Anlagevorschlag mit Erläuterungsbedarf
Die HONORIS Treuhand GmbH geht ohne Umschweife auf die Bitte der Stiftung nach einem schriftlichen Angebot ein: Gern werde man Ideen und Vorschläge unterbreiten und die ausgearbeiteten Unterlagen in der 43. Kalenderwoche per E-Mail zusenden. Die Bank hält Wort, alles geht pünktlich bei der Stiftung ein.
In einem ausführlichen E-Mail-Begleitschreiben stellt sie das Haus und seine Stiftungsexpertise kurz vor und liefert einige Erläuterungen mit. Daraus geht unter anderem hervor, dass die von gewünschte Unterstützung bei der Erstellung der Anlagerichtlinien möglich ist und, sofern sich “der Aufwand im üblichen Rahmen hält” auch als “unentgeltliche Vorleistung einer Zusammenarbeit” gewährt wird.
Kostentransparenz von Anfang an
Wichtiges zur Struktur der Vermögensverwaltung fasst HONORIS ebenfalls bereits im Begleitschreiben zusammen: Die Wertpapierauswahl im beigefügten Musterdepot sei unter Berücksichtigung ethischer, ökologischer und sozialer Kriterien erfolgt, grundsätzlich bevorzuge man ETF (im Anleihebereich auch Einzelinvestments und aktiv gemanagte Fonds), im Aktienbereich würden je Anlageregion (Europa, USA, Emerging Markets) ein bis zwei Fonds ausgewählt, und angesichts der Anlagesumme – hier mit 370.000 statt 350.000 Euro beziffert – strebe man eine Verteilung auf ca. 20 verschiedene Wertpapierpositionen an.
Sehr transparent gibt sich das Haus in Sachen Kosten, denn auch die sind schon im Begleitschreiben vermerkt. Das laufende Depotentgelt beträgt danach ab einem Depotvolumen von 250.000 Euro 120 Euro, die Kauf- und Verkaufskosten der Depotbank belaufen sich je Position auf 35 Euro zzgl. Fremdkosten. Ausgabeaufschläge werden nicht belastet, Bestandsvergütungen an den Kunden durchgereicht. Das eigene Honorar bemisst sich nach dem Betreuungsaufwand und wird mit dem Kunden vereinbart. Es richtet sich unter anderem nach der Anzahl der jährlichen Treffen und den Kundenvorgaben zur Vermögensverwaltung. Es gibt jedoch eine Obergrenze, die die Bank für das Anlagevolumen der Stiftung mit 1,00% p.a. zzgl. MwSt veranschlagt. Alternativ bietet sie auch eine Variante mit 0,8% p.a. zzgl. MwSt. plus eine Gewinnbeteiligung von 10% zzgl. MwSt. (auf den Gewinn nach Kosten) an. Die Stiftung erfährt in einem sehr frühen Stadium en detail, was an Kosten auf sie zukommt.
Viele Zusatzdokumente, aber wenig Substanzielles
Das Hauptdokument bezeichnet HONORIS ausdrücklich noch nicht als Anlagevorschlag, sondern als “Unternehmensvorstellung und Darstellung der Vorgehensweise bei der Vermögensverwaltung”. Mit 23 Seiten ist es im Marktvergleich relativ schlank, dafür gibt es noch ein ergänzendes Dokument zu Erträgen (das sich bei näherer Betrachtung als das Beispielportfolio erweist, das wir auch in der Hauptpräsentation finden), ein Interview mit Geschäftsführer Jens Ammon zum Thema Geldanlage für Stiftungen, einen ebenfalls von ihm verfassten Gastbeitrag zur Umsetzung des ESG-Ansatzes in der Stiftungsanlage und die Auszeichnung Top-Vermögensverwalter des Capital-Magazins.
Eine kurze Unternehmenspräsentation ist der Ausarbeitung vorangestellt. Daraus erfährt der Leser, dass HONORIS seit 2005 am Markt ist, als bei der BaFin registrierter Honorar-Anlageberater strenge Regularien einhält, über Stiftungserfahrung verfügt und Nachhaltigkeitskriterien individuell in Kunden-Anlagestrategien einbindet. Auch die wichtigsten Ansprechpartner werden hier kurz vorgestellt.
Eigenes Unterscheidungsmodell: Risiko vs. risikoarme Portfolioteile
Die Ausgangsbedingungen der Stiftung sind kurz zusammengefasst. Hier ist von einem Anlagevolumen von 370.000 Euro die Rede. Die Bank hat korrekt erfasst, dass der Vermögensstock erhalten bleiben soll, ordentliche Erträge erzielt und ausgeschüttet werden sollen und eine Aktualisierung der Satzung angestrebt wird, wobei “auch die Anforderungen an die Nachhaltigkeit und Ethik der auszuwählenden Finanzinstrumente” neu zu definieren sind.
In einer Liste skizziert die Bank ihre Vorgehensweise: Sie möchte anhand der Erwartungen, Wünsche und Risikoneigungen des Kunden eine Standort- und Zielbestimmung für die Kapitalanlage vornehmen, eine benötigte Liquiditätsreserve festlegen und die Nachhaltigkeitsanforderungen bestimmen. Zudem weist sie darauf hin, dass sie die sonst häufig genutzte Unterscheidung zwischen Aktien- und Rentenquote durch die Unterscheidung zwischen Risikoanlagen und risikoarmen Anlagen ersetzt. Was sie damit meint, erklärt sie auf den kommenden Seiten.
Überwiegend Fondslösungen
Eine zweiseitige Tabelle zeigt eine “beispielhafte Aufteilung der Wertpapieranlagen” (konservativ). Die erste Tabellenseite stellt eine Übersicht der “risikoarmen Anlagen” dar, die 62,5% des Gesamtportfolios ausmachen. Darin sind neben verschiedenen Anleihetypen auch Wandelanleihefonds, defensive Mischfonds, offene Immobilienfonds und alternative Investments enthalten.
Das zweite Tabellenblatt ist den “Risikoanlagen” gewidmet und enthält neben Aktienfonds für die Regionen Europa, USA und Emerging Markets auch Hochzinsanleihen und CAT-Bonds. Die “Risikoseite” macht 37,5% des Portfolios aus, eine Liquiditätsreserve ist also in diesem Beispiel nicht vorgesehen. Die Unterscheidung Risiko/risikoarm ist ungewöhnlich, aber gerade für unerfahrene Anleger durchaus hilfreich. Natürlich sind trotzdem auch die konventionellen Aktien- und Anleihequoten von Interesse. Die findet der Kunde auf der übernächsten Seite. Ob sie sich dabei aber um dasselbe Portfolio handelt ist nicht ganz klar, denn hier sind auch 1,9% Liquidität vermerkt.
Relativ hohe Renditeerwartung
Der “möglichen Rendite eines beispielhaften konservativen Depots” für den Anlagebetrag von 370.000 Euro liegt ebenfalls eine Tabelle zugrunde, die aber nun die konkreten Wertpapiere enthält. Wie angekündigt sind das überwiegend Fondslösungen, lediglich bei den Anleihen gibt es zwei Versicherungsbonds. Allerdings sind Aktien, Immobilien und alternative Anlagen in diesem Beispiel mit 55% gewichtet, 45% sind Renten – ob das wirklich noch die Kriterien eines “konservativen” Depots erfüllt? mag sich der Anleger hier fragen. Die Renditeprognose des Gesamtportfolios liegt bei 4,23%.
Als nächstes folgen die schon erwähnten Assetklassen-Quoten (als Kreisdiagramm) sowie Performance-Zahlen. Das Portfolio hat die gewählte Benchmark (80% Deutsche Staatsanleihen / 20 % Europäische Aktien) in einem Fünfjahreszeitraum deutlich geschlagen, und der Rentenanteil beträgt 40,4%, während Aktien und Sonstige 57,7% stellen. Die verbleibenden 1,9% sind die erwähnte Liquidität. Dazu gibt es verschiedene Diagramme zur Performanceentwicklung.
Nachhaltigkeit nur am Rande erwähnt
Die Präsentation enthält die bekannten ESG-Kriterien sowie den Hinweis, dass es (noch) keine gesetzlich verankerte Definition des Begriffs gebe, so dass man sich an allgemeinen Gütesiegeln und Ratings wie Morningstar Sustainability Rating und UBS ETF MSCI World Soc. Resp. orientiere. Genauer wird HONORIS an dieser Stelle nicht, sondern springt direkt zum Agenda-Punkt “Nächste Schritte”. Dem Thema Nachhaltigkeit ist unter den Unterlagen sonst nur noch der von Jens Ammon verfasste Gastbeitrag für “Renditewerk” gewidmet, in dem er erläutert, wie das Haus die ESG-Kriterien versteht und in der Stiftungsbetreuung umsetzt. Dabei handelt es sich um einen Text, der nur mit viel gutem Willen als Transparenzbeispiel für Nachhaltigkeit durchgehen kann – immerhin stellen Gastbeiträge immer auch Eigen-PR dar.
Die verbleibenden Seiten wiederholen Informationen, die aus dem Anschreiben bekannt sind. Die Bank reist kurz ihren Investmentprozess an und stellt ihren internen Anlageausschuss vor, erläutert noch einmal das schon bekannte Kostenmodell, stellt die Depotbank V-Bank AG vor und gibt Hinweise zu Transaktionen, Rechtlichem sowie Ansprechpartnern.
Die Honoris Treuhand GmbH bietet bei der Stiftungserrichtung Hilfe ...
... während des Anerkennungsverfahrens bei Behörden
... bei der Auswahl des Stiftungszweckes
... bei der Konzeption einer Stiftungslösung
... bei der Ausarbeitung einer Stiftungssatzung
Bei der Stiftungsbetreuung bieten sie ...
... Unterstützung bei der Koordinierung von Bankverbindungen
... Strategiegespräche
Stiftungsgremien
Arbeiten Sie auf Wunsch in Stiftungsgremien mit? – Ja
Unterstützen Sie auf Wunsch die Geschäftsführung der Stiftung? – Ja
Im Rahmen des Stiftungsmanagements erörtern wir mit unseren Mandanten auch die Möglichkeiten der Errichtung von Stiftungen zu Lebzeiten und auf den Todesfall. Hier arbeiten wir mit Experten des Stiftungsrechts zusammen. Als Mitglied des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen beraten wir Stiftungen und unterstützen das Stiftungsmanagement speziell in Fragen der Liquiditätsplanung und -steuerung, der Kapitalanlage, der Vermögensverwaltung und dem Management von Immobilieninvestments. Darüber hinaus unterstützen wir Stiftungen auch bei der Auswahl des für sie geeigneten Vermögensverwalters („Beauty-Contest"). Über eigene, speziell auf die Bedürfnisse der jeweiligen Stiftung zugeschnittene Vermögensverwaltungskonzepte auf Basis der erarbeiteten Liquiditätsplanung bieten wir erhebliche Vorteile. Hierfür beschäftigen wir uns auch intensiv mit der Portfoliokonstruktion für Stiftungen. Die Elementarziele sind dabei immer, das Vermögen zu erhalten und ausreichende Erträge für den Stiftungszweck und die bestehenden Verpflichtungen zu erwirtschaften.
Seit wann verfügt ihr Haus über Stiftungskompetenz?: 2009
Durch Beratung und Betreuung von Mandanten, welche Stiftungen gründen wollten bzw. bereits gegründet haben, wurde dieses Themenfeld sukzessive durch uns begleitet und aufgebaut. Zusätzlich wurde von Thomas Abel über die Deutsche Stiftungsakademie eine Qualifikation zum Stiftungsberater absolviert.
Durch kontinuierlichen Besuch von Fortbildungsveranstaltungen wird das Wissen aufrecht erhalten und intern kommuniziert. Dieses wird auch durch die Aufrechterhaltung der Zertifizierung als CFP/CFEP/CEP fortlaufend dokumentiert.
Über welche Nachhaltigkeitsexpertise im Bereich der Kapitalanlage verfügen Sie?
Gerade für unsere Stiftungen berücksichtigen wir ESG/SDG/Impact-Gesichtspunkte in der Kapitalanlage und dies bereits seit dem Jahr 2009.
Mit welchen externen Instituten arbeiten Sie im Bereich Nachhaltigkeitsanlagen fest und regelmäßig zusammen?
Diverse Kapitalverwaltungsgesellschaften, z.B. Amundi, Nordea, BKC, etc.
Mit welchen Kooperationspartnern im Bereich Stiftungsberatung (Steuern, Recht, ect.) arbeiten Sie regelmäßig zusammen?
Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sowie Rechtsanwälte und Notare aus unserem Netzwerk in Berlin
Mit welchen Stiftungsaufsichtsbehörden hatten Sie bereits zu tun und kennen deren ggf. spezifische Anforderungen?
Bundesjustizministerium, Bundeswirtschaftsministerium, Berliner Stiftungsaufsicht
Adresse
HONORIS Treuhand GmbH
Ebereschenallee 7
14050 Berlin-Westend
Deutschland
Website: https://www.honoris-gmbh.de/
Ansprechpartner zum Thema Stiftungen
Sven Scherner
Telefon: +49 30 / 83 21 85 74 5
Mailadresse: sven.scherner(at)honoris-gmbh.de
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Licht und Schatten: Die Bank nennt früh die Kosten, während man diese Information anderswo mit der Lupe suchen muss. Die Aufteilung Risiko vs. risikoarm ist originell und für Laien hilfreich, denn oft werden pauschal Aktien mit Risiko und Anleihen mit Risikofreiheit gleichgesetzt. Die verschiedenen Darstellungen “beispielhafter” Portfolios scheinen einander aber nicht immer zu entsprechen und sorgen für Verwirrung, Ausschüttungsdaten, Risikokennzahlen oder richtige Stresstests fehlen.
Empfehlung: Die HONORIS reicht eine Art Konzept ein und qualifiziert sich damit im Wettbewerbsvergleich damit für die Endauswahl, den Beauty-Contest".