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Spiekermann & Co AG Stiftungsmanagement 2022 Auswahlrunde

Kein Engagement, kein Interesse, keine Idee

Wie schlägt sich Spiekermann & Co. im Stiftungstest der Prüfinstanz? © styleuneed / fotolia.com
Die Spiekermann & Co AG schickt insgesamt vier Flyer als Antwort auf die Ausschreibung für die künftige Stiftung. In keinem einzigen Dokument geht sie auf die Anforderungen ein oder richtet ein Wort an die Stifter. Moment, das stimmt nicht ganz: Sie wiederholt in einem Papier die Ausschreibung, ohne aber in irgendeiner Form darauf einzugehen, geschweige denn Antworten zu geben. Warum, fragt man sich, hat man sich die Teilnahme nicht ganz verkniffen?

Das umfangreichste Dokument, das Spiekermann als Beitrag zur Ausschreibung aussendet, betrifft das eigene Unternehmen. Auf 25 Seiten präsentiert man sich selbst und postuliert dabei: „Von der Kunst, über Geld zu sprechen und dabei an den Menschen zu denken.“ 30 Mitarbeiter an vier Standorten im Nordwesten Deutschlands betreuen etwa 1.750 Mandanten und verwalten mehr als 600 Millionen Euro. Gut zu wissen.

Zusammen mit ausgewählten Partnern könne man Kunden vollumfänglich in Vermögensfragen betreuen. Kein Wort zu dem, was am meisten interessiert: zu Stiftungen.  In sechs Punkten wird der Dienstleistungsanspruch vorgestellt, der Begriffe wie unabhängig, ehrlich, dauerhaft, transparent und diskret enthält. Das alles ist sehr interessant und lobenswert, aber wann – fragt sich der Leser – kommt das Konvolut auf die Punkte, die ihn am meisten interessieren?

Das wünschen sich die Stifter ins spe

  • Stiftung mit Namen "Money Kids" oder "Money Kings" will für mehr Finanzbildung an Schulen sorgen
  • 3,5 Millionen Euro liquide Mittel und Jahresmieteinkünfte einer Immobilie in Höhe von 108.000 Euro stehen dafür zur Verfügung
  • gewünscht ist ein Anlagekonzept mit erwarteten Ausschüttungen von mindestens 50.000 Euro pro Jahr, dem Vorgehen beim Investieren sowie einer international ausgerichteten und diversifizierten Anlage
  • Hilfe bei der Stiftungsgründung und -verwaltung
  • Empfehlung, ob eine Ewigkeits- oder Verbrauchs- bzw. Hybridstiftung gegründet werden soll.

Vergebliches Warten

Um es kurz zu machen: Darauf wartet der Leser vergebens. Zwar erfährt er noch einiges über das Anlageuniversum von Spiekermann, das aus Aktien, Renten und sonstigen Investments wie Gold, offenen Immobilienfonds und Geldmarktinstrumenten zur aktiven Steuerung der Liquidität und der Währungsallokation besteht.

Und auch der Investmentprozess wird anhand von Grafiken recht anschaulich dargestellt. So zeigt etwa ein trichterförmiges Diagramm den Auswahlprozess bei Einzelaktien sowie ein anderes Schaubild das ESG-Screening im Anlageprozess. Aber die drängenden Fragen zur Unterstützung von Stiftungen bei Gründung und Verwaltung bleiben unbeantwortet.

Alles bleibt allgemein

Weitere zum Teil sehr komplizierte und schlecht erfassbare Grafiken befassen sich mit den Themen Vergütung, Onboarding-Prozess und Reporting, die beim Leser mehr Fragen offen lassen als beantworten. So wird etwa ein „transparentes und nachvollziehbares Vergütungsmodell“ angekündigt, ohne konkrete Zahlen. Die Summe von 3,5 Millionen Euro, um die es gehen soll, wird nicht einmal genannt.

In einem zweiten, etwa gleichlangen standardisierten Flyer stellt Spiekermann seinen Stiftungsfonds vor. Auch hier wird in keiner Weise auf die Anforderungen der Stiftung eingegangen, die gegründet werden soll. Es wird aufgelistet, was konservative Anleger sich – angeblich – wünschen und was man für diese zu bieten hat.

Kaum ein Wort zu Ausschüttungen

„Als Mitglied im Bundesverband deutscher Stiftungen bieten wir langjährige Erfahrung in der Betreuung von Stiftungen und konservativen Anlegern sowie ein Netzwerk starker Kooperationspartner (z.B. Refinitiv, ECR, V-Bank...)“ ist der einzige Satz, der zu erkennen gibt, dass man überhaupt über das Thema Stiftungen nachgedacht hat.

Der Vermögensverwalter verspricht mit seinem Stiftungsfonds eine jährliche Rendite von 2 Prozent nach Kosten bei einer jährlichen Volatilität von unter 5 Prozent. Das wäre gut. Dazu komme „eine kontinuierliche und nachhaltige Ausschüttungspolitik.“ Man sehe den Fonds „im oberen Bereich der Vergleichsgruppe Mischfonds defensiv Welt.“ Muss der laienhafte Leser wissen, was damit gemeint ist?

Sehr konservatives Herangehen

Mindestens 70 Prozent des Fondsvermögens, ist weiter zu erfahren, werde in Schuldverschreibungen, Geldmarktinstrumente und Rentenfondsanteile investiert. „Die Anlagerichtlinien des Sondervermögens deckeln den Anteil weiterer Anlageinstrumente auf maximal 30 Prozent des Fondsvermögens. Die Begrenzung beziehe sich auf Investitionen in Aktien, Aktienfondsanteilen und Anteilen an sonstigen Sachwerten (z.B. Gold)“, ist zu erfahren.

Das scheint allerdings sehr konservativ zu sein im Vergleich zu Mitbewerbern, die bis zu 100 Prozent in Aktien investieren wollen. Hier wären ein paar zusätzliche Erklärungen hilfreich gewesen.

Zu wenige Informationen

Was jetzt folgt sind die gleichen Grafiken, wie sie schon im ersten Dokument etwa zu Auswahlprozessen und Nachhaltigkeit verwendet wurden. Bei Durchsicht der Dokumente hätte diese Dopplung eigentlich auffallen müssen, die irgendwie peinlich bis nachlässig wirkt. Was die Ausschüttungen betrifft, gibt es im wesentlichen Zahlen für vergangene Jahre. 2021 lagen sie bei 2,6 Prozent. Keine Herleitung, kein Ausblick für die Zukunft. Auch hier: 6, setzen!

Aktuell (im September 2021) war der Stiftungsfonds von Spiekermann zu 50,09 Prozent in Renten investiert, dazu kamen 30,32 Prozent Fondsanteile, 11,58 Prozent Aktien, 5,59 Prozent Zertifikate und 2,56 Prozent Cash. Ob das Portfolio breit gestreut und diversifiziert ist, wie die Stifter es wollen, bleibt völlig im Dunkeln. Was man nun empfiehlt und was das Ganze kosten würde: Fehlanzeige.

In welchen Niederlassungen haben Sie Ansprechpartner mit Stiftungskompetenz?

Osnabrück, Bielefeld, Münster, Nordhorn

Eine Vor-Ort-Stiftungsbetreuung ist an allen Niederlassungen gewährleistet. Am Hauptstandort Osnabrück werden die stiftungsrelevanten Kenntnisse, Erfahrungen und Kompetenzen gebündelt, so dass den Niederlassungen eine inhaltliche und personelle Unterstützung zur Verfügung steht.

Seit wann verfügt Ihr Haus über Stiftungskompetenz?

Mit Gründung der Spiekermann & CO AG im Jahre 2001 sind erste Stiftungsmandate betreut und begleitet worden. Als ganzheitlich betreuender Finanzportfolioverwalter werden folgende Leistungen als Stiftungskompetenz definiert: - konservative, Substanz erhaltende Anlage im Wege der Vermögensbewirtschaftung - Ermittlung und Formulierung individueller Anlagerichtlinien - auf Stiftungen zugeschnittenes Berichtswesen - Einbringung externer Kompetenzen aus unserem Experten-Netzwerk (Juristen, Unternehmensberatern, Steuerberatern, Wirtschaftsprüfern, erfahrene Vertreter aus Stiftungsgremien sowie Vertreter aus Verbänden) - Begleitung in der Konzeptionsphase: Moderation, Konzeption, Nutzen des Netzwerks, Begleitung zum Thema Anlagerichtlinien. - Begleitung von bestehenden Stiftungen: Moderation, Nutzen des Netzwerks, Berater in Strategiefragen z.B. Ausschüttungspolitik, Überwachungsfunktion für andere Asset-Manager (Evidenzzentrale).

Wie viele fremde Stiftungen betreuen Sie?

15

Wie hoch ist das von Ihnen betreute Stiftungsvermögen?

14 Mio. Euro

Über welche Nachhaltigkeitsexpertise im Bereich der Kapitalanlage verfügen Sie?

Kriterien nachhaltiger Kapitalanlage sind von verschiedenen Instanzen aufgenommen und für die Anlageentscheidungen unseres Hauses adaptiert worden; im Rahmen unserer Anlageentscheidungen nimmt die Untersuchung und Umsetzung von Nachhaltigkeit einen breiten Raum ein.

Grundsätzliche Berücksichtigung der hauseigenen Definition in den Anlagenentscheidungen. Analyse anhand der Plattform von Refinitiv. 

Mit welchen externen Instituten arbeiten Sie im Bereich Nachhaltigkeitsanlagen fest und regelmäßig zusammen?

Refinitiv, UBS-Wealth-Management und ECR Research.

Durch Vereinbarungen geregelt, erhält die Spiekermann & CO AG in der Analyse und im Research Zugriff auf die Expertisen der genannten Institute.

 

Spiekermann bietet Unterstützung ...

... bei der Auswahl des Stiftungszweckes

... bei der Ausarbeitung einer Stiftungssatzung

... bei der Koordinierung von Bankverbindungen

... bei Strategiegesprächen

Arbeiten Sie auf Wunsch in Stiftungsgremien mit?

Ja, auf Wunsch oder auch auf Anraten hin sind Mitarbeiter in diversen Gremien vertreten und tätig.

Bitte benennen Sie - wenn vorhanden - weitere, bisher nicht genannte Services für Stiftungen und Stifter.

Ausrichten und Organisieren von Veranstaltungen und Meetings

Vom regionalen ganztägigen Stiftungstag bis hin zum Stiftungsfrühstück. Ziel ist es Mehrwerte zu generieren. Durch Gewinnung von Referenten mit Spezialwissen neue stiftungsrelevante Themen aufzugreifen oder auch eine Plattform für den Erfahrungsaustausch zu schaffen.

Kontakt

k.A.

Zusatzinfos:

Honorar: k.A.
Strategische Asset Allocation: 50,09 % Renten, 30,32 % Fondsanteile, 11,58 % Aktien, 5,59 % Zertifikate und 2,56 % Cash
Renditeerwartung:  2 % nach Kosten
Risikokennzahl(en):  jährlichen Volatilität von unter 5 Prozent
Inflationserwartung: k.A.
Vorschlag für den Stiftungssitz: k.A.


Was, um alles in der Welt, soll man zu einem solchen „Angebot“ sagen? Der Leser ist ratlos. Weder werden die Wünsche und Anforderungen der künftigen Stiftung aufgegriffen, noch wird Unterstützung angeboten oder ein individuelles Angebot für die Vermögensverwaltung unterbreitet. Wenn ein Synonym für „von der Stange“ gefunden werden müsste, könnte man Spiekermann dafür nehmen. Kein Engagement, kein Interesse, keine Idee: Das wäre das Resumee.

Ohne Worte.

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