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Glogger & Partner Vermögensverwaltung, Stiftungsmanagement 2021, Qualifikationsrunde

Besuch in Krumbach

Wie schlägt sich die Glogger & Partner Vermögensverwaltung im Markttest Stiftung 2021? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Bodenständig-schwäbisch empfängt die Unternehmerfamilie Glogger die Deutsche Kinderhospizstiftung auf ihrer Website. Engagiert und empathisch wirbt man auch im Anlagevorschlag um den neuen Kunden. Doch steckt hinter der schönen Aufmachung auch Substanz oder wird es ein Besuch bei der „schrecklich netten Familie“?

Auf der Suche nach einem neuen Vermögensverwalter für 2 Mio. EUR Stiftungsvermögen stößt die Deutsche Kinderhospizstiftung auf die Glogger & Partner Vermögensverwaltung im schwäbischen Krumbach. Der potenzielle Neukunde wird auf der Website gleich von der Unternehmerfamilie begrüßt. Denn mittlerweile arbeitet nicht nur Gründungsvater Andreas Glogger im Unternehmen, sondern auch seine Kinder Claudia und Armin Glogger. Bei der sympathischen Vorstellung mit schwäbischem Understatement ist man schon beinahe überrascht von der Info, dass es die Gloggers mittlerweile an vier Standpunkten in Süddeutschland gibt. 520 Mio. Euro verwalten die Schwaben. Das kann nicht von ungefähr kommen, wir sind also gespannt!

Eine Aufmachung mit Luft nach oben

Der Anlagevorschlag wird der Stiftung vom Patriarchen Andreas Glogger auf dem digitalen Postweg überreicht. Acht verschiedene Dokumente sind der Email beigefügt – zur besseren Übersichtlichkeit hätte man hier vielleicht noch besser strukturieren und zusammenführen können. Neben dem Anlagevorschlag erreichen die Stiftung noch eine Kurzvorstellung des Hauses, ein Qualitäts-Zertifikat, ein Organigramm, eine Unternehmensbroschüre … das nächste Mal bitte gebündelt!

Einen formalen Stutzer gibt es zudem auch beim Anlagevorschlag. Während alle anderen Dokumente standardmäßig als PDF eingereicht wurden, besteht der Anlagevorschlag aus 18 eingescannten Seiten und zwei Excel-Dateien. Das sagt zwar noch nichts über den Inhalt aus, wirkt aber schon mal unprofessionell. Zumal die Qualität des Scans auch nicht an allen Stellen eine gute Lesbarkeit gewährleisten kann. Aber gut, was steht denn nun drin?

Sympathisch und bodenständig

Die Stiftung erfährt viel über die „Philosophie“ des Vermögensverwalters, sprich Investment- und Vertrauensgrundsätze, Motivation und Ziele. Anders als bei anderen Vorschlägen muss der potenzielle Neukunde hier etwas Leselust mitbringen, denn während andere Institute oft nur Stichpunkte verwenden, lassen die Gloggers ihre Inhalte in vollständige Texte fließen. Das spricht für viel liebenswerte Arbeit und Engagement, allerdings entstehen so auch Redundanzen an der ein oder anderen Stelle.

Gut ist, dass die Schwaben engagiert und glaubhaft für das Vertrauen der neuen Kunden werben. Nach der Lektüre der ersten Seiten weiß die Stiftung, dass die Krumbacher noch nie in ein Gerichtsverfahren verwickelt waren und nur Investmentprodukte vorschlagen in die sie auch selbst investiert sind. Für weitere Infos verweisen sie auf die beigelegte Unternehmensbroschüre und auf die Website inklusive Imagefilm. Alles in allem ein sympathisch-bodenständiges Entrée, das Nähe und Vertrauen schafft.

Spurensuche in den Unterlagen

Das oberste Investmentziel der Gloggers ist laut Angebotsmappe der Kapitalerhalt. Bei der Titelauswahl setzt man auf einen Methodenmix. „Value, Buffet, Graham, Growth, Fundamental, Technisch, Trends, etc.“ werden aufgeführt. Der Laie kann mitnichten mit allen Begriffen etwa anfangen, sie werden auch nicht weiter erklärt. Und das bunte Potpourri wirkt auf uns gelinde gesagt nicht gerade seriös – „ich mache alles“ ist selten ein guter Ratgeber.

Nähere Auskunft über den Investmentprozess erhält die Stiftung in einer beigefügten Beilage. Aus dieser geht hervor, dass sämtliche Investmentvorschläge von einem „Investment-Rat“ überprüft werden, der dann seine Entscheidung an das Mandatsmanagement weitergibt. Ein zweigliedriger Prüfprozess also. Außerdem geht aus der Broschüre hervor, dass man vor allem auf der Suche nach unterbewerteten Investments ist und dabei einen strukturierten Prozess verfolgt – also ein solides fundamentales Value-Investing. Die verwirrende Methodenauflistung im Anlagevorschlag hätte man sich dadurch gern sparen können.

Diversifikation und beiläufige Nachhaltigkeit

Ferner erfährt man in der Beilage, dass die Gloggers im Vermögensmanagement auf eine Vielzahl von Assetklassen setzen, als da wären: Aktien, Anleihen, alternative Investments, Rohstoffe und Währungen. Auch ETFs und aktive Fonds kommen zum Einsatz. Diversifikation wird erreicht durch eine Streuung in Branchen, Regionen und Anlageprodukten. Kein Einzeltitel darf größer sein als 10% im Portfolio – bei Aktien befindet man sich i.d.R. bei einer Gewichtung von 1% – 5%

Auch eine Übersichtsseite über die Integration von ESG-Faktoren findet sich an der Beilage angefügt. Gut, denn die Stiftung legt auch darauf großen Wert. Wie diese Nachhaltigkeits-Aspekte konkret ein- und umgesetzt werden, verrät die Broschüre allerdings nicht. Auch ein Transparenzbeispiel findet sich nirgends. Alles in allem bleibt beim Kunden nur ein „Ja, das machen wir auch noch …“- Eindruck bestehen. Zu guter Letzt verrät die Broschüre noch, dass das Glogger-Depot in der historischen Rückschau in den meisten Jahren besser performte als die Benchmark. Was das für eine Benchmark genau ist, darüber schweigt sich der Vorschlag aus.

Abweichung von der Anlagerichtlinie

Aber was empfehlen die Krumbacher der Deutschen Kinderhospizstiftung nun konkret? Der Anlagevorschlag schlägt eine 50/50-Aufteilung in Aktien und Anleihen vor. Die anvisierte Rendite liegt bei 3-4% p.a., die Ausschüttungsquote soll bei 1,75% liegen. Die Gloggers weisen darauf hin, dass die vorgeschlagene Aktienquote oberhalb der jetzigen Anlagerichtlinie liegt. Wolle man an dieser festhalten, würde man einige Werte im Aktienbereich reduzieren und zwei weitere Anleihen hinzufügen. Welche das sind und wie sich das auf die Rendite auswirkt, erfährt die Stiftung nicht. Schade, hier hätten die Schwaben viel von ihrer Investmentkompetenz zeigen können. Die Kosten liegen bei schlanken 0,57% p.a.

Im Sicherheitsbereich schlagen die Gloggers zehn Einzel-Anleihen vor – jeweils gewichtet mit 100.000 EUR. Alle Anleihen sind Unternehmensanleihen, darunter z.B. Daimler, Vonovia und auch Kraft Heinz Foods. Solide Titel – bei Freunden nachhaltiger Geldanlage hört man allerdings bereits das Murren in der Ferne. Auch handelt es sich bei den Titeln um fünf deutsche, vier US-amerikanische und ein israelisches Unternehmen. Regionale Diversifikation geht anders. Sektoral sind sie breit gestreut.

Die Herzen nachhaltiger Anleger schlagen nicht höher

Im chancenorientierten Aktien-Baustein befinden sich 25 Einzelaktien. In jeden Titel soll laut Vorschlag zu gleichen Teilen mit 40.000 EUR investiert werden. Die einzelnen Unternehmen sind die „großen Fische“ ihrer Branchen, SmallCaps, oder Pennystocks gibt es keine. Mit einer Marktkapitalisierung von 2 Mrd. EUR ist Interroll die kleinste Aktie im Portfolio. Das ist solide, aber auch „langweilig“. Bei Titeln wie Danaher, Blackrock und Unilever hören wir allerdings erneut das Grollen nachhaltiger Kunden. Von den 25 Aktien kommen 13 aus den USA, sieben aus Deutschland und fünf weitere aus „Resteuropa“ – auch hier würde man sich eine größere Diversifikation wünschen.

Zu guter Letzt: was fehlt? Im Anlagevorschlag der Gloggers ist fast alles enthalten, was die Stiftung vom Anlagevorschlag fordert. Das Thema Nachhaltigkeit wurde allerdings nicht überzeugend gespielt, die Anlagerichtlinie wurde nur am Rande gestreift und Informationen über weiterführende Stiftungs-Services gibt es auch keine.

So sympathisch und bodenständig uns die Glogger & Partner Vermögensverwaltung auch erscheint, am Ende kann sie mit der Qualität und den Standards größerer Anbieter am Markt nicht mithalten. Für die Stiftung gibt es zahlreiche Mankos, die ein Vermögensverwaltungsmandat daher ausschließen.

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