Weite Bandbreite bei den Gebühren der Vermögensverwalter
Die Situation ist unschön und lässt die Fremdverwaltung des eigenen Vermögens nicht gerade attraktiv erscheinen: Bei einer Preissteigerungsrate von annähernd 10%, wie zur Jahresmitte 2022 und einer erwarteten Aktienrendite von 7%, macht der Kunde eines Vermögensverwalters auf jeden Fall Minus, selbst bei einem als hochriskant geltenden Depot, das zu 100% aus Aktien besteht. Die Regel sind Depots mit einem Anleihenanteil von 50%, für die zur Zeit etwa 2% Rendite erwartet werden. Das heißt im Klartext: Ein solches Depot macht 4,5% Rendite und verliert – grob gerechnet – aufs Jahr gesehen bei konstanten Werten 5,5% an Kaufkraft.
Die Inflation treibt das Risiko und die Kosten für den Kunden
Die Inflation treibt aber nicht nur das notwendige Depotrisiko in die Höhe. Mit dem Risiko steigen zudem die Kosten. Denn gemanagte Depots mit einem hohen Aktienanteil sind regelmäßig deutlich teurer als solche mit niedrigem Aktienanteil. So verlangt die Alpen Privatbank, die sich regelmäßig unter den Instituten mit fairen Konditionen einreihen kann, für ein 100%iges Aktiendepot mit Zukunftswerten 1,79% Vermögensverwaltungsgebühr zzgl. 19% USt. Selbst bei einer augenblicklich gering angesetzten Inflation von 3% im Jahresdurchschnitt bleibt da für den Anleger netto nichts übrig, auch wenn das Depot die erwarteten 7,8% Bruttorendite aus dem Aktienanteil erzielen sollte – was im augenblicklichen Bärenmarkt nur mit viel Glück realistisch ist. Schon deshalb muss der Kunde einen langen Atem und ein gutes Nervenkostüm mitbringen und sollte sich auf ein paar schlaflose Nächte gefasst machen.
Es läppert sich …
Weniger eindeutig gestaltet sich die Konditionenberechnung bei der Kathrein Privatbank. Ist der Kunde zunächst noch ganz angetan von einer „All-in-fee“ – einer „Alles-drin-Gebühr“ – von 0,95% p.a. inkl. 20% USt., so sieht das nach Lektüre der Ex-Ante-Kostenschätzung schon weit weniger „lustig“ aus. Bei einer Anlage von 1,5 Mio. Euro reduzieren die zusätzlich anzusetzenden Dienstleistungs- und Produktkosten für Fonds die Rendite der Anlage im ersten Jahr um 33.093 EUR / 2,21%, in den Folgejahren um 24.703 EUR / 1,65% und im Jahr des Verkaufs um 33.093 EUR / 2,21%. So viel zum Thema „all in“ …
BNP verzichtet ganz auf Nettorechnung
Während die Österreicher dem Interessenten offen und eindeutig vorrechnen, was er bei der Vermögensanlage in ihrem Haus erwarten kann, verzichtet BNP Paribas auf diesen Teil im (nicht individuellen) Angebot. Auch sie nimmt für die Strategie „Equity“ 1,8%; eine Nettorechnung sucht der Interessent in der überlassenen Werbebroschüre „Unsere Vermögensverwaltung“ allerdings vergeblich. Dass der Kunde des Hauses am Ende – wie auf dem Coverbild – noch immer fröhlich lachend seine Beine in einen Badesee steckt, dürfte fraglich sein.
Nicht liquide Vermögenswerte machen Gebühren schwer nachvollziehbar
Kommen dann noch nicht liquide Vermögenswerte wie Private Equity hinzu, die die Portfoliorendite „optimieren“ sollen (und das Risiko gleichzeitig nochmals erhöhen), wird es für den Kunden auch noch reichlich intransparent. Erst recht, wenn er sein Anlagevolumen mittels Lombardkredit um weitere 500.000 Euro aufstocken will.
Bei der Schoellerbank blickt man nicht durch
Die Schoellerbank nimmt im „Konditionenmodell fix“ als Vermögensverwaltungsgebühr „pur“ 0,25% für einen 100% Anleihendepot und 0,60% für ein Aktiendepot. Hinzu addieren sich eine Fülle weiterer Kosten: Spesen, Kontoführungsgebühren, Ausgabeaufschläge für Fremdfonds usw. Die Umsatzsteuer darf der Kunde selbst hinzurechnen. Wie sich die Kostenbelastung für den Kunden am Ende des Jahres darstellt, bleibt für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Nicht anders sieht es bei den Alternativ-Konditionsmodellen fix mit Gewinnbeteiligung und Gewinnbeteiligung aus. Auch hier: von Transparenz keine Spur.
Alpen Privatbank: Nicht günstig, aber transparent
„Die erwartete Rendite Ihres Portfolios für die Zukunft“, überschreibt die Alpen Privatbank ihre Konditionenberechnung. Ausgehend von den Vorgesprächen, den persönlichen Wünschen und Zielen des Kunde habe die Bank eine Optimierung der Portfoliozusammensetzung anhand von historischen Kapitalmarktdaten und prognostizierten künftigen Erträgen durchgeführt. Bei der Prognose der künftigen Erträge verwende man die sogenannten „Black Litterman-Renditen“.
Bank Gutmann mit vorbildlicher Nettorechnung
Vorbildlich, so wie die meisten Privatbanken in Österreich, geht die Bank Gutmann mit der Renditeberechnung aus Kundensicht um. Vor Inflation bleiben dem Kunden bei einem Aktienanteil von 80% im Depot 3,9% übrig. 0,84% zahlt er dabei für die eigentliche Leistung der Bank, die Vermögensverwaltung seines Depots.
Die Liechtensteinische Landesbank (Österreich) berechnet ebenfalls transparent, was dem Kunden am Ende verbleibt. Sie veranschlagt eine Pauschalgebühr von günstigen 0,85% p.a. zuzüglich 20% USt. für ein 100% Aktiendepot. Neben der Vermögensverwaltungsgebühr sind Depotgebühren, Transaktionsgebühren, Kontoführungsgebühren und die Devisenprovisionen enthalten. Nicht berücksichtigt sind etwaige Fremdspesen.
Auch in der Schweiz geht es günstig und transparent
Faire und zugleich transparente Konditionen bietet die schweizerische Globalance Bank ihren (deutschen) Kunden an: 1,1% zahlt dieser pauschal bei einem zu 100% aus Aktien bestehenden Depot. Enthalten sind sämtliche Kosten seitens der Bank, darunter das Portfolio Management, Research (Finanzanalyse und Impactanalyse), sämtliche Transaktionsgebühren (Courtagen), Depot- und Kontoführungsgebühren, Anlageberatung, individuelle Besprechungen, Footprint® Reporting / Globalance World®, Online Banking Zugang, individuelles Vermögensmagazin, Performance Reports, Steuerauszug und der persönliche Austausch mit CEO und Geschäftsleitung.
Hauck Aufhäuser Lampe: Preis ziemlich transparent, Nettorendite offen
Ähnlich halten es auf den ersten Blick Hauck Aufhäuser Lampe aus Deutschland: „Unser Preismodell ist transparent und fair“. Die Privatbank steigt mit einem Angebot von 1,1% für den Kunden ein. Das Depot soll zu 70% aus Aktien bestehen. Für den Interessenten wird ersichtlich, dass die Kosten auch wirklich „all inclusive“ angelegt sind. Bestandsprovisionen für den Einsatz von Fonds würden an den Kunden ausgekehrt, liest er in der Fußnote.
Allerdings verzichtet die Bank auf eine Nettorenditeberechnung im Anlagevorschlag für den Kunden. Es bleibt bei einer Angabe vor Steuern: „Wir erwarten langfristig eine strategische Rendite von ca. 4,8% p. a. vor Steuern und vor Kosten bei einer Volatilität von etwa 12,4% p. a.“ Auch die in Deutschland auf jeden Fall fällige Mehrwertsteuer von 19% wird nur in der Fußnote genannt, aber nicht einberechnet. Hier können Zweifel aufkommen, ob das wirklich „transparent und fair“ ist, denn tatsächlich liegen die Gebühren bei 1,29%. Privatkunden erhalten auch sonst beim Einkauf Bruttopreise angezeigt. Hier wird optisch geschönt. Auch eine konkrete Zahl zur weiteren Inflationserwartung lässt sich die Bank im Anlagevorschlag nicht entlocken. Sie spricht von hartnäckig – doch auf welchem Niveau, das bleibt offen.
Was zählt, sind Preis UND Leistung
Nun sind Private Banking-Depots im Idealfall maßgeschneidert auf die Bedürfnisse des Kunden. Etwa wie ein schickes Auto mit Sonderausstattung. Insofern ist ein direkter Preisvergleich nur näherungsweise möglich. Und: Der Preis sollte nicht allein ausschlaggebend sein für die Wahl des Vermögensverwalters. Ebenso wichtig ist die Leistung, die der Kunde dafür erhält. Erst in der Gesamtschau ergibt sich eine Entscheidungsgrundlage für den Kunden. Wo es aber an Transparenz fehlt, sollte jeder Interessent misstrauisch werden.
Wie sehen die aktuellen Standard-Konditionen der Banken und Vermögensverwalter aus?
Sie halten sich für ausgewogene Portfolios etwa auf Vorjahresniveau. Dafür werden die Anlagesummen für Einzeltitelinvestments nach oben gesetzt. Immer häufiger sind hier 2 bis 5 Mio. Euro nötig, um wirklich ein individuelles Depot zu erhalten.
Auffällig ist auch, dass zwischen einem Anlagevolumen von 1,1 bis 5,1 Mio. Euro bei den Standardkonditionen nur noch selten unterschieden wird. Etwa bei der Alpen Privatbank, die für 1,1 Mio. Euro Anlagesumme 1,45% p.a. Vermögensverwaltungspauschale veranschlagt, für 5,1 Mio. nur noch 0,75% p.a.
- Die günstigsten Konditionen weist in diesem Jahr der Vermögensverwalter Spiekermann aus. Das Haus möchte 0,65% für eine 1,1 Mio. Euro Depot und 0,5% bei einer Anlagesumme von 5,1 Mio. Mit 0,75% bis 0,55% folgt das Bankhaus Carl Spängler.
- Am oberen Rand liegt die LGT Bank Schweiz mit 1,8%bis 1,66%. Standardmäßig mehr als 1,5% veranschlagen Berliner Sparkasse, Commerzbank, Frankfurter Bankgesellschaft (Schweiz), Fürst Fugger Privatbank sowie die LGT Bank.
- Betrachtet man die Gebühren nach Ländern, kommt der Anleger bei den österreichischen Banken in Österreich am günstigsten weg.
- Deutschland ist, bis auf wenige Ausnahmen, kein besonders günstiges Pflaster. Gebühren oberhalb von 1,2% zzgl. 19% MwSt. bei einem Depotvolumen von 1,1 Mio. sind hier keine Seltenheit mehr. Günstige Konditionen unterbreiten hier die Privatbanken Hauck Aufhäuser Lampe (0,8% zzgl. MwSt.) sowie Berenberg (0,9%).
- In der Schweiz ist unter 1,1% nichts zu machen, die Bandbreite geht bis 1,8%.
- Auch Liechtenstein hat ein gehobenes Preisniveau, das im Schnitt oberhalb von 1,2% rangiert.
Worauf der Kunde achten muss
- Was genau enthält die Pauschalgebühr?
- Fallen zusätzliche Kosten für Fonds an?
- Welche Renditeerwartung setzt der Anbieter für die einzelnen Anlageklassen an? Kommt Ihnen das realistisch vor? Je höher die Erwartung, desto „schöner“ gestaltet sich der Musterberechnung Ihre Nettorendite
- Woraus leitet der Anbieter diese Erwartung ab?
- Welche Inflationserwartung hat der Anbieter? Deckt sich das mit Ihrer?
- Setzt der Anbieter Steuern an? Neben der USt. müssen Sie auch weitere Steuern (Abgeltungsteuer, Kirchensteuer) auf den Gewinn zahlen.
- Wann und auf welcher Grundlage rechnet die Bank ab? Tut sie das stichtagsbezogen? Oder ist die Bemessungsgrundlage der in Euro angegebene Durchschnittswert des zu den jeweiligen Monatsenden im Abrechnungszeitraum verwalteten Vermögens des Kunden (exkl. Beteiligungen o.ä.)?
- Rechnet sie quartalsweise oder einmalig am Jahresende ab?
- Wer die Höhe der Konditionen hinterfragt oder auf günstigere Angebote verweist, kann meist mit einem Nachlass rechnen