Bei ODDO BHF bleibt der Elefant im Raum
Man merkt den Sprechern – Niederlassungsleiter Berlin, Stiftungsexpertin und Portfoliomanager – die Aufregung an – was nicht stört, denn es ist nur allzu menschlich. Doch um gleich zum Punkt zu kommen: Der Elefant steht von Beginn an im Raum und wird nicht weggeführt, sondern nimmt den Sprechern wie Zuhörern Luft zum Atmen und die unbefangene Möglichkeit, sich auf das Neue einzulassen. Eine proaktive Herangehensweise hätte hier Wunder wirken können. Doch keine Silbe zur Vergangenheit, so als könnte sie im Nirwana vergehen. Auch keine Frage im Vorfeld, warum die Stiftung überhaupt erwägt, sich von ODDO zu verabschieden. Das alles muss somit zum Schluss, in der Fragerunde, auf den Tisch …
Strukturiert und eingeübt vorgetragen
Der Vortrag ist augenscheinlich eingeübt und strukturiert, die Rollen klar verteilt, die Redeanteile nicht ganz, der Portfoliomanager hat ein deutliches Übergewicht. Am Anfang steht ein „Vorwort“, eine etwas zu lang geratene Vorstellung des eigenen Hauses, mit dem die Stiftung längst zusammenarbeitet. Muss das sein? Hat man das nicht beachtet, nicht bedacht? Jedenfalls ist schon ein Fünftel der Redezeit vorüber. Und die Stiftungsvertreter warten ein wenig ungeduldig darauf, dass auch sie langsam ins Spiel gebracht werden.
Um keinen falschen Eindruck zu erwecken. Die Bank, bzw. das „neue“ Team hinterlässt keinen schlechten Eindruck mit der Präsentation ihres Konzepts. Die Zielrendite von brutto 4,6% wird gleich am Anfang sauber abgeleitet präsentiert und ist somit der Dreh- und Angelpunkt des Vortrags. Der Investmentprozess ist ausgesprochen durchdacht und wird auch so „rübergebracht“.
Übergewicht Europa im Portfolio
Nur das stark europalastige Portfolio wirft Fragen auf, die nur bedingt zufriedenstellend beantwortet werden. Die Hintergründe für die flache Zinsstruktur werden eingängig erläutert, beim Publikum bleiben keine Fragen zurück. Die vielen Finanzwerte im Portfolio benötige man, um das Ertragsziel der Stiftung zu erreichen. Die erwarteten Erträge nach Kosten sind sauber und transparent hergleitet, prima. Auch die Qualitätsselektion im Investmentprozess leuchtet sofort ein. Die Renditezahlen von Vergleichsportfolien, auch aus Vorjahren, hat der Portfoliomanager parat und kann sie erläutern – sehr gut. Dass das Investmentteam die ausreichende Stärke hat, um eigene Analysen durchzuführen, bleibt ohne Zweifel.
Die niedrige Inflationsannahme von 2% wirkt sehr optimistisch. „Wir nehmen die 2%, weil wir keine Prognose anstellen können über die nächsten 10 bis 15 Jahre und beziehen uns auf die Erwartungen der Notenbank“, ist kein überzeugendes Argument, zumal der Chief-Investment-Officer des Hauses eine durchaus dezidierte und – zumindest für die nächste Zeit – davon abweichende Meinung zum Thema vertritt. Sollte die Annahme nicht eintreten, wäre jedenfalls auch der Werterhalt mit dem vorgestellten Portfolio gefährdet. Dann würde man den Renten Anteil verringern und den Aktienanteil erhöhen, heißt es. Außerdem werde man dann „einen anderen Zinsmarkt sehen und die mittlere Duration verändern.“
Nachhaltigkeitsansatz sehr bankbezogen
Der integrierte Nachhaltigkeitsansatz wird nachvollziehbar erklärt. Vor allem gefällt die transparente Klarstellung, wo die Bank nicht mit den Empfehlungen der EKD übereinstimmt, nämlich bei 5% Kohleverstromung; bei BHF komme man erst bei 25% zum Ausschluss eines Unternehmens. Auch Tierversuche innerhalb eines Unternehmens „können wir nicht sehen“. Man stütze sich auf die Expertise des US-Anbieters MSCI, fraglos ein renommiertes Unternehmen auf dem Gebiet. Hier wird offen und „proaktiv“ kommuniziert, fein.
Doch so ganz will das Nachhaltigkeitskonzept der BHF die Stiftung nicht zufrieden stellen. Denn die Betonung liegt auf dem eigenen Nachhaltigkeitsverständnis der Bank, aber nicht dem der Stiftung. Vom hauseigenen Ansatz könne und wolle man nicht abweichen, heißt es. Das ist unbefriedigend …
Zum Schluss noch ein Stolperer
Ins Stolpern geraten die Vortragenden noch einmal, als sie von einem Stiftungsvorstand darauf angesprochen werden, wie lange denn der Nachhaltigkeitsansatz bereits implementiert sei und warum der Ex-Berater gesagt habe: „Rendite geht bei uns über alles“. Das sei jedenfalls heute nicht mehr so, lautet die ein lahme Erwiderung.
Den Elefanten glaubte man allein mit dem „Blick nach vorn“ beiseite geräumt zu haben und mit dem neuen Honorarmodell, das ohne Performance-Fee auskommt, sowie mit Kosten von 0,83% inkl. USt. Das ist günstig im Marktvergleich. Hier hätte die Bank jedoch direkter den Punkt ansprechen müssen und ein „Highlight“ platzieren.
Fazit: Ganz gut, aber gut genug? Die Stiftungsverantwortlichen haben nach dem Vortrag einiges zu diskutieren. Es gibt Licht, aber auch manchen Schatten und einen Elefanten, der ihn viel zu lange wirft.
Lesen Sie weitere Berichte in den Rating-News der FUCHS|RICHTER Prüfinstanz zum Stiftungsmanagement