeit an und verfolge eine konsequente Bottom-up-Strategie. Dabei stoße man auf Titel, die man ansonsten sicher übersehen hätte, erklären sie weiter. Wenn Titel schwanken, werden sie nicht automatisch abgestoßen, sondern es werde gründlich analysiert und abgewogen.
Einer der Berater erkundigt sich bei uns, ob wir noch Fragen zum Auswahlprozess der Titel hätten, und geht dann zur Erklärung der Performance ausgewählter Anlagen über. Diese bewege sich bei durchschnittlich 4 bis 5 Prozent nach Kosten vor Steuern. Er betont, dass diese Transparenz nicht selbstverständlich im Markt sei.
Titel nach ESG-Kriterien gescreent
Bei einem Aktienanteil von 60 Prozent müsse man allerdings im Worst Case bei Oddo mit 14 Monaten für die Wertaufholung rechnen, wobei die Benchmark bei 24 Monaten liege. Wenn man das nervlich nicht aushalte, sollte man eine andere Strategie wählen. Wir betonen, dass wir uns für die mittlere Strategie interessieren.
Danach wird das Thema Nachhaltigkeit gestreift. Ein Berater berichtet, dass es im Gegensatz zu früheren Jahren heute bei ökologisch-nachhaltig ausgerichteten Portfolien keine Performance-Nachteile gebe. Deshalb widme Oddo diesem Aspekt große Aufmerksamkeit. Man screene die Titel entsprechend der ESG-Kriterien, so dass selbst bei dem ausdrücklichen Wunsch nach vollständig nachhaltiger Anlage kaum etwas gegenüber dem „normalen" Portfolio korrigiert werden müsse.
Anlage im Fondsmantel empfohlen
Wenn wir allerdings zu 100 Prozent nachhaltig investieren wollten, würde das eine individuelle Vermögensverwaltung bedingen, die bei Oddo erst ab einer Anlagesumme von 5 Millionen Euro möglich sei. Wir erfahren von einem hauseigenen Fonds, der Nachhaltigkeit in verstärkter Form umsetze, allerdings nur bei einer Aktienquote von 100 Prozent. Davon würden sie uns abraten, weil damit unsere Risikotoleranz überstiegen werde, meinen die Berater.
Sie erklären, welche Anlageform für uns in Frage käme. Es handelt sich um eine Anlage im Fondsmantel mit Namen Polaris Balanced¬, was zunächst etwas teurer sei, aber später in eine andere Form überführt werden könne. Zumal ja in drei Jahren weitere 750.000 Euro hinzukämen, wodurch die Hürde von einer Million Euro übersprungen werde. Man versichert uns, dass bei diesem Vorgehen keine Geringschätzung im Spiel sei, man müsse nur auf eine Mindestanlagesumme achten, um ausreichend streuen zu können. Die Fondsmanager seien im Übrigen die gleichen wie bei der „richtigen" Vermögensverwaltung.
Berater entschuldigen sich für Bürokratie
Und gerade Fonds seien gut handelbar, da man sich bei Bedarf Geld auszahlen lassen kann, ohne für die Steuer zig Unterlagen ausfüllen zu müssen. Und weil die Fondsvariante zudem sehr transparent und mit weniger administrativem Aufwand verbunden sei, würden sich sogar Kunden mit mehr als fünf Millionen Euro Anlagesumme nicht selten dafür entscheiden.
Zum Schluss geht es um das Ausfüllen des WpHG-Bogens. Als wir unsere Kreuze bei „Kenntnisse und Erfahrungen" machen, sind die Berater erstaunt darüber, dass bei uns doch schon einiges vorhanden ist. Sie kündigen an, uns den Anlagevorschlag zuzusenden, ebenso wie die Geeignetheitserklärung sowie eine Kostenübersicht. Sie entschuldigen sich dafür, dass sie uns mit so viel Papier belästigen müssten, was wir sehr nett finden, zumal sie ja nichts dafür können. Weniger wäre bei den Kundeninformationen mehr, merken sie an. So sei es für alle schwer, den Überblick zu behalten.
Berater sitzen fest im Sattel
Nach einem kurzen abschließenden Smalltalk über unsere bevorstehende Wohnungssuche in Frankfurt mit guten Tipps der Berater verabschieden sie uns sehr freundlich.
Wir erleben insgesamt ein sehr hochwertiges Gespräch – sehr diskret, hocheffizient was Struktur und Nutzung der Zeit betrifft, dabei aber angenehm unterbrochen durch Small Talk und persönliche Bemerkungen der Berater. Sie scheinen bei allen Fachthemen fest im Sattel zu sitzen. Hervorhebenswert finden wir vor allem das hochwertige Ambiente der Bank und die herzliche Art der Berater. Wir fühlen uns rundum wohl und angenommen.
Die Frage, ob wir uns am Ende für eine Vermögensverwaltung oder den Robo-Advisor entscheiden, ist nicht so einfach zu beantworten. Der Preis kommt uns schon sehr gehoben vor, aber da im Gegenzug eine sehr gute Beratung geboten wird, schlägt die Waage doch am Ende zugunsten einer Vermögensverwaltung aus.
Die Betreuung nach dem Gespräch
Knapp eine Woche nach dem Gespräch erhalten wir eine E-Mail mit umfangreichen Anlagen sowie einer kurzen Erklärung zu dem ganzen Material. Ein Gesprächsprotokoll ist allerdings nicht dabei.
Der Anlagevorschlag aus der Sicht des Kunden
Der Anlagevorschlag erreicht uns zeitnah nach dem Gespräch per Mail, wie vereinbart. Nach unserer laienhaften Meinung ist er sehr gut aufbereitet und enthält verständliche Formulierungen von Anlageziel und -strategie, taktischen Bandbreiten und Portfoliostruktur sowie die Verteilung nach Sektoren, Regionen sowie die Zusammensetzung der Einzelpositionen. Geplant sind strategisch 50 Prozent Aktien und Aktienfonds, 40 Prozent Renten und Rentenfonds sowie 10 Prozent Geld und Währungen. Alternative Investments sind nicht berücksichtigt.
Die aktuelle Portfoliostruktur sieht knapp 55 Prozent Aktien und Aktienfonds, knapp 42 Prozent Renten und Rentenfonds und für den Rest Geld und Währungen vor. Es soll überwiegend (gut 70 Prozent) in Euro investiert werden. Auch was die regionale Verteilung betrifft, dominiert im Aktienbereich der Euro-Raum (fast 42 Prozent).
An Kosten sind für den ausschüttenden Fonds 1,4 Prozent Verwaltungsgebühren p.a. sowie 0,1 Prozent Vergütung für die Debotbank veranschlagt. Das kommt uns sehr teuer vor, wir sehen es im Verhältnis zur gebotenen Leistung aber durchaus als gerechtfertigt an.
Der insgesamt sehr gute Eindruck setzt sich auch bei unserer Absage fort. Der Berater erkundigt sich nach dem Warum und betont, dass wir gerne jederzeit wieder auf ihn zukommen könnten.
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ADRESSE und Zusatzinfos
ODDO BHF Aktiengesellschaft, Bockenheimer Landstraße 10, 60323 Frankfurt am Main Deutschland
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Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent" verfolgt das Performanceprojekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel.
ODDO BHF nimmt erfolgreich an Performance-Projekt V der FUCHS | RICHTER PRÜFINSTANZ teil.
Ein Projekt hat die Betreuung über 5 Jahre eines klassischen Private Banking Portfolios mit 3 Mio. EUR Anlagesumme zur Grundlage, das andere ist ein Portfolio aus vermögensverwaltenden Fonds des Hauses mit 1 Mio. Euro Anlagesumme. Die Kursdaten und das Portfoliomanagement-System werden von vwd zur Verfügung gestellt.
Die Projekte können von angemeldeten Besuchern der Webseite jederzeit eingesehen werden. Die Teilnahme an den Projekten ist kostenfrei. Es stehen 73 bzw. 74 Anbieter in den genannten Projekten im Wettbewerb zu einem Benchmark-Depot auf ETF.
Stand: Juni 2020
Gibt es Verfahren oder Streitigkeiten mit Kunden?
ODDO BHF vermerkt rechtliche Auseinandersetzungen mit Kunden in den vergangenen drei Jahren, führt dazu aber nichts Näheres aus.
Hier finden Sie WISSENSWERTES über die ODDO BHF Aktiengesellschaft.
Sie haben Anmerkungen zu diesem Thema? Kontaktieren Sie unsere Redaktion jetzt über redaktion@fuchsbriefe.de – wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung!
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Fazit:
Mit Superlativen sollte man eigentlich geizen. Aber was, wenn wirklich so ziemlich alles bei einer Beratung stimmt? Gut, beim Preis müssen wir erst einmal schlucken. Aber alles andere passt, so dass wir den Preis schließlich akzeptabel finden. Da hat der Robo-Advisor im Moment noch keine Chance... Oddo – find ich gut!
HINWEIS: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die FUCHS|RICHTER Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.