Die Offerte der Spezialisten
Überraschend kurz handelt die Sozialbank in ihrem Vorschlag das Thema Stiftungsgründung und -betreuung ab. Das stimmt ein wenig nachdenklich, da sie ja gerade betont, dass Stiftungen zu ihrer Hauptklientel zählen. Allerdings umfasst dieser Fokus wohl im Wesentlichen den finanziellen Teil, während die flankierenden Services von einer Firmentochter und Experten ihres Netzwerkes übernommen werden.
Das ist bei anderen Banken und Vermögensverwaltern zwar auch so. Dennoch haben sich diese teilweise deutlich intensiver mit den Themen auseinandergesetzt. Zumal die Stifter hier ebenso auf Unterstützung angewiesen sind wie in den Fragen der Geldanlage.
Nur Pflicht, keine Kür
Es drängt sich ein wenig der Eindruck auf, dass mit gerade einmal drei Seiten zu Stiftungsgründung und -betreuung ein Pflichtteil abgeliefert wurde und es nicht zur Kür gereicht hat. Die mitgelieferten, recht standardmäßig wirkenden Muster zu Stiftungssatzung und Anlagerichtlinie machen diesen Eindruck auch nicht wirklich wett.
Das trifft auch auf die Frage des Stiftungssitzes zu. Wo sich Mitbewerber echt Gedanken gemacht und das Für und Wider unterschiedlicher Sitze abgewogen haben, wird hier schlicht Köln empfohlen, da es der Wohnsitz der Stifter ist.
Eindeutiger Standpunkt zur Verbrauchsstiftung
Etwas diskutiert die BfS das Thema Ewigkeits- oder Verbrauchsstiftung. Man empfiehlt, das komplette liquide Vermögen von 3,5 Millionen Euro als Stiftungskapital festzulegen. Die Begründung folgt: „Diese Empfehlung ergibt sich, da eine jährliche Mindestausschüttung i. H. v. 50.000 EUR sowie der reale Werterhalt nach der Auflösung der Verbrauchsstiftung und einem dadurch deutlich gesunkenen Gesamtkapitalstock aus unserer Sicht nicht garantiert werden kann.
Eine Verbrauchsstiftung wäre unter diesen Voraussetzungen nicht zielführend und würde zusätzlichen Verwaltungsaufwand verursachen.“
Vermögensverwaltung mit Gemeinwohlinvest
Dennoch bietet die Sozialbank zwei verschiedene Anlagestrategien an – sowohl mit als auch ohne Verbrauch. In beiden Fällen wird die hauseigene Anlagevariante „Gemeinwohlinvest“ als Wachstums-Strategie empfohlen. Dabei handelt es sich um eine Vermögensverwaltung speziell für gemeinnützige Organisationen, die transparenten, gemeinnützigkeitsrechtlichen und nachhaltigen Investmentkriterien entspricht.
Ein QR-Code verweist auf die „Einzigartigkeit“ von Gemeinwohlinvest. Schade, das hätte man auch direkt mitteilen können. So bleibt alles sehr im Allgemeinen und es entsteht zunächst der Eindruck, dass die Sozialbank eher ein Standardprodukt als ein auf die konkrete Stiftung zugeschnittenen Vorschlag offeriert.
Zwei Anlagestrategien
Danach geht es dann doch um einen konkreten Anlagevorschlag. Erst hier fasst die Bank die Anforderungen der Ausschreibung zusammen, allerdings sehr knapp. Bei einer Teilverbrauchsstiftung von 2 Millionen Euro Stiftungs- und 1,5 Millionen Euro Verbrauchskapital erwarten die Bank eine Netto-Rendite von 2,9 Prozent p.a. bei einer Volatilität von erwartet 8,5 Prozent. Im Jahr 2022 sollen damit über 126.000 Euro ausgeschüttet werden können, im Jahr 2046 würde dieser Betrag auf knapp 47.000 Euro zurückgehen.
Bei einer Ewigkeitsstiftung würden Rendite und Volatilität ähnlich ausfallen wie beim Teilverbrauch. Dagegen würden die Ausschüttungen ansteigen: von gut 51.000 Euro im Jahr 2022 auf fast 74.000 Euro im Jahr 2046.
Das wünschen sich die Stifter ins spe
- Stiftung mit Namen "Money Kids" oder "Money Kings" will für mehr Finanzbildung an Schulen sorgen
- 3,5 Millionen Euro liquide Mittel und Jahresmieteinkünfte einer Immobilie in Höhe von 108.000 Euro stehen dafür zur Verfügung
- gewünscht ist ein Anlagekonzept mit erwarteten Ausschüttungen von mindestens 50.000 Euro pro Jahr, dem Vorgehen beim Investieren sowie einer international ausgerichteten und diversifizierten Anlage
- Hilfe bei der Stiftungsgründung und -verwaltung
- Empfehlung, ob eine Ewigkeits- oder Verbrauchs- bzw. Hybridstiftung gegründet werden soll.
Investitionen in zwei Töpfe
Um dem Spannungsfeld zwischen Kapitalerhalt und der Generierung von Erträgen Rechnung zu tragen, erfolgt die Investition des Gesamtvermögens in zwei virtuell getrennte Vermögensteilen – in Basis- und Rücklagentopf – mit verschiedenen Investitionsschwerpunkten und Zielen.
Im Basistopf würde in 40 Prozent Aktien und 60 Prozent Anleihen investiert und damit der nominale Kapitalerhalt sichergestellt. Der Rücklagentopf hingegen dient der langfristigen Ertragsoptimierung und dem realen Kapitalerhalt. Um dieses Ziel zu verwirklichen, setzt die Bank hier auf eine renditeorientierte Anlagestruktur von bis zu 100 Prozent Aktien. Während der Basistopf bereit gestreut investiert, beschränkt sich der Rücklagentopf zu 100 Prozent auf Aktien Europa.
Breite Streuung
In zwei getrennten Anhängen werden die Strategien „Ausgewogen“ und „Wachstum“ detailliert erläutert. In der von der Bank empfohlenen Wachstums-Strategie sind auf der Aktienseite 15 Prozent Europa, 15 Prozent weltweit und 10 Prozent Emerging Markets vorgesehen. Bei den Anleihen dominieren mit jeweils 15 Prozent Unternehmensanleihen der Eurozone und USA, ergänzt durch Green Bonds, Anleihen Schwellenländer und europäische Staatsanleihen (jeweils 10 Prozent).
Die Bank antwortet nicht auf unsere Fragen. Deshalb können wir hier nichts nennen.
Die Bank antwortet nicht auf unsere Fragen. Deshalb können wir hier nichts nennen.
Kontakt
Thorsten Elfers
Abteilungsleiter Kundenwertpapiergeschäft
0221/97356-188
t.elfers@sozialbank.de
Carsten Graßhoff
Teamleiter Institutionelle Wertpapierberatung
0391/59416-560
c.grasshoff@sozialbank.de
Oliver Lauter
Vermögensverwalter
0221/97356-139
o.lauter@sozialbank.de
Zusatzinfos
Honorar: | 1,12 % p.a. |
Strategische Asset Allocation: | Basistopf: 40 % Aktien, 60 % Anleihen; Rücklagentopf: 100 % Aktien |
Renditeerwartung: | 2,9 % netto |
Risikokennzahl(en): | erwartete Volatilität: 8,5 % p.a. |
Inflationserwartung: | k.A. |
Vorschlag für den Stiftungssitz: | Köln |
Fazit: Der Vorschlag der Bank für Sozialwirtschaft ist nicht schlecht, geht aber zu wenig auf die individuellen Wünsche der Stifter ein. Die empfohlene Anlagestrategie Gemeinwohlinvest als Standardprodukt für gemeinnützige Einrichtungen hat zweifellos Qualität, wirkt aber kaum auf das konkrete Stiftungsvorhaben zugeschnitten. Das trifft auch auf die angeforderte Unterstützug bei Stiftungsgründung und -betreuung zu. Von einer Bank mit Fokus auf Stiftungen war da mehr zu erwarten.
Mit dieser Leistung gelingt im Wettbewerbsumfeld der Einzug in die Endrunde nicht.