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Berliner Volksbank eG - Private Banking Center City, Vermögensmanagement TOPS 2019: Qualifikation

Zu wenige Ambitionen, zu viel von der Stange

Selten sind wir bei der Beurteilung einer Bank so ambivalent wie bei der Berliner Volksbank. Eigentlich erleben wir ein gutes Gespräch in angenehmer Atmosphäre. Andererseits wird aber zu viel Wert auf Formalien gelegt. Der Anlagevorschlage ist umfangreich, wirkt aber zugleich wenig ambitioniert, sondern eher von der Stange. Und dass die Bank die Fragen zu ihrem Geschäftsmodell nicht beantwortet, wirkt sich auch nicht gerade vorteilhaft aus.

Die Berliner Volksbank ist die größte regionale Genossenschaftsbank in Deutschland. Ihre Wurzeln reichen zurück bis in das Jahr 1858. Im Januar 1946 neu gegründet, fusioniert sie 1999 mit dem Berliner Genossenschaftsinstitut Grundkredit-Bank eG-Köpenicker Bank. Ihr Geschäftsbereich umfasst neben Berlin auch Teile des benachbarten Brandenburgs.

Auch die Traditionsbank ist von den dramatischen Veränderungen der Branche betroffen und wird bis Ende des Jahres weit über einhundert Stellen einsparen. Seit 2013 hat das Institut gut jeden achten Arbeitsplatz gestrichen, Ende 2017 zählt sie noch 1.793 Mitarbeiter. Die Volksbank schließt in den letzten zwei Jahren 28 Geschäftsstellen und damit mehr als ein Viertel. Ende 2017 liegt deren Gesamtzahl noch bei 75.

Das Geldinstitut verzeichnet Ende 2017 eine Bilanzsumme von 13,4 Milliarden Euro. Unterm Strich verdient die Bank 19,6 Millionen Euro und damit etwas mehr als 2016.

Keine eigenen Anlageprodukte

Die Berliner Volksbank betreibt neben dem Private Banking auch das Retail- und das Firmenkundengeschäft. Private Banking-Kunden können die Vermögensverwaltung an drei Berliner Standorten in Anspruch nehmen. Der Direktor für Private Banking, Axel Fiedler, stellt seinen Bereich so vor. "Wir selbst entwickeln keine Geldanlage-Produkte. Deshalb können wir unsere Kunden in Bezug auf das Marktangebot neutral beraten, eben ein „Best select" bieten. Dieses Verfahren ist ebenso transparent wie unsere Gebührenstruktur. Wir stellen das Kundeninteresse und sonst nichts in den Mittelpunkt unserer Bemühungen und unsere Kunden honorieren dies seit Jahren."

Die Vermögensverwaltung beginnt laut Website damit, dass die Berater genau zuhören. Erst dann entwickeln sie auf Basis der Vorstellungen der Kunden konkrete Strategien zum Werterhalt und zur Wertsteigerung. Gemeinsam mit den Kunden werde zunächst eine umfassende Analyse des Vermögens vorgenommen, Bedürfnisse und Vorlieben ausgelotet und daraus eine persönliche Anlagestrategie entwickelt. Das Reporting sie stets transparent und zeitnah. Darüber hinaus werden die Kunden kontinuierlich mit Vorschlägen und Empfehlungen zur Optimierung ihres Vermögens versorgt – falls gewünscht.

Expertise der Gruppe kann genutzt werden

Für Kunden, die ihre Anlagen gerne selbst verwalten, aber nicht auf fachkundigen Rat verzichten wollen, bietet die Bank eine spezialisierte Beratung zu allen Kapitalanlagen. Besonders das Experten-Team aus dem aktiven Wertpapiermanagement sei hilfreich für Kunden, die selbst über ihre Investments entscheiden möchten. Natürlich erhalten bei Bedarf auch trendorientiertes Wertpapiermanagement und weitere spezialisierte Varianten der Kapitalanlageberatung.

Die Mitarbeiter, heißt es weiter, nutzen dabei die mehrfach ausgezeichnete Expertise eines der größten und erfolgreichsten Wertpapier-Research-Teams in Deutschland – die der Genossenschaftlichen Finanz-Gruppe der Volksbanken und Raiffeisenbanken.
Als Kunde könne man auf eine Best-Select-Beratung vertrauen. Dabei stünden neben den nationalen und internationalen Börsenwerten auch mehr als 17.000 Investmentfonds zur Verfügung. Im persönlichen Gespräch würden die Experten gemeinsam mit den Kunden die Strategie des Investments entwickelt. Im regelmäßigen Austausch werde diese Strategie weiterentwickelt und an die aktuellen Trends angepasst.

Der Kunde und sein Anliegen

Wir haben unlängst eine größere Summe geerbt. Ein guter Freund unseres Vaters, der unserer Familie eng verbunden war, ist mit 80 Jahren gestorben und hinterlässt uns ein Vermögen von drei Millionen Euro. Den nach Steuerzahlung übrigbleibenden Betrag von 2,1 Millionen Euro wollen wir in zwei gleichen Hälften zwei Vermögensverwaltern überantworten. Das Geld soll für unsere Altersversorgung sicher angelegt werden. Unsere maximale Risikotoleranz beträgt 15%.

Der telefonische Erstkontakt

Laut Mitarbeiter in der Telefonzentrale sind an dem Morgen, an dem wir in der Berliner Volksbank anrufen, alle Berater in einer größeren Besprechung. Er avisiert einen Rückruf am Nachmittag, der auch prompt erfolgt. Der freundliche Berater fragt nach der Anlagesumme und möchte wissen, warum wir aus Köln kommend unser Geld in Berlin anlegen möchten.

Unsere Erklärung, dass wir häufig in Berlin zu tun haben, nimmt der Berater ohne weiteres an. Er meint zwar, die Volksbanken seien ja sehr regional aufgestellt, aber es sei natürlich kein Problem als Kölner in Berlin anzulegen. Wir vereinbaren einen Gesprächstermin. Er erwähnt noch, dass wir auf jeden Fall den Personalausweis mitbringen sollen. Es kommt eine kurze Terminbestätigung per Mal, aber keine Anfahrtsskizze, kein Hinweis auf einen zweiten Berater und kein Hinweis in Sachen Parkplatz.

Das Gespräch mit dem Berater/den Beratern vor Ort

Das Private Banking der Berliner Volksbank residiert in einem modernen Verwaltungsgebäude, zusammen mit der Innovationsbank Berlin. Die Anmeldung im Erdgeschoß verläuft etwas zäh und es dauert geraume Zeit, bis sich der Sachbearbeiter dann endlich bemüht, den Berater über unsere Ankunft zu informieren. Die Sitzmöglichkeiten in diesem Bereich liegen etwas abseits, weshalb wir vor dem Empfangsschalter stehen bleiben.

Es dauert einige Minuten, bis uns der Gesprächspartner abholt und in einen schönen modernen, lichtdurchfluteten Gesprächsraum in die 7. Etage führt. Das Wetter ist schön, wir genießen einen wunderbaren Blick über die Hauptstadt: Das Gespräch kann beginnen.

Neben dem eigentlichen Berater ist noch ein Wertpapierexperte anwesend. Beide Mitarbeiter stellen sich vor und beginnen dann, uns erst einmal die großen Vorzüge der Volksbankengruppe in einer Art Werbespot zu vermitteln. Das Zimmer verfügt über moderne Technik, so dass einige Punkte, etwa wie die Bank arbeitet, direkt über den Rechner auf die Wand projiziert werden. Bis hierin ist alles sehr ansprechend.

Keine Diskussion über Märkte

Die Gesprächsatmosphäre ist gut, auch wenn der Wertpapierexperte insgesamt etwas zurückhaltend wirkt. Wir werden nach unseren persönlichen Verhältnissen gefragt und, ob es weitere Depots und Immobilien gibt, ob Kinder bedacht werden sollen – das Übliche. Danach folgt ein etwas nerviger MiFID II-Block. Man will auf jeden Fall eine Kopie unseres Personalausweises. Danach werden unsere Erfahrungen mit Wertpapieren detailliert abgefragt und protokolliert.

Auffällig ist, dass die Berater mit uns im Prinzip nur über Formalien sprechen, während die Märkte und die damit zusammenhängenden Probleme fast überhaupt nicht thematisiert werden. Wir unterstreichen noch, dass wir eine mandatierte Vermögensverwaltung suchen und erwarten, dass die Bank ihre Verantwortung selbst wahrnimmt und nicht beim Kunden nachfragt, was man in einer etwaigen Krisensituation tun solle. Zudem haben wir mehrfach betont, dass unsere Risikotragfähigkeit bei maximal 15% liegt.

Uns wird avisiert, dass wir aufgrund unserer im Gespräch gemachten Angaben eine detaillierte Depotstruktur mit Preisvorstellungen bekommen. Danach, machen die Berater deutlich, müssten wir uns auf jeden Fall für ein zweites Gespräch persönlich mit ihm zusammensetzen.

Die Betreuung nach dem Gespräch

Nur vier Tage nach unserem Gespräch erhalten wir eine Mail, die das Gesprächsprotokoll, eine Erläuterung der Vermögensverwaltung der Bank und einen detaillierteren Anlagevorschlag enthält. Das Gesprächsprotokoll ist unvollständig.

Zwar wird die Anlagesumme genannt, aber unsere Vermögenssituation und Risikovorstellungen werden nicht erwähnt. Der größte Teil der Dokumentation ist eine Art Werbeflyer der Berliner Volksbank, der die Philosophie der Bank, den Investmentansatz, den Entscheidungsprozess und ähnliches darstellt. Außer Allgemeinplätzen kommt nicht viel herüber. Schade.

Der Anlagevorschlag aus der Sicht des Kunden

Uns werden mir drei Musterportfolien aufgezeigt: „Sicherheit 25 Depot", „Wachstum 50 Depot" und „Chance 75 Depot", die jeweils einen Aktienanteil von 25, 50 oder 75 Prozent erhalten. Das für uns gedachte Portfolio wird allerdings modifiziert. Es sind 23,96% in Aktien investiert, darunter vor allem altbekannte Namen wie Alphabet, Amazon, Danone, Deutsche Börse, Merck, Novartis, Siemens, Unilever etc. Überraschendes findet sich dort kaum. Der Rentenanteil umfasst 44,67%, in erster Linie Unternehmensanleihen von LBBW, Goldman Sachs, BNP Paribas, BMW, Ebay, Rabobank, Gerresheimer, K+S und Vonovia. Weitere 1,75% werden in ein Indexzertifikat MSCI Japan (Aktien) gepackt, weitere 10,59% fließen in Rentenfonds und 19,03% werden in Liquidität gehalten.

Für unseren Geschmack ist der Anlagevorschlag sehr umfangreich und enthält zugleich zu wenige Überraschungen. Mit 32 unterschiedlichen Positionen ist uns das Depot zudem zu wenig fokussiert. Im Prinzip ergibt sich der Eindruck, dass hier viel von der Stange kommt und die individuelle Komponente fehlt.

Diskussion des Anlagevorschlags

Es wird ein All-In-Modell mit relativ hohen Kosten von 1,35% zzgl. MwSt. angeboten ober ein All-In-Modell mit Erfolgsbeteiligung (0,8% p.a. plus 10% der jährlichen absoluten Performance zzgl. MwSt.).

Der Berater ruft uns an und wir diskutieren mit ihm den Anlagevorschlag. Unsere Verwunderung darüber, dass das Musterportfolio so viele einzelne Positionen habe, wischt er weg. Dies sei Standard und habe sich bewährt. Ab einer Million Euro wäre es üblich, 30 oder mehr Positionen im Depot zu haben. Er erläutert uns, dass er mit der gewählten Allocation unsere Sicherheitsvorgaben optimal einhalten könne. Er erwähnt auch, dass die Gebühren durchaus noch verhandelbar wären, sagt aber nicht, wie viel er noch nachgeben würde. Dies würden wir dann machen, wenn wir uns einig wären. Wir bedanken uns für das wirklich gute Gespräch und sagen ihm, dass wir noch ungefähr zwei Wochen benötigen würde für eine endgültige Entscheidung, was er sehr freundlich aufnimmt. 


HINWEIS: Dieses Bankenporträt beruht auf den Eindrücken aus einem individuellen Erstberatungsgespräch, das ein zuvor geschulter Testkunde durchgeführt hat. Die wiedergegebenen Eindrücke wurden während des Gesprächs oder unmittelbar danach schriftlich protokolliert. Subjektive Wahrnehmungen lassen sich nicht ausschließen. Der Testkunde hat sich zur Neutralität gegenüber dem getesteten Institut verpflichtet. Die Bewertung wurde nach einem festen Schema vorgenommen, das die Private Banking Prüfinstanz erstellt hat. Es beruht auf der jahrelangen – wissenschaftlich untermauerten – Beschäftigung mit dem Thema Beratungsqualität im Private Banking durch die Private Banking Prüfinstanz, Dr. Richter | IQF und Ralf Vielhaber | Verlag FUCHSBRIEFE.


 

Adresse der Bankniederlassung / Webseite

Berliner Volksbank eG - Private Banking Center City, Kurfürstenstraße 87, 10787 Berlin , Deutschland
www.berliner-volksbank.de 

MEHR INFORMATIONEN ZU TOPS 2019

PERFORMANCE-PROJEKT

Vermögende wollen gut beraten werden. Ebenso wichtig ist aber, dass das anvertraute Kapital solide verwaltet und vermehrt wird. Der Markt der Vermögensverwaltung ist intransparent. Getreu unserem Motto „Wir machen Qualität transparent" verfolgt das Performance-projekt der Private Banking Prüfinstanz genau dieses Ziel.

Die Berliner Volksbank eG nimmt noch nicht am FUCHS|RICHTER Performance-Projekt teil.

TRUSTED WEALTH MANAGER

Uns liegen keine Informationen zu Verfahren oder Rechtsstreitigkeiten mit Private Banking Kunden vor. Allerdings gibt die Bank auch keine Selbstauskunft und sie füllt nicht unseren Transparenzfragebogen aus. Daher schalten wir unsere Vertrauensampel nicht auf Grün.  


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Fazit

Schade, schade, schade. Bei der Beratung und beim Anlagevorschlag wäre nach unserer Auffassung deutlich mehr drin gewesen. Das Potenzial ist da, die Umsetzung ist – wie soll man sagen? – langweilig. So reicht es nur zum Durchschnitt und damit nicht für die Endrunde.


HINWEIS: Die erreichte Gesamtpunktezahl sowie den Vergleich mit rund 100 weiteren Anbietern lesen Sie im November in „TOPs 2019".

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