Gut, aber ohne Fokus auf Stiftungen
Das Global Wealth Management der UBS Switzerland AG liefert einen ordentlichen Anlagevorschlag ab. Er ist mit alles in allem 35 Seiten vom Umfang her leicht überschau- und gut handhabbar. Die einzelnen Seiten sind inhaltlich nicht überfrachtet und grafisch passabel aufbereitet. Ab und an hätte man sich statt der englischen deutsche Begriffe gewünscht, aber das ist in einer globalisierten Branche wie den Banken wahrscheinlich nicht üblich und sicher auch Geschmackssache. Dass “Bonds” Anleihen sind und “Equities” Aktien hat Google verraten.
Es gefällt, dass sich die Bank zunächst angemessen vorstellt, da wir bislang nicht sehr viel über die UBS Schweiz wissen. 800 Geschäftsstellen mit 61.000 Mitarbeitern in 56 Ländern: Das ist schon eine Hausnummer! Und drei Billionen Schweizer Franken an verwaltetem Vermögen ist ebenfalls eine beeindruckende und in gewisser Weise beruhigende Größenordnung. Fünf Auszeichnungen als “Best Global Private Bank” in den letzten sieben Jahren deuten darauf hin, dass sie etwas von ihrem Geschäft versteht. Vorschusslorbeeren gibt es allerdings nicht. Beruhigend auch, dass das Institut offenbar mit einer Kernkapitalquote von 13,3 Prozent gut und sicher ausgestattet ist.
100 Prozent Nachhaltigkeit
Warum man als Anleger in die Schweiz gehen sollen: Dieser Teil des Dokuments gerät ein wenig werblich. Geht aber vielleicht auch nicht anders. Jedenfalls ist zu erfahren, dass jeder dritte Vermögende in der Schweiz sein Geld bei der UBS deponiert. Ob da eine Stiftung in guter Gesellschaft ist, wird sich bald herausstellen.
Es entsteht der Eindruck, dass sich die Bank intensiv mit den Wünschen und Anforderungen der Stiftung befasst hat, die sie übersichtlich zusammenfasst. Daraus ableitend schlägt sie eine Vermögensverwaltung mit 100 Prozent Nachhaltigkeitsfokus vor: das UBS Manage ™ Advanced [Sustainable Investing]. Damit könne man ein diskretionäres Portfolio komplett nachhaltig gestalten. Das ist gut, das entspricht dem Wunsch der Stiftung in vollem Umfang.
Portfolio kann angepasst werden
Als Basis dient der UBS House View als strategische und taktische Vermögensallokation, die komplett auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist und sowohl Green Bonds, als auch Anleihen von Entwicklungsbanken und Engagement-Aktienfonds enthält. Bei letzteren wirken Investoren aktiv etwa auf nachhaltige Unternehmensführung ein. Gut so! Zudem gibt es die Möglichkeit das Portfolio an individuelle Wert und Präferenzen anzupassen, was den Vorstellungen der Stiftung ebenfalls entgegenkommt.
Bei der Anlage, ist weiter zu erfahren, kann UBS auf internationale Expertise zurückgreifen. Das hauseigene Chief Investment Office kann bereits auf eine 15-jährige Erfahrung beim nachhaltigen Anlegen zurückblicken und beschäftigt 200 Anlageanalysten, einschließlich eines Teams von Experten, die auf nachhaltiges Anlegen spezialisiert sind. Zudem arbeitet die Bank mit führenden Instituten und ESG-Anlageverwaltern zusammen, wie der Weltbank IBRD (Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) und Federated Hermes.
Nachhaltige Investments performen gut
Da das Thema ESG (Environmental, Social, Governance) nicht komplett bekannt ist, sind die knappen Informationen über diese Anlagekriterien hilfreich, die der Anlagevorschlag enthält. Es freut auch zu erfahren, dass nachhaltige Anlagen - anders als vielfach irrtümlich angenommen - vergleichbare Rendite und Volatilität wie “normale” Anlagen haben. Es ist also nicht nötig auf Ertrag zu verzichten, was im Sinne des Stiftungszwecks wichtig ist. Das Bekenntnis der Bank ist eindeutig: “Wir sind stolz, der erste globale Vermögensverwalter zu sein, der Portfolios, die zu 100% nachhaltig sind, gegenüber traditionellen Investments bevorzugt”, heißt es auf der Website.
Nachdem bekannt ist, wie die strategische und taktische Vermögensallokation bei UBS funktioniert und dass das Anlageuniversum beständig von Experten durchleuchtet wird, so dass Umschichtungen des Portfolios jederzeit möglich sind, geht es an den eigentlichen Anlagevorschlag. Möglich sind die Risikoklassen B (Einkommen), C (Rendite), D (Ausgewogen), E (Wachstum), F (Aktien). Als Anlageinstrumente werden generell Anlagefonds von UBS und führenden externen Anbietern, fondsähnliche Instrumente, börsengehandelte Fonds (Exchange-Traded Funds) sowie strukturierte Produkte verwendet, was aber angepasst werden kann. Mindestanlage in diesem Bereich sind 100.000 Schweizer Franken, abgerechnet wird mit einem Pauschalpreis.
Historische und künftige Betrachtung
Die mögliche und vorgeschlagene Anpassung findet sich auch gleich auf einer der folgenden Seiten. Es wird die Risikoklasse C (Rendite) empfohlen sowie eine globale Aktienanlage in Euro, Schweizer Franken und US-Dollar ohne Hedge Fonds, Rohstoffe und Immobilien. Auch Direktanlagen sind ausgeschlossen. Das ist alles soweit richtig und stimmig. Der beispielhafte Vorschlag umfasst dann vier Prozent Liquidität, 55 Prozent Anleihen und 41 Prozent Aktien.
Die historische Performance des dargestellten Portfolios ist ordentlich: In den letzten fünf Jahren gab es eine kumulative Performance von 22,4 Prozent, aufs Jahr heruntergebrochen von 3,6 Prozent. Das Risiko ist mit 6,1 Prozent pro Jahr auszuhalten. Für die kommenden 15 Jahre wird zudem eine jährliche Performance von 3,1 Prozent bei einem - leicht steigenden - Risiko von 6,7 Prozent prognostiziert.
Was alles fehlt
Obwohl in dem Anlagevorschlag vieles von dem zu finden ist, was erwartet wurde, so fehlt doch auch einiges, das speziell auf Stiftungen zugeschnitten ist. So ist nichts zum Thema Ausschüttungen vorhanden. Wie hoch werden die sein, damit der Stiftungszweck ordentlich erfüllt werden kann? Und - genauso wichtig - was wird die Dienstleistung kosten? Auch danach wird umsonst gesucht. Dabei war ausdrücklich ein Honorarangebot bzw. eine Gesamtkostenübersicht gewünscht.
Vergeblich auch die Suche nach weiteren Dienstleistungen über die reine Anlage hinaus, die das Haus anbietet. Und schließlich wird kein Wort über die gewünschte Diskussion der - veralteten - Anlagerichtlinien der Stiftung verloren.
Services im Rahmen der Stiftungseinrichtung |
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Services im Rahmen der Stiftungsbetreuung |
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Services im Rahmen der Stiftungsverwaltung |
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Mitarbeit in Stiftungsgremien |
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Unterstützung der Geschäftsführung der Stiftung |
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Angebot von Treuhandstiftungen |
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Weitere Services für Stiftungen |
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Seit wann verfügt Ihr Haus über Stiftungskompetenz? |
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Wie viele fremde Stiftungen betreuen Sie? |
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Haben Sie eine eigene Stiftung? |
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Mit welchen Stiftungsaufsichtsbehörden hatten Sie bereits zu tun und kennen deren ggf. spezifische Anforderungen? |
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In welchen Niederlassungen haben Sie Ansprechpartner mit Stiftungskompetenz? |
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Adresse
UBS Switzerland AG
Postfach
8098 Zürich
Website: www.ubs.com
Ansprechpartner
Maximilian Neuschütz
Director Investment Advisor
Global Wealth Management
Germany Intl. Basel
Aeschenvorstadt 1
CH-4051 Basel
+41-61 288 20 33
Fazit: Der Vorschlag ist vom Grunde her gut, aber kaum auf die Bedürfnisse von Stiftungen zugeschnitten. Vielleicht fehlt die Stiftungserfahrung, auf die die UBS auch gar nicht eingeht. Sonst wäre sie sicher auf so elementare Details wie die zu erwartende Ausschüttung und den erforderlichen Kapitalerhalt eingegangen. Zudem wären hier und da weniger Fachbegriffe besser gewesen. Etwas ambivalent fällt die Entscheidung schließlich dahingehend, die UBS Schweiz nicht in die Favoritenliste aufzunehmen
Empfehlung: Um sich für die Endrunde zu qualifizieren, lässt die UBS letztendlich zu viele, auch wichtige Anforderungen der Deutsche Kinderhospiz Stiftung außer Acht.
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