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Bank für Kirche und Caritas | Beauty Contest - Stiftungsvermögen 2016

Die Bank mit dem eigenen Weltbild

Die Bank für Kirche und Caritas stellt das eigene, sehr pessimistische Weltbild im Beauty Contest in den Vordergrund. Das aber trägt sie überzeugend vor. Wer sich als Stiftung darauf einlässt, muss gute Nerven haben.

Bank für Kirche und Caritas
Kamp 17, D – 33098 Paderborn
www.bkc-paderborn.de

Im Vortrag der Bank für Kirche und Caritas steht das eigene Weltbild – das Bild, das man sich von den Märkten gemacht hat – im Vordergrund. Es zu erläutern, nimmt einigen Raum ein. Aber das zu Recht.
WERTUNGSÜBERSICHT
Anlage-vorschlagPortfolio-qualitätTranspa-
renz
Service-angebotBeauty ContestGesamt
36,06,312,54,316,577,9
max. 45 Punktemax. 15 Punktemax. 15 Punktemax. 5 Punktemax. 20 Punktevon 100 mögl. Punkten
Der Portfolioverantwortliche der Bank nimmt kein Blatt vor den Mund. Die Politik der Notenbanken nennt er „unverantwortlich“. Sie seien wie der maßlose Mephistopheles in Goethes Faust. „Diese Falschmünzerei endete in Hyperinflation und dem Zusammenbruch des Geldwesens.“ Das sind Aussagen, die sich nur Wenige in den Mund zu nehmen trauen, Bankvertreter allemal. Strukturell führe die enorme Geldschöpfung zu höherer Volatilität und einem geringeren Ertragsniveau. Die Erträge der jüngeren Vergangenheit „waren aus der Zukunft geborgt“. Man wolle daher „realistische Erwartungen platzieren“. Die sei „eine Frage der Glaubwürdigkeit“.

Geringe Renditeerwartungen

Die von der Bank veranschlagten Renditenziele seien schon das Maximum des Erzielbaren. Das „Opportunity Set“ des Jahres 2015 sieht für Aktien nur 1,2% erwartbare Rendite vor, für 2009 waren es 8,0%. Man müsse am Markt nach „Selbstverteidigungsinstrumenten“ suchen. Beliebt am Markt sei es allgemein, die Duration auszuweiten. Doch: „Wenn dann die Renditen um 1 % steigen, zerstört das die Gewinne von vier bis fünf Jahren.“ Länder wie Griechenland, Italien und Spanien hätten zwar die Ausfallgarantie der EZB. Doch genau das sei das Problem. Diese Länder seien im Prinzip überschuldet, nur sei das Verschuldungsproblem nicht adressiert. „Die werden auf Dauer Zins und Tilgung nicht begleichen können,“ zeigt man sich überzeugt pessimistisch. Ein anderes beliebtes Mittel, der augenblicklichen Situation minimaler Zinsen zu begegnen, sei es, die Ratingtreppe hinabzusteigen. Doch auch dafür sei es nicht die richtige Zeit. Das dabei eingegangene Risiko werde „nicht besonders gut bezahlt“. Und Subprime-Anlagen, CoCo-Bonds, illiquide Anlagen – „das alles machen wir nicht.“ „Aber höhere Aktienquoten sind ein Baustein, der uns weiterhilft.“ Leider sei auch das Aktienrisiko derzeit nicht besonders gut bewertet; in den USA allemal, in Europa sei es etwas besser. Daraus folgere man: „Auch in Aktien werden wir nicht mit Vollgas anlegen.“

Auf Emerging Markets gesetzt

Renditenbastionen seien die Emerging Markets und das primär im Bondsbereich. Dazu nutze man die Währungsseite und kaufe lokale Bonds, speziell Länder mit starken Fundamentaldaten und guter Governance. Sie hätten Aufwertungspotenzial zum Euro. Die Risikolandschaft zu D-Mark-Zeiten habe sich fundamental verändert. „Der Außenwert des Euros wird vorsätzlich beschädigt.“ Durchgesetzt habe sich im Euroraum eine „italienische Währungsmentalität“. Daher werde der Euroraum dauerhaft unter Abwertungsdruck stehen. Wirklich attraktiv ist in den Augen der BKC derzeit keine Anlageklasse – abgesehen von Gold, das aber nur zur Versicherung von Extremrisiken herangezogen werden sollte. Aktuell – Ende Januar 2016 – würde man Aktien untergewichten. Bei Renten sähe man kein taktisches Risiko und zunächst keinen Gegenwind auf der Zinsseite.

Auf Unternehmensgewinne geachtet

Dann folgt ein Blick aufs Portfolio. 10% würden in Fremdwährungen angelegt, 12,5% in Aktien. Der Fokus sei auf dividendenstarke Werte gerichtet. „Wir brauchen Unternehmen, die Dividenden aus Gewinn und Cashflow zahlen können; nicht wie die Telekom aus der Substanz.“ Weiterer wichtiger Baustein seien alternative Anlagen. Doch auch da gebe es nicht viele, die Alpha (Mehrrendite) ins Portfolio bringen könnten. Das Versprechen des Hauses lautet: „Wir kennen die Manager.“ Nicht immer geht es im Eifer des engagierten Vortrages ganz zuhörergerecht zu: etwa, wenn der Portfoliomanager vom „Korrelationsverhalten im Portfolio“ spricht. Die Portfoliorendite, die man derzeit anbieten könne, betrage 2,65% p.a. Man solle „entspannt an die Vermögensanlage rangehen“. Denn eine auf Ewig angelegte Stiftung könne höhere Drawdowns (zwischenzeitliche Buchverluste) vom Höchststand verkraften. Dies sei „ein Luxus, den man leben sollte“. Der ansonsten eher zurückhaltende Stiftungsexperte des Hauses ergänzt: „Die Stiftungsaufsichten wissen, wie die Kapitalmärkte aussehen.“ Deshalb sichere man nicht ab, denn das koste auf lange Sicht gesehen Rendite. Dies ist ein nachvollziehbarer, wenn auch nicht für jeden Stiftungsvorstand erträglicher und durchhaltbarer Anlageansatz.

60.000 Euro Ausschüttung angestrebt

Die Bank für Kirche und Caritas traut sich maximal 3,5% Ausschüttung zu, durch Fokussierung auf Werte mit hohen Dividenden. Das ergebe knapp 60.000 Euro nach Kosten – ohne die Erträge der Immobilie. Ein bis zwei persönliche Gespräche jährlich und quartalsweise Auswertungen zum Portfolio sieht die Bank vor. Als Gebühr schlägt die Bank eine „echte“ All-in-fee von 0,7% mit allen Kosten zzgl. MwSt. vor. Dazu liefert sie ein anschauliches Berechnungsbeispiel, was dies an absoluten Beträgen pro Jahr bedeutet. In der Fragerunde ergänzt der Portfoliomanager das Vorgehen im Risikomanagement: „Im Zweifel gehen wir sukzessive raus.“ Man agiere „sehr aktiv“ mit dem Ziel, an verheerenden Marktphasen möglichst nicht teilzuhaben. 9-10% sei „in normalen Märkten“ der maximale Verlust vom Höchststand, mit dem die Stiftung kalkulieren müsse. Gegenüber dem Ausschreibungszeitpunkt im Herbst habe man bewusst nichts am Portfolio verändert, würde allerdings mit einer Idee weniger Aktien operieren. Man setze auf ein besonders solides Rentenportfolio mit einem durchschnittlichen Rating von A- (Investmentgrade). Der Einstiegzeitpunkt sei schwierig, eine deutliche Marktkorrektur sei zwingend nötig; bisher seien die Märkte noch nicht tief genug gefallen. Es könne noch mal 30-50% nach unten gehen. Das Bewertungsniveau sei „absurd“. „Wir bräuchten minus 50%, damit die Aktien wieder vernünftig bewertet wären.“ Bei High-Yield-Bonds seien die Risikoaufschläge nicht angemessen. Hier sähe man steigende Risikoaufschläge. Umgekehrt glaubt die Bank, dass die Schwellenländer ihre Korrekturen hinter sich hätten. Dort halte man die Ausfallrisiken für geringer als in den meisten Staaten der westlichen Welt.

Keine Rohstoffpositionen

Der Rohstoffmarkt sei schon längere Zeit ein ausgeprägter „Bärenmarkt“, dies sei fundamental durch China begründet. Daher sähe man auch keine expliziten Rohstoffpositionen vor. Gold sieht die Bank „nur bis zu einem gewissen Punkt als Rohstoff“. Eher als „echtes Cash ohne Ausfallrisiko und als Versicherungsbaustein, den wir auch berücksichtigt haben“. Doch was ist, wenn das pessimistische Szenario der Bank nicht eintrifft? Dann ändere man die Positionierung, man sei offen und willens, auf veränderte Bedingungen zu reagieren. Doch man sei von der eigenen Sichtweise sehr überzeugt: „Wir müssen ja erst mal die geschaffenen Blasen zurückführen und verarbeiten.“ Zugegebenermaßen habe die antizyklische Positionierung in vergangenen Jahren Performance gekostet. Im Aktienuniversum Europa und USA disponiere man selbst, Schwellenländeranlagen überlasse man dagegen Drittmanagern. Anleihen wiederum „machen wir komplett selber.“ Im Rentenbereich lege man den Großteil in US-Dollar an. „Das hat zuletzt gut funktioniert.“ Bei Schwellenlandwährungen habe man eine relativ hohen Anteil Namibia, dort würden die Risiken „sehr, sehr gut bezahlt“. Grundsätzlich meide man aber „hoch volatile Themen“ und investiere eher in den Ungarischen Forint oder Polnischen Zloty. Diese Herangehensweise benötige eine höhere Toleranz für Schwankungen. „Die aber kann eine Stiftung aushalten.“

60 Mandate in der Verwaltung

Der Anlageausschuss der Bank für Kirche und Caritas bestehe aus sieben Personen, die allesamt im Portfoliomanagement beschäftigt seien. Man treffe die Entscheidungen in kleinen operativen Runden. „Unsere Hauptkunden sind extrem risikoavers, was Ausfallrisiken angeht“, und sie würden sehr langfristig denken. Kontaktperson wäre ein Kundenbetreuer, „der die Dinge im Alltag leitet.“ Knapp 60 Mandate würden im Haus verwaltet, die Höhe des betreuten Vermögens wolle man aber für sich behalten. Die Größenordnung des Stiftungsmandats sei „gerade so an der Schwelle dessen, was für uns Sinn macht. Wir machen individuelle Mandate normalerweise ab 2,5 Mio. Euro“. In der Tischvorlage hat die Bank dann einen Vergleich von Vermögensverwaltungsmandat und Mischfonds vorgenommen, den sie nun erläutert. Der Fonds reduziert Buchungsaufwand und Komplexität und bietet Vorteile bei der Bilanzierung. Das individuelle Mandat lässt eine Mitbestimmung der Ablagepolitik, ein individuelles Reporting, eine individuelle Ausschüttungspolitik und die Umsetzung einer individuellen Nachhaltigkeitsphilosophie zu.

Fazit:
Die Bank für Kirche und Caritas gibt eine fulminante Vorstellung. Eigenständiges Denken und Handeln auch jenseits des Marktkonsenses wird hier großgeschrieben. Die Zeiteinteilung gibt genügend Raum für Nachfragen der Stiftungsvertreter. Alle Fragen werden dezidiert beantwortet, das stiftungsspezifische Anlagewissen ist zweifelsohne fundiert. Jedoch besteht das Risiko für den Kunden, dass diese Marktmeinung nicht aufgeht. Er muss also gute Nerven mitbringen, denn vor Verlusten schützt im Kern nur das aktive Portfoliomanagement. Insgesamt eine der guten Leistungen im Rahmen des Beauty Contests.

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