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Kreissparkasse Köln, Stiftungsmanagement 2021, Qualifikation

Eine Mail muss reichen

Wie schlägt sich die Kreissparkasse Köln im Markttest Stiftung der Prüfinstanz? Copyright: Verlag Fuchsbriefe
Nur eine Stunde Autofahrt entfernt von Olpe liegt die Rhein-Metropole Köln. Wenig verwunderlich also, dass die Deutsche KinderhospizStiftung mit Sitz in Olpe sich auch in der Nähe nach einer Bank für ihr Vermögen umschaut. Das Erlebnis mit der Kreissparkasse Köln dürfte dabei einmalig sein.

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Das dachte sich auch die Deutsche KinderhospizStiftung aus Olpe und kontaktierte daher die Kreissparkasse Köln. Sie wollte wissen, ob die Kölner denn etwas Gutes in der Nähe anbieten könnten.

Zur Erinnerung: Die Deutsche Kinderhospiz Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung, die auf der Suche nach einem neuen Vermögensverwalter ist. 2 Mio. Euro gilt es anzulegen, nachhaltig und mindestens kapitalerhaltend. Ausschüttungen und Erträge sind nicht nur erwünscht, sondern werden für den Stiftungszweck dringend benötigt. Zudem steht die Anlagerichtlinie auf dem Prüfstand. Ist sie noch zeitgemäß? Die Stiftung weiß es nicht und fragt bei den Profis nach.

Eine Mail als Anlagevorschlag

Die Kreissparkasse Köln kommt formal gesehen mit dem ungewöhnlichsten Anlagevorschlag im ganzen Rating. Statt einer Präsentation oder Broschüre gibt es eine lange Mail. Der Kunde ist irritiert, liegt doch der Standard im Private Banking längst woanders. Aber gut, beginnen wir mit der Lektüre trotz eigensinniger Präsentation.

Während andere Häuser Anlagevorschläge oftmals mit einer Selbstvorstellung einleiten, lässt die Kreissparkasse Köln diese komplett weg. Nach der freundlichen Begrüßung zu Beginn der Mail folgt mit der Überschrift „Anlagevorschlag“ ohne Umschweife und Leserführung der Einstieg in die Empfehlungen.

Anlageempfehlung in drei Investmentfonds

Das mitgebrachte Vermögen von 2 Mio. Euro reiche laut den Kölnern nicht aus, um eine breite Streuung auf Einzeltitelbasis zu erreichen. Beispielsweise sei bei vielen Anleihen die Mindestanlagesumme bei 100.000 Euro, erklären die Rheinländer. Sie empfehlen der Stiftung daher stiftungsgeeignete Investmentfonds. Die Begründung ist der Stiftung zwar nicht schlüssig, schließlich hat sie bei anderen Wettbewerbern bereits gute Vorschläge auch auf Einzeltitelbasis bekommen, aber an Investmentfonds ist prinzipiell erstmal nichts auszusetzen.

Die Kreissparkasse Köln empfiehlt der Stiftung die Aufteilung in drei Investmentfonds. Der Löwenanteil (40% des Anlagevorschlags) soll in den Flossbach von Storch Stiftungsfonds fließen. Dieser würde seit Jahren in Ratings Spitzenplätze einnehmen. Viel mehr wird sie aus der E-Mail nicht erfahren. Und kann die Stiftung mit drei Fonds ausreichend diversifiziert sein?

Chancenanteil deutlich erhöhen

Dieser Fonds wäre mit der bestehenden – defensiv ausgerichteten – Anlagerichtlinie konform. Laut der bestehenden Anlagerichtlinie sind chancenorientierte Investments bis 40% des Vermögens zulässig. Der FvS-Fonds kommt auf 35%. Im aktuellen Kapitalmarktumfeld ist allerdings mit einer so niedrigen Quote nicht viel Rendite zu holen. Also schlagen die Rheinländer noch die Anlage in einem Aktienfonds und in einem Immobilienfonds vor. Summa summarum würde die Stiftung so am Ende eine Vermögensaufteilung in 54% chancenorientierten Anlagen, 24% sicherheitsorientierten Anlagen und 20% Immobilienanlagen erhalten. Blieben zwei Prozent übrig als Cashreserve? Der Vorschlag schweigt darüber.

Für eine konservative Stiftung ist das eine mutige Aufteilung. Die bisherige Anlagerichtlinie gibt das auch garnicht her. Zumal es formbedingt kaum Herleitungen oder dergleichen zu erfahren gibt. Die Stiftung erfährt nicht, wie so ein Portfolio im historischen Vergleich performte, was für Risiken sie damit eingeht, noch bekommt sie eine Übersicht über die Fonds, deren Strategien usw. Es bleibt nebulös und intransparent.

Moderate Renditeerwartung

Als durchschnittliche Renditeerwartung soll bei dieser Aufteilung 4,10% p.a. rausspringen. Die Ausschüttungsquote wird bei 1,72% taxiert. Dafür, dass der Risiko-Anteil so hochgefahren werden soll, klingt das erstmal nach nicht sonderlich viel. Auch wäre es interessant zu erfahren, was das absolut heißt. Keine Infos! In der All-in-Pauschale würde das die Stiftung 0,45% p.a. kosten. Daneben gibt es auch noch ein Einzelabrechnungs-Modell. Was davon jetzt für die Stiftung geeigneter wäre, verraten die Kölner nicht.

Zum puncto nachhaltige Geldanlage erfährt die Stiftung, dass die Kölner Kreissparkasse das Thema sowohl im Unternehmen als auch bei der Beratung lebt. Klingt super! Doch was die Bank damit meint, verrät die Mail leider nicht. Sie sei im Nachhaltigkeits-Beirat der Bundesregierung vertreten und erhalte stets gute Bewertungen. Klingt auch gut, aber ohne Belege, oder konkrete Verweise dazu, wie das der Stiftung zugutekäme, sind die Informationen nutzlos. Lediglich mit dem Hinweis darauf, dass alle Produkte einem Nachhaltigkeitsfilter unterzogen werden würden, kann die Stiftung vage etwas anfangen. Doch welcher Nachhaltigkeits-Filter? Wie wirkt sich das auf das Portfolio aus? Vielleicht im Vergleich zu einem anderen? Sie ahnen es … so viel Platz hatte die Mail offenbar nicht.

Extra-Services für Stiftungen

Interessant für die Stiftung sind zu guter Letzt die Services der Bank. Die Kreissparkasse Köln wirbt dafür, dass Sie sich in Kundengesprächen, die sich mit Nachfolgeplanungen beschäftigen aktiv auch Zustiftungen empfiehlt. So käme die Stiftung an zusätzliche Gelder. Auch bei Veranstaltungen sei man gern der Stiftung behilflich. Das ist nett, doch das Ruder rumreißen kann es nicht. Auch der Verweis, dass einer der Stiftungsvorstände schon zu Gast gewesen wäre, erinnert zwar an Kölsche Klüngel, ist aber in dem Fall kein Argument für eine Mandatserteilung.

Am Ende der Mail ist das herausgekommen, was schon beinahe zu erwarten war: Der Anlagevorschlag ist oberflächlich, intransparent, geht ungenügend auf die Kundenwünsche ein und missachtet sämtliche Standards im Private Banking. Die Stiftung sieht, dass der Berater die Ausschreibung gelesen hat und „irgendwie“ darauf eingeht. Doch Präsentation und inhaltliche Tiefe sind eher ein Schlag ins Gesicht.

Fazit: Das Gute an Mails ist, dass man sie schnell lesen kann. Die Zeit die die Stiftung in die Lektüre investieren muss, ist daher zum Glück gering. Ein wenig fassungslos fragt sich der Leser, ob der Kölner Berater wirklich dachte, mit so einer Leistung einen Zuschlag bekommen zu können. Durchgefallen auf ganzer Linie!

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