S PrivateBanking verspielt die Kundennähe im Nachgang
Eine eigene Vermögensverwaltung hat das Dortmunder Institut nicht, sondern greift vor allem auf die Expertise der Frankfurter Bankgesellschaft zurück. Diese kooperiert nämlich mit 70% aller Sparkassen in Deutschland und sagt über sich selbst, sie sei die „Privatbank der Sparkassen-Finanzgruppe“.
Wohlgemerkt: Die Muttergesellschaft ist in Zürich angesiedelt. Nach eigenen Angaben zählt sie mit einem verwalteten Vermögen von 12 Mrd. Schweizer Franken zu den zehn größten Privatbanken in Deutschland sowie zu den zwei größten Privatbanken mit deutschen Eigentümern in der Schweiz. So weit zum vermögensverwaltenden Hintergrund der S PrivateBanking Dortmund GmbH. Kommen wir auf das „Eigentliche“, den Kunden und sein Anliegen zu sprechen:
Kundenanliegen:
- Alter: 27 Jahre
- Anlagevolumen: 3,5 Mio. EUR (vor Abzug der Erbschaftssteuer i. H. v. 30 %)
- Anlagezeitraum: langfristig
- Laufende Einkünfte: mehr als ausreichend für die Lebenshaltung
- Renditeerwartung: „Schwarze Null“ nach Steuern, Kosten und Inflation
- Zentraler Beratungsaspekt: Verunsicherung angesichts der weltweiten Schuldensituation und den Folgen von Corona
- Kundenwunsch: Altersvorsorge, sicherer Vermögensschutz
Stärken
Die Beratung selbst verläuft anstandslos: Die Chemie zwischen den Beratern und dem Kunden stimmt. Die vielen empathischen Fragen kommen beim Kunden gut an. Dieser fühlt sich abgeholt, wenn er beispielsweise gefragt wird: „Wie fühlt sich das an, in so einem jungen Alter zu so einem Vermögen gekommen zu sein?"
Für den Interessenten erkennbare fachliche Schwächen haben sich die Berater nicht geleistet. Wenn das Gespräch umgekehrt auch keine wirklichen Höhepunkte zu bieten hat, so hat der Kunde am Ende doch das Gefühl, hinsichtlich seiner persönlichen und finanziellen Situation gut erfasst worden zu sein. Eigentlich gute Voraussetzungen, um aus Beratersicht im Nachhinein mit einem gelungenen Anlagevorschlag noch einmal „nachzulegen“.
Schwächen
So gelungen das Beratungsgespräch aus Kundensicht erscheint, so mangelhaft ist dann die Nachbetreuung. Diese nämlich findet nur ansatzweise statt. Obwohl die Situation des Kunden nach eigenen Aussagen gut evaluiert wurde, erhält dieser kein Gesprächsprotokoll. Und das ausgewogene Musterdepot, welches man ihm zusendet, enthält auch keinerlei persönlichen Hinweise. Immerhin heißt es in der begleitenden Mail, das „Anlagemuster“ solle nur einen Anhaltspunkt darstellen, um tiefer ins Gespräch zu kommen. Allerdings erweckt der sog. „Anhaltspunkt“ beim Interessenten keine "Lust auf mehr" und ruft keine Begeisterung hervor.
Reine Standardware ohne Kundenbezug
„Die passgenaue Strategie wollen wir in jedem Fall mit Ihnen in einem persönlichen Gespräch entwickeln...“ Das mag gut gemeint sein. Doch hat es bereits zwei persönliche Gespräche (inkl. Vorgespräch) gegeben. In der Regel erwartet der Kunde nach dem Beratungsgespräch etwas „Butter bei die Fische“. Außerdem möchte er sich in dem Anlagevorschlag wiederfinden. Beides ist hier nicht der Fall.
Zwar erhält der Kunde ein paar Tage später noch eine Standardpräsentation von der Vermögensverwaltung der Frankfurter Bankgesellschaft aus der Schweiz. Doch kann dies über den völlig unzureichenden Anlagevorschlag nicht hinwegtäuschen. Der Aktienanteil fällt mit etwa 35 % eindeutig zu niedrig aus. Schließlich handelt es sich hier um einen 27-jährigen Kunden mit einem langen Anlagehorizont.
Bescheidene Renditeerwartung
Als Folge der niedrigen Aktienquote ist auch die Renditeerwartung mit 1,04 % p. a. sehr bescheiden – wobei nicht deutlich wird, woraus sich diese Renditeprognose ableitet und ob es sich um eine Brutto- oder Nettorendite handelt. Abgesehen davon, dass der Kunde im „Anlagemuster“ keine Erwähnung findet, fehlen darin so wesentliche Aspekte wie ein Risiko-Stresstest, eine Leistungsbilanz sowie die Kosten für die Vermögensverwaltung. Eigentlich kein Wunder, dass sich die Berater nach dem Versenden des Musterdepots nicht mehr gemeldet haben.
Fazit: Im Beratungsgespräch haben die Dortmunder Sparkassen-Berater eine Nähe zum Kunden herstellen können. Dieser fühlte sich aufgrund „vieler guter Fragen“ in seiner Situation richtig verstanden. Doch versäumt die Sparkasse es dann, mit einem individuellen Anlagevorschlag nachzulegen. Alles, was den Kunden im Nachhinein erreicht, ist bloße Standardware.
Um an der Endrunde teilzunehmen, muss die Leistung bis zum Ende stimmen. Dies war hier nicht der Fall.