Bitte registrieren Sie sich neu, um alle nicht kostenpflichtigen Inhalte auf fuchsrichter.de einsehen zu können.
0,00 €
2471
ODDO BHF im Beauty Contest der Wilhelm Weidemann Jugendstiftung

Bei ODDO BHF bleibt der Elefant im Raum

Zweiter Versuch, zweites Glück. ODDO BHF war bislang der Vermögensverwalter der Wilhelm Weidemann Jugendstiftung und tritt an, das Mandat zu verteidigen. Der bisherige Berater ist nicht mehr im Team, er hatte die Stiftung nicht wirklich glücklich gemacht. Sie hätte sich über ein neues Angebot gefreut, doch bislang kam da nichts … Dies ist der Elefant im Raum. Nun hat ein anderes, frisches Team die Möglichkeit, verloren gegangenes Terrain zurückzuerobern. Ob das gelingt?

Man merkt den Sprechern – Niederlassungsleiter Berlin, Stiftungsexpertin und Portfoliomanager – die Aufregung an – was nicht stört, denn es ist nur allzu menschlich. Doch um gleich zum Punkt zu kommen: Der Elefant steht von Beginn an im Raum und wird nicht weggeführt, sondern nimmt den Sprechern wie Zuhörern Luft zum Atmen und die unbefangene Möglichkeit, sich auf das Neue einzulassen. Eine proaktive Herangehensweise hätte hier Wunder wirken können. Doch keine Silbe zur Vergangenheit, so als könnte sie im Nirwana vergehen. Auch keine Frage im Vorfeld, warum die Stiftung überhaupt erwägt, sich von ODDO zu verabschieden. Das alles muss somit zum Schluss, in der Fragerunde, auf den Tisch …

Strukturiert und eingeübt vorgetragen

Der Vortrag ist augenscheinlich eingeübt und strukturiert, die Rollen klar verteilt, die Redeanteile nicht ganz, der Portfoliomanager hat ein deutliches Übergewicht. Am Anfang steht ein „Vorwort“, eine etwas zu lang geratene Vorstellung des eigenen Hauses, mit dem die Stiftung längst zusammenarbeitet. Muss das sein? Hat man das nicht beachtet, nicht bedacht? Jedenfalls ist schon ein Fünftel der Redezeit vorüber. Und die Stiftungsvertreter warten ein wenig ungeduldig darauf, dass auch sie langsam ins Spiel gebracht werden.

Um keinen falschen Eindruck zu erwecken. Die Bank, bzw. das „neue“ Team hinterlässt keinen schlechten Eindruck mit der Präsentation ihres Konzepts. Die Zielrendite von brutto 4,6% wird gleich am Anfang sauber abgeleitet präsentiert und ist somit der Dreh- und Angelpunkt des Vortrags. Der Investmentprozess ist ausgesprochen durchdacht und wird auch so „rübergebracht“.

Übergewicht Europa im Portfolio

Nur das stark europalastige Portfolio wirft Fragen auf, die nur bedingt zufriedenstellend beantwortet werden. Die Hintergründe für die flache Zinsstruktur werden eingängig erläutert, beim Publikum bleiben keine Fragen zurück. Die vielen Finanzwerte im Portfolio benötige man, um das Ertragsziel der Stiftung zu erreichen. Die erwarteten Erträge nach Kosten sind sauber und transparent hergleitet, prima. Auch die Qualitätsselektion im Investmentprozess leuchtet sofort ein. Die Renditezahlen von Vergleichsportfolien, auch aus Vorjahren, hat der Portfoliomanager parat und kann sie erläutern – sehr gut. Dass das Investmentteam die ausreichende Stärke hat, um eigene Analysen durchzuführen, bleibt ohne Zweifel.

Die niedrige Inflationsannahme von 2% wirkt sehr optimistisch. „Wir nehmen die 2%, weil wir keine Prognose anstellen können über die nächsten 10 bis 15 Jahre und beziehen uns auf die Erwartungen der Notenbank“, ist kein überzeugendes Argument, zumal der Chief-Investment-Officer des Hauses eine durchaus dezidierte und – zumindest für die nächste Zeit – davon abweichende Meinung zum Thema vertritt. Sollte die Annahme nicht eintreten, wäre jedenfalls auch der Werterhalt mit dem vorgestellten Portfolio gefährdet. Dann würde man den Renten Anteil verringern und den Aktienanteil erhöhen, heißt es. Außerdem werde man dann „einen anderen Zinsmarkt sehen und die mittlere Duration verändern.“

Nachhaltigkeitsansatz sehr bankbezogen

Der integrierte Nachhaltigkeitsansatz wird nachvollziehbar erklärt. Vor allem gefällt die transparente Klarstellung, wo die Bank nicht mit den Empfehlungen der EKD übereinstimmt, nämlich bei 5% Kohleverstromung; bei BHF komme man erst bei 25% zum Ausschluss eines Unternehmens. Auch Tierversuche innerhalb eines Unternehmens „können wir nicht sehen“. Man stütze sich auf die Expertise des US-Anbieters MSCI, fraglos ein renommiertes Unternehmen auf dem Gebiet. Hier wird offen und „proaktiv“ kommuniziert, fein.

Doch so ganz will das Nachhaltigkeitskonzept der BHF die Stiftung nicht zufrieden stellen. Denn die Betonung liegt auf dem eigenen Nachhaltigkeitsverständnis der Bank, aber nicht dem der Stiftung. Vom hauseigenen Ansatz könne und wolle man nicht abweichen, heißt es. Das ist unbefriedigend …

Zum Schluss noch ein Stolperer

Ins Stolpern geraten die Vortragenden noch einmal, als sie von einem Stiftungsvorstand darauf angesprochen werden, wie lange denn der Nachhaltigkeitsansatz bereits implementiert sei und warum der Ex-Berater gesagt habe: „Rendite geht bei uns über alles“. Das sei jedenfalls heute nicht mehr so, lautet die ein lahme Erwiderung.

Den Elefanten glaubte man allein mit dem „Blick nach vorn“ beiseite geräumt zu haben und mit dem neuen Honorarmodell, das ohne Performance-Fee auskommt, sowie mit Kosten von 0,83% inkl. USt. Das ist günstig im Marktvergleich. Hier hätte die Bank jedoch direkter den Punkt ansprechen müssen und ein „Highlight“ platzieren.

Fazit: Ganz gut, aber gut genug? Die Stiftungsverantwortlichen haben nach dem Vortrag einiges zu diskutieren. Es gibt Licht, aber auch manchen Schatten und einen Elefanten, der ihn viel zu lange wirft.

Lesen Sie weitere Berichte in den Rating-News der FUCHS|RICHTER Prüfinstanz zum Stiftungsmanagement

Meist gelesene Artikel
  • Deutschland debattiert über Faulheit

Weniger arbeiten, trotzdem kassieren?

FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber
Kanzler Friedrich Merz (CDU) hat zusammen mit dem arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft (IW) eine Arbeitszeitdebatte angestoßen, die Wellen schlägt. "Ich arbeite um zu leben, nicht umgekehrt", haben viele Menschen in Deutschland als Lebenseinstellung gewählt. Das ist völlig in Ordnung. Aber nicht auf Kosten des Sozialstaats. Und genau da liegt das eigentliche Problem, meint FUCHSBRIEFE-Herausgeber Ralf Vielhaber
  • Fuchs plus
  • Ranking Stiftungsvermögen 2025

Zwei Banken an der Spitze – starke Konkurrenz folgt

Thumb. Erstellt von Redaktion Fuchsbriefe, Bildquelle: Dall*e
Zehn Banken haben sich im Wettbewerb um das beste Stiftungsangebot 2025 der Endauswahl gestellt. Bewertet wurden unter anderem Anlagevorschläge, Transparenz, Service und Investmentkompetenz. Zwei Institute stechen besonders hervor, doch auch die Verfolger zeigen solide Leistungen. Eine differenzierte Analyse zeigt, worauf Anleger achten sollten.
  • Fuchs plus
  • Stiftungsvermögen 2025 - Wie wir werten

Stiftung Denkmalpflege Hamburg sucht Partner für 12 Millionen Euro: So läuft das Auswahlverfahren

Thumb. Erstellt von Redaktion Fuchsbriefe, Bildquelle: Dall*e
Unser Bewertungssystem besteht aus fünf Kategorien. 1. Im Zentrum steht der eigentliche Anlagevorschlag als Kern des Angebots. Er gibt den Ausschlag, ob sich ein Kandidat für die Endauswahl qualifiziert. 2. Die Investmentkompetenz eines Anbieters. 3. Die Transparenz, gemessen an der Beantwortung eines redaktionellen Fragebogens. 4. Das Angebot an Stiftungsservices und 5. Der Beauty Contest, die mündliche Prüfung zur Endauswahl durch die Fachjury und Vertreter der Stiftung.
Neueste Artikel
  • Fondsmanager und Private-Banking-Depots im Wochentest: Wer gewinnt, wer verliert?

Projekt 7 in KW 24 – ICFB siegt, FiNet verliert

Illustriert mit ChatGPT und CANVA
In der KW 24 zeigt sich das Private-Banking-Depot-Projekt der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz mit klaren Ausschlägen: Während die ICFB GmbH mit einem sauberen Wochengewinn überzeugt, verliert FiNet Asset Management deutlich. Beim Risiko glänzt das Bankhaus Carl Spängler mit einer spürbaren Verbesserung des Drawdowns.
  • Fondsmanager und Private-Banking-Depots im Wochentest: Wer gewinnt, wer verliert?

Projekt 8 in KW 24 – Triodos überzeugt, Commerzbank verliert

Illustriert mit ChatGPT und CANVA
Im Fondsprojekt der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz zeigen sich in Kalenderwoche 24 klare Bewegungen: Die Triodos Bank setzt sich mit dem höchsten Wochenzuwachs an die Spitze, während die Commerzbank deutliche Verluste hinnehmen muss. Auch beim Risiko gab es Bewegung – mit der BW-Bank als positivem Ausreißer.
  • Fondsmanager und Private-Banking-Depots im Wochentest: Wer gewinnt, wer verliert?

Wochenbericht für Kalenderwoche 24: Projekt 5 – Hypo Vorarlberg glänzt, Plutos strauchelt

Illustriert mit ChatGPT und CANVA
Während die Hypo Vorarlberg Bank AG in Kalenderwoche 24 einen deutlichen Vermögenszuwachs erzielt, muss die Volksbank Vorarlberg Federn lassen. Auch beim Risiko zeigt sich Bewegung: Dr. Kohlhase reduziert den Drawdown merklich, Plutos verzeichnet dagegen ein kräftiges Plus beim Risiko. Ein Blick auf die Entwicklung im Projekt 5 der FUCHS | RICHTER Prüfinstanz.
Zum Seitenanfang