Sarasin hellt manches auf, lässt aber zu vieles im Dunkeln
Sie gehört zu den Pionieren der nachhaltigen Geldanlage: Die Bank Sarasin nahm den Werksunfall des Chemieriesen Sandoz bei Basel 1986 zum Anlass zu fragen, welche Auswirkungen nicht nachhaltiges unternehmerisches Wirtschaften auf die Bewertung von Unternehmen haben könnte. Seitdem hat sich das Haus zu einem der Leitsterne in dieser Disziplin entwickelt.
Die Bank gehört zur Safra-Gruppe, einem Konzern in den Händen einer brasilianischen Unternehmerfamilie mit arabischen Wurzeln. Joseph Y. Safra (1938 bis 2020) galt als einer der vermögendsten Bankiers der Welt und war Oberhaupt einer der reichsten Familien Südamerikas. Die Bank J. Safra Sarasin AG ist wiederum eine weltweit tätige Bankengruppe im Bereich Private Banking und Vermögensverwaltung. Sie hat sich der Nachhaltigkeit verschrieben und ist in Europa, Asien, dem Nahen Osten und Lateinamerika gut etabliert. Die Bank hat ihren Sitz in Basel. In der Schweiz ist sie an den Standorten Basel (Hauptsitz), Bern, Genf, Luzern, Lugano und Zürich vertreten.
Das Interesse des Kunden
Unser Interessent rief auch, aber nicht nur wegen dieses Themas bei der Niederlassung in Zürich an, um einen Gesprächstermin zu erbitten.
- 3,5 Mio. stehen u.a. aus einem Immobilienverkauf zur Verfügung
- Was treibt den potenziellen Kunden um?
- In den nächsten 5 Jahren keinen Verlust erleiden
- Geld möglichst nachhaltig mit Fokus auf das Klima anlegen
- Geld nicht nur bei Großunternehmen anlegen.
- Kompetenter „Sparringspartner“ gesucht: Besorgnis wegen der aktuellen und noch kommenden wirtschaftlichen Schäden der Corona-Pandemie, der gestiegenen Staatsverschuldung, künftiger Pleiten von Unternehmen und kleinen Geschäften etc.
- Ist eine höhere Inflation zu erwarten?
- Wie stabil oder auch einsturzgefährdet ist das Finanzsystem auf Sicht von zehn Jahren?
- Sind so lange Anlagezeiträume noch sinnvoll und zu verantworten
Schwächen der Bank und der Beratung
Zunächst besucht der Kunde die Webseite der Bank Safra Sarasin und ist ein wenig hin, mehr aber noch hergerissen. Sehr wohlmeinend könnte man sagen, die Webseite wirkt traditionell und edel. Im Vergleich mit anderen modernen Seiten reißt sie optisch niemanden vom Stuhl, sie könnte mal wieder einen Auffrischung vertragen. Sie ist aber durchaus informativ, lenkt den Besucher gleich auf das Leib-und Magen-Thema der Bank – „eine führende, nachhaltige Privatbank“ . Nervig ist die Kundenführung, die manche Schleife zieht und Eingaben erfordert.
In einigen Punkten kommt der Interessent zu einer unentschiedenen Wertung. So ist der aufgerufene Preis für die Schweiz nicht zu teuer, im länderübergreifenden Vergleich jedoch auch nicht unbedingt günstig. Ein balanced und nachhaltiges Portfolio kostet bei einem Betrag von 3,5 Millionen Euro zwischen 0,8 und 1% Gebühren. Das Portfolio mit dem höchsten Aktienanteil kostet 2%.
Kompetent, aber nicht sehr engagiert wirkender Berater
Der Berater zeigt, dass er viel draufhat zum Thema nachhaltige Beratung, wirkt aber nicht übermäßig engagiert und scheint eher ein Routineprogramm abzuspulen. Zudem ist er nicht in allen Details sattelfest. Dafür liefert er fehlende Infos anschließend nach und schließt die Lücken der Beratung.
Eindeutig zu dünn ist jedoch, wie der Berater auf das Kernthema des Kunden eingeht, auf das, was diesen neben der nachhaltigen Anlage seines Vermögens sonst noch umtreibt. Hier hat der Berater den Kundenwunsch nicht ausreichend ermittelt und erkannt. Husch, husch geht es mit ein paar Randbemerkungen über diesen schwerwiegenden Themenkreis hinweg.
Problematisches Qualitätsmanagement
Problematisch ist das fehlende Qualitätsmanagement: Ein Gesprächsprotokoll bleibt aus, in dem der Berater abgleicht, was er im Gespräch aufgenommen hat und der Kunde sofort erkennen kann, ob er gut und präzise verstanden worden ist. Stattdessen kommt das Haus gleich zum Punkt, trifft aber leider nicht ins Schwarze. Das Anlagekonzept wirkt von der Stange, ist nicht individuell, sondern besteht im Wesentlichen aus mehreren Produktblättern. Positiv vermerkt der Interessent die Einzeltitel im und die Internationalität des angebotenen Portfolios. Aber es fehlt deutlich zu viel, um einen anspruchsvollen Kunden zufriedenzustellen. Jedenfalls ist das weit weg von dem, was andere Häuser hier anbieten.
Auch in Sachen Transparenz strengt sich die Bank Sarasin nicht an, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Fragen der Redaktion werden schlicht ignoriert.
Stärken der Beratung
Stärken der Bank sowie der Beratung liegen eindeutig bei der nachhaltigen Geldanlage. Über 30 Jahre Erfahrung machen sich da schon bemerkbar. Die Kompetenz des Beraters bei diesem Themenkomplex ist unverkennbar und sorgt für ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit.
Gut kommt beim Kunden auch die Effizienz an mit der hier vorgegangen wird: So landet der Kunde schnell beim persönlichen Ansprechpartner. Das Personal ist jederzeit freundlich, der Umgang verbindlich: Nach der Termin-Verabredung folgen eine schriftliche Bestätigung und diverse Infomaterialien, darunter eine Kurzvorstellung der Berater und eine Anleitung zur Handhabung von Securemail – sehr kundenorientiert! Auch die Atmosphäre im Beratungsgespräch ist entspannt und angenehm.
Gespräch mit Struktur
Das Angebot einer digitalen Beratung lässt Sarasin nicht missen. Insofern ist man auf der Höhe der Zeit, auch wenn es technisch zu Beginn ein wenig ruckelt. Der Kunden freut sich über eine erkennbare Gesprächsstruktur, der Berater folgt einem inneren Leitfaden.
Punkte sammelt das Haus in der Nachbetreuung. Hier zeigt sich nicht nur Verlässlichkeit – zuvor versprochene Dokumente erreichen den Kunden „in time“. Auch eine Spezialfrage aus dem Gespräch zum klimatischen „Impact“ eines Fonds, die der Berater nicht sogleich beantworten konnte, wird nachgeliefert und gut und ausführlich erläutert: prima. Ansonsten ist der Berater unaufdringlich zurückhaltend.
Kontakt
Zusatzinfos
- Institutsgruppe: Privatbank
- Dienstleistungen für Private Banking/Wealth Management-Kunden: Vermögensverwaltung, Vermögensberatung
- Alleinstellungsmerkmal (USP) am Markt: „Die Bank J. Safra Sarasin AG ist eine führende, nachhaltige Privatbank, die sämtliche Vorzüge des Schweizer Finanzplatzes mit dynamischen und personalisierten Beratungsleistungen verbindet und sich auf Anlagechancen an den internationalen Finanzmärkten konzentriert. Mit hoher Qualität und Kompetenz betreut die Bank als Anlageberaterin und Vermögensverwalterin private und institutionelle Kunden. Finanzielle Stärke, exzellenter Kundenservice und herausragende Qualität sind die Kernelemente ihrer Philosophie. Im Bereich der nachhaltigen Finanzanlagen ist die Bank Pionierin und verfügt über 30 Jahre Erfahrung.“
- Verwaltete Kundengelder national (assets under management): keine Angabe
- Nettoneugeld 2020: keine Angabe
- Teilnahme am FUCHS-Performance Projekt: nein
Fazit: Die Bank Sarasin zündet einige Lichter an und diesen strahlen durchaus hell. Daneben aber bleibt in der Beratung zu viel im Dunkeln: Die Bedürfnis-Ecken des Kunden werden nicht hinreichend ausgeleuchtet, ja der Berater leuchtet nicht einmal überall hin. Der Kunde wird mit seinen Wünschen nur schemenhaft erfasst, sein Kernthema nicht richtig erkannt und entsprechend undeutlich ist das Anlagekonzept.
Empfehlung: So wird das nichts mit einem Platz in der Endrunde.