RBV: Big Picture, doch fehlende Verbindlichkeit
Die in Hannover angesiedelte RBV GmbH zählt mit einem sechsköpfigen Team (inklusive Backoffice) eher zu den kleinen Finanzinstituten. Immerhin hat es der unabhängige Vermögensverwalter mit seinem Portfoliomanagement schon in bekannte Anlegermagazine wie „Die Wirtschaftswoche“ und „Das Investment“ geschafft. Doch liegen diese Veröffentlichungen auch schon mehr als drei Jahre zurück. Wie beurteilt der Anlageberater die aktuelle Situation und inwieweit ist er in der Lage, auf folgende Kundenwünsche einzugehen?
Kundenanliegen:
- Alter: 35 Jahre
- Anlagevolumen: 3,5 Mio. EUR
- Anlagezeitraum: langfristig
- Laufende Einkünfte: mehr als ausreichend für die Lebenshaltung
- Renditeerwartung: > 5 % nach Kosten, vor Steuern und Inflation
- Zentraler Beratungsaspekt: Verunsicherung angesichts der weltweiten Schuldensituation und den Folgen von Corona
- Kundenwunsch: Altersvorsorge, sicherer Vermögensschutz
Stärken
Zunächst einmal ist positiv hervorzuheben, dass der Berater die Kundensorgen ernst nimmt und auf sie eingeht. So rechnet man bei RBV mit einer deutlich steigenden Inflation. Sowohl in den USA als auch in Europa seien 4-5 Prozent nicht unwahrscheinlich. Dies wiederum spreche für Sachwerte bzw. für Aktien. Nicht ohne Grund bekommt der Kunde ein Plädoyer auf die Aktie als langfristig erfolgreichste Geldanlage zu hören. Um dies stichhaltig zu machen, greift man auf 120 Jahre zurückreichende Charts vom Dow Jones zurück, kommt auf historische Wirtschaftskrisen sowie die finanzielle Repression nach dem 2. Weltkrieg und den Parallelen zur Gegenwart zu sprechen.
Wenn es also darum geht, ein volkswirtschaftliches Big Picture zu zeichnen, so weiß der Vermögensverwalter durchaus zu berichten. Auch betont man gegenüber dem besorgten Kunden, dass der Vermögensschutz im Vordergrund stehe und man vorrangig auf defensive Werte im Sinne Warren Buffetts setze. Bleibt festzuhalten, dass der kleine Vermögensverwalter im persönlichen Gespräch teilweise zu überzeugen vermag.
Schwächen
Allerdings treten neben der inhaltlich und gestalterisch grauen Website die Schwächen des kleinen Vermögensverwalters gleich nach dem ersten Telefonat offen zu Tage. Es fehlt an Service und an Verbindlichkeit. Nach dem Vorgespräch bekommt der Kunde weder eine Terminbestätigung noch irgend eine Form von Infomaterial zugesendet. Und auch nach dem Erstgespräch geht er leider leer aus, erhält also weder ein Beratungsprotokoll noch einen Anlagevorschlag. Zudem zeichnet sich RBV nicht gerade durch Effizienz aus.
Soll heißen: Das Erstgespräch bleibt ergebnislos, so dass der Berater einen weiteren Termin – diesmal verbunden mit einer Präsentation – vereinbart. Dadurch gewinnt das zweite Gespräch zwar etwas an Struktur, es bleibt aber dennoch insgesamt unkonkret. Auf die Kosten kommt der Berater nur vage zu sprechen. Erst als der Kunde insistiert und nachfragt, erfährt er, dass für die Vermögensverwaltung eine jährliche Gebühr von 1,0 % (exkl. MwSt.) erhoben werde. Einen individuellen Anlagevorschlag möchte der Berater dem Kunden aus haftungsrechtlichen Gründen nicht unterbreiten, sendet ihm dann aber im Nachhinein überraschenderweise eine Excel-Tabelle mit der entsprechenden Asset Allocation zu. Ein anschaulicher, professioneller Anlagevorschlag sieht allerdings ganz anders aus.
Fazit: Der Hannoveraner Vermögensverwaltung fehlt es (noch) an Service und Verbindlichkeit. Zwar identifiziert man die Kundenängste richtig, zeichnet einen volkswirtschaftlichen Ausblick und betont die Notwendigkeit, Sachwerte überzugewichten. Doch bleibt es mehr oder weniger dabei. Schließlich versäumt RBV es, dem Kunden einen individuellen Anlagevorschlag zukommen zu lassen.
Empfehlung: Noch reicht es nicht zur Teilnahme an einer Endrunde.